1490 - Endstation Sol
Schließlich sagte er: „Es behagt mir trotzdem nicht, daß du auf dem Solsystem als Ort der Übergabe bestehst. Die Herren der Straßen können dies als Hybris auffassen."
„Das Solsystem ist der einzige Ort, wo wir vor Monos sicher sind", behauptete Daarshol. „Wir können lediglich den Herrn der Straßen insgesamt trauen, und sonst niemandem. Ich muß auf dieser Bedingung bestehen."
Peeroush mußte Daarshol recht geben. „Du hast mich umgestimmt", sagte Peeroush, war aber immer noch nicht recht glücklich über seine Entscheidung. Er hätte eine Lösung bevorzugt, die nicht so sehr nach Erpressung geschmeckt hätte. Er sah aber ein, daß es unter den gegebenen Umstände keine Alternative gab. „Laß mich nur machen, Peeroush", sagte Daarshol zum Abschied. „Ich nehme alles auf mich und sorge für den Kontakt. Vielleicht bist du schon in wenigen Tagen der neunte Herr der Straßen, mein Freund."
Peeroush sagte dazu nichts. Bei sich dachte er aber, daß Daarshol mit seiner letzten Bemerkung den endgültigen Beweis geliefert hatte, nicht mehr bei Verstand zu sein.
8. Wello Banir
Die beiden Multi-Cyborgs, die ihn aus seinem Quartier holten, sagten lediglich: „Im Namen der Herren der Straßen: Mitkommen."
Sie nahmen ihn in die Mitte und brachten ihn zur großen Pyramide.
Für Peeroush war es wie ein Gang zu seiner Hinrichtung.
Auf dem Weg durch Thakarach kamen sie an keine Kontrollstellen, und Peeroush konnte auch keinen einzigen Robot-Trupp entdecken. Die Razzien waren eingestellt worden. Wozu sollte man sie auch fortsetzen? Die Schuldigen waren dingfest gemacht worden.
Peeroush hatte nicht einmal mehr Gelegenheit gehabt, sich mit Daarshol in Verbindung zu setzen. Aber keine Frage, daß der ehrgeizige Supremator sein Vorhaben verwirklicht und Kontakt mit dem Solsystem aufgenommen hatte. Das Ergebnis seiner Bemühungen bekam Peeroush nun zu spüren.
Die Multi-Cyborgs nähmen einen Seiteneingang in die Pyramide. Durch diesen gelangten sie in einen schräg aufwärtsfuhrenden Antigravschacht. Nach kurzer Schwebefahrt stießen sie Peeroush durch eine Energiewand und überließen ihn sich selbst. „Da bist du endlich!" Vor üim stand Daarshol mit ausgebreiteten Armen und sah ihn triumphierend an. „Ich dachte schon, du würdest überhaupt nicht kommen."
„Was hat das zu bedeuten?" fragte Peeroush verwirrt. „Was denn schon", sagte Daarshol amüsiert. „Der weise Herr Wello Banir hat uns ins Solsystem eingeladen."
„Das glaube ich nicht", entfuhr es Peeroush. „Ich hatte mit dem Leben bereits abgeschlossen."
„Das war voreilig", sagte Daarshol. „Jetzt beginnt erst das wahre Leben. Wir werden an die Spitze der Machtpyramide gelangen; mein Freund. Weißt du, was das für ein Raum ist? Natürlich nicht. Aber ich kann es dir sagen. Es ist der Transitraum für die Herren der Straßen." Er sprach wie ein-Fremdenführer und deutete zu einem Transmitter mit doppelt mannshohen Begrenzungssäulen. „Hierher lassen sich die Herren der Straßen von Bord ihrer Schiffe abstrahlen, und von hier kehren sie auch wieder dorthin zurück. Der weise Herr Farlon Stretter wurde übrigens bereits von Schotschi abberufen - gleich nachdem ich Kontakt mit dem Solsystem hatte. Man könnte auch meinen, daß er Fersengeld gegeben hat."
„Du solltest nicht so überheblich sein, Daarshol", sagte Peeroush unbehaglich. „Frechheit siegt", erklärte Daarshol großsprecherisch. Er zuckte leicht zusammen, als hinter ihm ein leises, knisterndes Geräusch ertönte. Er wirbelte herum, beruhigte sich aber sofort wieder, als er erkannte, daß das Knistern von der Aktivierung des Transmitters stammte. Zwischen den beiden Säulen spannte sich ein schwarzes, waberndes Energiefeld. „Das Tor zur Macht ist offen, Peeroush, treten wir hindurch", verkündete Daarshol und bestieg die Transmitterplattform. „Fölge mir auf den Fuß, bevor es sich die Herren der Straßen anders überlegen."
Daarshol tat den entscheidenden Schritt und verschwand im Transmitterfeld. Peeroush folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Er konnte nicht glauben, daß es so einfach sein sollte, in den Kreis der acht Mächtigen treten zu dürfen. Aber dann überwand er sich und schritt ebenfalls durchs Transmitterfeld.
Im nächsten Augenblick befand er sich in der Empfängerstation. Der Raum, in dem er materialisierte, war sehr knapp bemessen und bot zwei Cantaro kaum ausreichend Bewegungsfreiheit. Der Nakk, der außer Peeroush und Daarshol noch anwesend war,
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