1489 - Die Männerfalle
sich zu mir um. Plötzlich konnte sie lächeln. Nur war das nicht eben freundlich. »Ja, ich gehe mit Ihnen, John, sogar sehr gern. Wir werden viel Spaß im Dark Room haben.«
»Genau das denke ich auch…«
***
Jane Collins blieb für eine Weile vor der Treppe stehen, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Der Weg führte in den Keller, dem Dark Room entgegen, aber von einer absoluten Dunkelheit konnte man hier keinesfalls sprechen.
Alles wirkte auf eine bestimmte Art grau und auch schmutzig. Die einzelnen schwachen Lampen waren so verteilt, dass es zwischen ihnen dunkle Inseln gab, die Jane Collins auf dem Weg nach unten durchqueren musste.
Sie gab sich einen Ruck. Die Waffe ließ sie noch im hinteren Hosenbund stecken. In diesem Haus gab es zwei Welten. Eine, in der das pralle Leben regierte, und eine zweite, die in der Dunkelheit verborgen lag und das Grauen in sich barg.
Der Dark Room wurde auch die Männerfalle genannt, und Jane fragte sich, was sie dort erwartete. Eric Gubo hatte dem Dark Room blutend entfliehen können, und die Wunden hatte er sich bestimmt nicht selbst beigebracht. Da lauerte das Grauen, sodass sich Jane bereits auf blutgierige Vampire einstellte.
Die Treppe war recht gut zu begehen. Dennoch gab Jane acht. Sie wollte nicht stolpern und fand an der rechten Seite einen dünnen Handlauf aus Eisen. Er gab ihr den nötigen Halt, den sie brauchte, und sie lauschte in die Tiefe hinein.
Dort war nichts zu hören. Eine für sie schon tödliche Stille breitete sich aus.
Sie schlich weiter und hielt dabei so oft wie möglich den Atem an.
Niemand sollte auf sie aufmerksam werden.
Ohne dass ihr etwas geschehen wäre, erreichte sie das Ende der Treppe und blieb zunächst stehen. Kalt rieselte es ihren Rücken hinab. Das lag nicht nur an der hier unten herrschenden Kälte. Sie fühlte sich alles andere als gut und fragte sich, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Ein Zurück gab es nicht. Caroline hatte die Tür sicherlich hinter ihr verschlossen, und so musste sie auf sich selbst vertrauen, denn von John war nichts zu sehen gewesen. Auch um ihn machte sich die Detektivin Sorgen.
Sie kam sich vor wie ein Standbild, als sie mit gespannten Sinnen in die Dunkelheit horchte.
Kein Geräusch, das ihr verdächtig vorkam. Das Schweigen im Keller, dessen Ausmaße sie nicht kannte, weil nichts zu sehen war. Das änderte sich, als sie weiterging.
Jane musste einen für sie nicht sichtbaren Kontakt berührt haben, denn plötzlich erlebte sie das gleiche Phänomen wie zuvor auf der Treppe. Es gab Licht, und dieses Licht war ebenso kalt wie das an den Stufen.
Eine Lampe hatte Jane nicht mitgenommen. Sie ärgerte sich jetzt darüber, aber sie konnte sich auch keine herbeizaubern und musste sich mit dem begnügen, was das Licht ihr bot.
Es gab hier Verliese und Zellen.
Zuerst wollte sie es nicht glauben, aber der Widerschein des Lichts fing sich tatsächlich auf etwas, das aus Metall bestand.
Sie lachte leise vor sich hin, auch, um sich selbst Mut zumachen.
Auf eine der Zellen ging sie zu und warf einen Blick in die Lücken zwischen den Stäben.
Hier konnte der Kunde das bekommen, was man in der Sado-Maso-Szene benötigte.
Leder, Masken, Fesseln und Ketten.
Auch in der zweiten und dritten Zelle entdeckte sie diese Instrumente. Sogar eine Liege an vier Ketten hing von der niedrigen Decke herab, auf der sich der Gast lang ausstrecken konnte.
Immer wieder verlosch das Licht, wenn sich Jane aus dem Kreis wegbewegte. Ein oder zwei Schritte weiter strahlte dann eine neue Lampe auf und ließ die Dunkelheit fahl und zugleich grau werden.
Sie hatte damit gerechnet, hier unten nicht allein zu sein. Bisher war ihre Rechnung nicht aufgegangen, aber das konnte sich leicht ändern, wenn die Männerfalle erst mal zuschnappte.
Noch war alles recht harmlos. Sie konnte sich bewegen, ohne dass sie angegriffen wurde.
Ihre Vorsicht schlief trotzdem nicht ein. Auf ihrem Rücken lag eine zweite Haut wie ein dünner Film. Sie atmete so leise wie möglich.
Bis sie etwas hörte!
Jane stoppte, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Ihr Magen verkrampfte, hinter ihrer Stirn begann es zu klopfen. Sie spürte den leichten Schweißfilm auf den Lippen und konzentrierte sich auf das, was sie soeben gehört hatte.
Jetzt war es wieder still.
Sie schluckte ihren Speichel, der leicht bitter schmeckte. Ihr Herz schlug schneller und lauter als gewöhnlich. Jedenfalls kam es ihr so vor, und sie ging noch einen
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