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1492 - Das dunkle Netz

Titel: 1492 - Das dunkle Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Turmdickicht aus Plastbeton, Glas und Stahl. Sturm zerrte an der Ladung.
    Keine Lichter in Terrania, das hatte er niemals erleben wollen. Doch nun war es Wirklichkeit.
    Dann die Landung: eine Meisterleistung für jeden Orientierungssinn. Unter Bliss' Führung setzten sie zu Fuß ihren Weg fort.
    Zwischen Vorhut und Nachhut dirigierten sie den breiten Schlitten, der mit Kartons und glitzerndem Syn-Gerät vollgepackt war. Plastkanister enthielten Wasser, Konzentrate lagen als kleine Stapel am Rand der Ladefläche. „Es gibt nur wenige Antigravs", hatte Chinnvi erklärt, „die meisten funktionieren nicht mehr. Dieses Ding hier hat uns vier Monate Arbeit gekostet. Gibt aber keine andere Möglichkeit. Man muß von einem Stadtende zum anderen kommen."
    „Wie steht es mit Transmittern?"
    „Zu klein. Jedenfalls die, die noch funktionieren. Komisch. Manche Sachen laufen eben - andere nicht, obwohl kein Schaden dran ist."
    Eine Erklärung hatte das Mädchen nicht zu bieten. Aber Rhodan wußte Bescheid: Abstill, der Absolute Stillstand. Nur abgeschirmte Geräte wie die der CUEGGEL funktionierten noch. Ebenso die stähleme Machtzentrale auf Titan, die Syntroniken, die das Simusense-Netz steuerten, einige Einrichtungen in Terrania.
    Es war, als hätten die Erbauer des Abstill angefangen, ganz Terra zu isolieren - und die Arbeit mittendrin unterbrochen. Wahrscheinlich wegen Simusense. Der Gedanke durchzuckte ihn wie ein Blitz. Ein Netzwerk aus Träumen. Ein noch besseres Machtmittel als der Absolute Stillstand.
    Träumer brauchten keine Syntrons. Und die Subkultur der Traurryäger und Traumhelfer... war womöglich ein Unfall.
    Ein Karton polterte vom Schlitten. Der Deckel fiel ab, und gleichzeitig verteilten sich scheppernd Metallgegenstände über den Boden. „Still!" zischte Bliss wütend. „Bringt das in Ordnung! Schnell!"
    Sie befanden sich in einer Gegend nahe am ehemaligen HQ-Hanse, im Zentrum der Stadt. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Die nächsten Wände standen ganz nahe; wie in einem Korridor. Nur das Stück diesigen Himmels zeigte, daß sie im Freien waren. Und die Kälte, dachte Rhodan, denn er fror erbärmlich.
    Chinnvi und die anderen verstauten die Ladung neu. Vorsichtig schoben sie den schwerelosen Schlitten erneut an. Die Masse brauchte ein paar Sekunden, bis sie in Bewegung war. „Da vorne", wisperte Chinnvi Rhodan zu. „Hörst du es schon?"
    Er lauschte konzentriert. Dennoch brauchte er fünf Sekunden, bis er die schlurfenden Geräusche der Kinderschuhe ausgeschaltet hatte. Da war es, ein Gemenge aus Flüstern, Klappern, Zischen.
    Sie hielten den Schlitten an, wechselten die Richtung und schoben erneut. Von vorn plötzlich stroboskopische Blitze. Zehntelsekundenrythmus. Rhodan schloß geblendet die Augen. Aus diesiger Luft wurde Nebel, Rauch in Schwaden. Gestank drang an seine Nase. Es roch verbrannt und nach Ozon; hinein mischte sich der Duft von gegrilltem Fleisch. „Der Basar", meinte Chinnvi leise. „Jetzt kommen die gefährlichsten Meter."
    „Stop!" kommandierte Bliss. „Chinnvi! Her zu mir!"
    Die Neuryährige folgte sofort. Der Schlitten wurde langsamer und hielt. Aus dem Nebel schälten sich ein paar Gestalten, ebenso klein wie die der Mädchen, und verstellten den Weg.
    Eine zweite Bande, überlegte Rhodan. Klingen schnappten, dann reflektierte eine Messerklinge Lichtstrahlen. Er wünschte, er hätte seinen Strahler dabeigehabt. „Wer seid ihr denn?" rief eine Kinderstimme lauernd von vorn. „Kidbots, ah? Wie wär's mit Zoll? Syn-Teile für eine achtel Chipoption. Könnt ihr ungehindert passieren, wenn." Lachen, brutal und albern zugleich.
    Rhodan tat ein paar rasche Schritte vorwärts. Doch bevor er noch eingreifen konnte, hatten Bliss und Chinnvi bereits ihre Entscheidung getroffen. Bliss zeigte fauchend die Nägel - und Chinnvi zog unter ihrem Gürtel etwas hervor, das Rhodan nie zuvor an ihr gesehen hatte.
    Es handelte sich um drei geschliffene, blitzende Klingen in dreifacher Münzgröße. An den Rändern saßen Widerhaken. Plastbänder verbanden die Klingen, den Mittelknoten hielt Chinnvi rotierend in der Hand.
    So geschickt ließ sie die Waffe kreisen, daß Rhodan Angst um ihre Finger bekam. Aber sie tat sich nichts; die Klingen wirbelten allein zur Abschreckung. Wie eine Bola, eine Wurfwaffe aus dem Südamerika der voratornaren Zeit. Statt Eisenkugeln würden sich Klingen ins Fleisch ihrer Gegner fressen, sich festbeißen, Adern und Gewebe zerreißen.
    Eine schreckliche Waffe.

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