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1492 - Das dunkle Netz

Titel: 1492 - Das dunkle Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seite fühlte sich Rhodan hilflos; was sollte er berichten? Was konnte er sagen, hinter dem kein Fragezeichen stand? „Chinnvi", flüsterte er bittend. „Sag ihr einfach die Wahrheit", empfahl die Neunjährige.
    Die beste Lösung, ja. Rhodan erzählte von seinem Erwachen im Simusense-System, von Thora, von Mort Gerrins Eindringen und seiner Rettung. „Halt", sagte Alara. „Weshalb hätte Gerrin dich aus dem Netz befreien sollen?"
    „Er hat behauptet, ich hätte den Ausweg bald allein gefunden. Und ich wollte mich umbringen, um zu Klirr-Klang-Gott zu gelangen. Das Netz hatte mir die Partnerin gegeben und genommen. Ich wollte ihr folgen ..." Thora. Bilder in seinem Kopf. Rote Augen, Siebenmeilenstiefel aus Silber. Flüchtig, schon vergessen. Die Gegenwart zählte. „Plausibel", meinte die Frau. „Der Jäger hatte Angst, daß du den Verstand verlierst. Manchmal geschieht das. Weiter."
    Rhodan mußte eine Sekunde lang überlegen, bis er den Faden wieder aufnabm. „Gerrin hat gesagt, ich wäre seine Goldente. Er sagte, einen wie mich hätte er im Netz noch nie entdeckt."
    „Was macht dich so besonders?"
    „Mein abnormer Traumindex."
    „So. Welcher Wert?"
    „Zweiundachtzig." Die Überraschung saß. Ein Huschen über das ansonsten flache, ausdruckslose Gesicht. Die Augen flackerten. Riesige, braune Augen, das registrierte er jetzt, wie bei Chinnvi. „Du lügst. Der Durchschnitt liegt bei dreizehn. Mehr als fünfundzwanzig existiert nicht."
    Rhodan sah Alara hilflos an. „Ich gebe dir eine Chance. Ich werde das prüfen. Erschrick nicht."
    Sie hob die Manschette und nahm mit fliegenden Fingern Manipulationen vor. Vor Rhodans Augen ging ein transparenter Vorhang nieder. Eine Sekunde lang ist er Frank Lindorn. Er steht vor dem Fenster. Er will springen, er will Thora folgen, aber Worte halten ihn ab davon. Mort Gerrin, da steht der Mann mit dem Narbengesicht.
    Dann setzte sein Geist sich gegen die Vision durch. Als sein Blick wieder klar war, kniete Alara vor ihm. „Wahnsinn", murmelte sie. Ihre Finger tasteten über seinen Brustkorb, als zweifle sie an der Realität seines Fleisches. „Index zweiundachtzig. Dieser Gerrin hatte recht."
    Rhodan stieß angehaltene Luft aus. „Was hast du mit mir gemacht?"
    „Ich habe nur kurz die Blockade aufgehoben. Der Traumjäger hat deinen Chip auf standby programmiert. Deswegen warst du frei von Träumen."
    „Und jetzt?"
    „Hm." Alara faßte ihren Entschluß blitzschnell. „Die Standby-Schaltung steht wieder. Pack deine Sachen. Du kommst mit mir."
    „Wohin?"
    „Ins Camp der Traumhelfer. Das war doch dein Ziel, oder?"
    Rhodan erhob sich wortlos und legte seinen SERUN an. Er trat zu Chinnvi und strich ihr fast zärtlich durch die wirren Locken. „Wir sehen uns wieder, Kleine."
    „Vielleicht. Mach's gut."
    Er lächelte. „Wenn alles gut läuft, zeige ich dir vielleicht mal die Milchstraße."
    „Die Milchstraße?" Einen Augenblick lang war in ihren riesengroßen Augen das Staunen eines Kindes. „Das wär' echt das Größte." Sie lachte. „Mist. Wenn ich erst meinen Chip habe, zeige ich mir die Milchstraße selbst."
    „Falsch. Du zeigst dir einen Traum, nicht die Wirklichkeit."
    „Ist doch egal."
    „Gut. Wie du meinst." Er drehte sich mit einem verzweifelten Ruck um und folgte Alara durch die leergefegten Hallen des Gebäudes.
    Draußen lag alles verlassen da; so, wie es um diese Stunde sein sollte. Eine Vision von pulsierendem Leben erfaßte ihn. Aber diesmal war es nicht der Simusense-Chip an seinem Handgelenk, diesmal war es die Erinnerung - siebenhundert Jahre alt.
    Ströme von Gleitern, am dunklen Himmel die Leuchtspuren startender Holks. Von HQ-Hanse aus ergoß sich purpurnes Leuchten über den Himmel, ein Tender mit laufendem Antigrav senkte hundert Meter Stahl und Plastik ins neue Fundament. Menschen sprachen, raunten, atmeten. Und heute die Stille. Sie passierten wortlos drei verfallene Blocks, dann eine völlig intakte Straße, und machten vor einem verlassenen Verkehrsknotenpunkt halt. Die Fläche maß etwa tausend mal tausend Meter. Blasse Linien unter Flugsand kennzeichneten die Stellplätze für Gleiter. Terrania... Einst war diese Stadt Wüstengebiet gewesen. Und heute eroberte sich die Wüste ihr Territorium zurück. Alara wandte sich nach links, direkt in Richtung eines Einstiegs in den Untergrund. „Bleib dicht hinter mir. Es gibt Fallen."
    Alara kletterte vorsichtig über die Trümmer eines zerstörten Laufbands. Hinter Treppen lagen die

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