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1492 - Das dunkle Netz

Titel: 1492 - Das dunkle Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie das Ganze abschleifen, damit sie sich nicht selbst umbringt."
    „Und wer hat dich zusammengeflickt?"
    „Auch Bliss", wunderte sich das Mädchen über die Frage. „Sie ist doch unsere Anführerin."
    Rhodan strich ihr fast zärtlich mit dem Handrücken über die Stirn. Jede kleine Erhebung drückte in seine Haut, ein paar Narbenkanten fühlten sich an wie dicke Knoten. „Als Medikerin ist Bliss nicht besonders geschickt", murmelte er.
    Chinnvi lachte. „Macht nichts. Wenn ich erst selbst auf Simusense bin, träume ich mein Gesichfrschon so zurecht, wie ich möchte. Aber erst muß ich Anführerin werden. Dann kann ich die meiste Beute selbst einsacken - so wie Bliss jetzt. Meinen Grundstock habe ich schon."
    Sie nahm ihren Gürtel ab und zeigte stolz die syntronischen Bauteile, die daran baumelten. „Das ist unsere Währung. Weiß nicht, wozu das Zeug gut ist. Aber es bringt mir auf dem Markt jetzt schon einen fünftel Chip ein." Sie strahlte. „Das ist 'ne ganze Menge, nicht?"
    „Ja. Eine ganze Menge."
    Rhodan fühlte sich entsetzlich.
    Der nächste Morgen begann wesentlich weniger hektisch. Niemand beeilte sich, alle schienen über Zeit in beliebiger Menge zu verfügen. „Was ist los?" erkundigte sich Rhodan irgendwann. Er hatte zwar beschlossen, noch ein bißchen bei den Kidbots zu bleiben - aber nur, solange er auf die Art Neues über die herrschenden Verhältnisse erfahren konnte. „Geht es heute nicht raus zum Sammeln?"
    „Nein", antwortete Bliss einsilbig. „Und wieso nicht?"
    „Du und Chinnvi, ihr habt gestern gut zugeschlagen. Kommt nicht alle Tage vor, so'n Zug. Haben genug zusammen zum Verkaufen."
    „Heute ist Electric Bazaar", ergänzte Chinnvi bedeutungsvoll.
    Bliss warf ihr einen warnenden Blick zu. Rede mir nicht dazwischen, hieß das. Dann fuhr sie fort: „Der Basar beginnt, wenn's dunkel wird. Dann müssen wir fit sein. Kein Zug mehr für heute."
    „Kann ich mitkommen?" fragte Rhodan. „Weiß nicht." Bliss warf ihm einen säuerlichen Blick zu.
    Chinnvi protestierte. „Er hatte seinen guten Anteil gestern. Und eingesackt haben wir alles. Also muß er auch mitkommen."
    Bliss zischte ärgerlich und wollte die Fäuste ballen - doch die spitzen Nägel hätten fast ihre Handgelenke aufgeschlitzt. „Na gut", gab sie sich geschlagen. „Aber wenn ihn irgendwer erkennt, bin ich nicht schuld."
    „Wird schon nicht", meinte Chinnvi. „Ist doch dunkel auf dem Electric Bazaar."
    „Außerdem", mischte sich Rhodan ein, „außerdem werde ich eine Maske anlegen. Mich interessiert etwas anderes. Euch könnte man doch genausogut erkennen. Wieso habt ihr davor keine Angst?"
    Bliss lachte hämisch. „Gerrin wird sich hüten, ein Wort zu sagen. Der kann froh sein, wenn niemand was von dem Zwischenfall mitkriegt."
    „Stimmt", sagte eines der anderen Kinder, ein Junge von etwa sieben Jahren. Rhodan kannte seinen Namen nicht. Und ein zweiter Junge im selben Alter: „Wär' ja die Schande, von Kidbots reingelegt."
    „Ich verstehe", gab Rhodan zurück. „Ich bin in Gefahr, aber ihr nur wenig."
    „Außer, wir begegnen Gerrin irgendwann allein", sagte Bliss. Und dann, um sich selbst zu beruhigen: „Wird nicht passieren. Keine Angst."
    Der Tag verging ohne jede Aktivität. Erst gegen Abend zog Rhodan seinen SERUN aus, faltete das Stück zusammen und verstaute es sorgfältig auf einem der Plastrohre. „Wo willst du hin?"
    „Ins Kaufhaus. Sehen, was noch an Resten da ist."
    Er war eine Stunde lang unterwegs. Als er zurückkehrte, verhüllte ein Kokongespinst aus Resten seinen Körper. Die Haare verschwanden unter einem Tuchfetzen, im Nacken ein Knoten, die Gesichtshaut spiegelschwarz. „Rhodan!" rief Chinnvi überrascht. „Was ist mit dir los?"
    Er lächelte. Seine Haut spannte sich und brannte ein wenig. „Ich habe Bioklebstoff gefunden. Eine alte Medobox. Und natürlich die schwarze Farbcreme. Das sind alles Reste, die niemand mitgenommen hat."
    Bliss flng zu kichern an. Die sechs anderen fielen lautstark ein, und bald kugelte sich die ganze Kidbot-Bande vor Lachen am Boden. Nun grinste auch Rhodan - es schien, als biete er einen ziemlich lächerlichen Anblick.
    Erkennen würde ihn mit Sicherheit niemand. „Übrigens eins noch", sagte Bliss. „Keine Strahler im Basar. Das ist die Grundregel. Jeder hält sich dran, gäbe sonst 'ne schlimme Schlacht. Klar?"
     
    *
     
    Bald machten sie sich auf den Weg, unauffällig im Schutz der Dämmerung. Ohne Scheinwerfer und Ortung flogen sie durch das

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