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1491 - Transit nach Terra

Titel: 1491 - Transit nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Meister bequemt sich auch schon!" polterte Wenald von seinem Sessel aus. „Wieder verschlafen, was?"
    „Schon gut", wehrte Lindorn den Vorwurf seines alten Freundes ab. „Gerade du splltest lieber den Mund halten. Ich stecke nur vorübergehend in der Krise."
    Wenald war ein mittelgroßer, rothaariger Mann. Er sah aus wie die Bequemlicheit selbst, ein bißchen rundlich, mit gutmütigem, kantigem Gesicht. Wie lange kannte er ihn schon? Seit zwanzig Jahren ... mindestens. Dabei war ihm, als würde er Wenald zweitausend Jahre kennen.
    Seine Augen waren kristallglitzernde Facetten, die einwandfrei bis in den Atomarbereich sahen. In den Brauen saßen syntronische Schnittstellen; damit konnte sich Wenald in Savannas Denkvorgänge integrieren.
    Lindorn nahm ein paar Bissen Fisch, aß dazu eine Schale von dem raffinierten Dessert, das von Akon nach Terra eingeführt wurde, und beendete das Frühstück. „War das schon alles?" mokierte sich Wenald nochmals. „Und wenn es dir zehnmal nicht paßt: ja! Du gehst mir auf die Nerven."
    „Sei nicht so streng mit ihm, Frank." Mnestia sah ihn mit freundlichem Spott ah. „Wenald will nur dein Bestes..."
    „Ach was." Lindorn grinste zum erstenmal an diesem Morgen. „Er will bloß nicht, daß sein eigener Freßtrieb so auffällt."
    Ein protestierender Aufschrei. Doch Lindorn kümmerte sich nicht darum. Er starrte durch das Holofenster hinaus in den ewigen Eissturm, der die Antarktisstation umtoste. Schnee prasselte gegen das Plastmaterial, erwärmte sich und glitt schlierig ab. „Nachdenklich?" fragte Mnestia. „Ja", antwortete er einsilbig.
    Mit einem Blick musterte er ihre altes, faltiges Gesicht, doch dann wandte er sich wieder dem wirren Treiben des Sturmes zu. Er sprach kein Wort mehr. Servicerobs räumten die Essensreste ab. „An die Arbeit", meinte Wenald schließlich. „Ich habe mir für heute ein umfangreiches Pensum gesetzt."
    „Ich nicht", antwortete Mnestia lächelnd, „aber ich komme trotzdem mit. - Frank?"
    „Ich komme auch." Er erhob sich und trottete hinter den beiden her. Was war bloß los? Sein Leben lang war er glücklich gewesen, und die Station in der Antarktis bedeutete eine höchst erfolgreiche Station seines wissenschaftlichen Lebens.
    Sie passierten den Reaktor und das robotische Servicecenter. Zuletzt betraten sie den eigentlichen Forschungstrakt, eine riesige Anlage, die aus vier höchsttechnisierten Hallen bestand.
    Gleich in der ersten Anlage fing Savanna ihn ab.
    Ein Ableger der semitelepathischen Syntronik stand am Eingang der Forschungsabteilung. „Ich spüre, daß etwas mit dir nicht stimmt", stellte der kleine rollende Kasten fest. „Warum bist du unzufrieden, Frank? Dips ist das Paradies. Es darf keine unzufriedenen Menschen geben."
    Lindorn wußte das. „Schon richtig", gab er zurück. „Nur, Savanna... Was willst du dagegen tun?"
    Ihm fiel nicht einmal auf, wie sehr er sich auf die Syntronik verließ, daß ihm im Grunde jede Eigeninitiative abging.
     
    *
     
    „Heute sind die Tellerköpfe dran", entschied Wenald über Lindorns Kopf hinweg. Er verband die Inputbuchsen seiner Augen mit Savanna und lächelte überheblich. Irgendwie hatte der Dicke Oberwasser bekommen. Lindorn störte sich nicht daran.
    Er traf seinen Teil der Vorbereitungen. Winzige Transmit-Felder ließen das bestellte Genmaterial auf den Operationstischen entstehen. Ein Monitor zeigte zur Kontrolle die Klassifikation: GATAS-BLUES, 02X-6668, schockgefroren. „Korrekt. Können wir anfangen?"
    „Schon gut", antwortete er. Lindorn winkte einen Ableger der semitelepathischen Syntronik heran und stöpselte sich mit den Fingerbuchsen ein. Er fühlte, wie in ihm die halbmutantische Gabe erwachte, wie aus ihm der Xenoform-Chirurg wurde.
    Wenald gab Anweisungen, und er setzte die Kombination aus Geist-Maschinenkraft im molekularen Bereich ein. Er merkte nicht einmal, wie die Zeit verging. In seinem Schädel war ein seltsames Schwirren - ein dünnes, reißfestes Gespinst aus Silberfäden, das ihn gefangenhielt.
    Unsinn, sagte er sich selbst. Vielleicht fehlt nur das unmittelbare Erfolgserlebnis.
    Der Tag verging rasend schnell. In perfekter Arbeitsteilung brachten sie ihr Pensum hinter sich, und Mnestia griff aus der Zentrale des öfteren korrigierend ein. Schluß. Acht Stunden Mutantenarbeit am Stück - Lindorn fühlte sich ausgelaugt und schwach in den Knien. Er stöpselte sich aus. Von Savannas Ableger durchfuhr ein protestierender Stromstoß seine Finger. „Zur

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