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1492 - Das dunkle Netz

Titel: 1492 - Das dunkle Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Druckluftschächte - ein halb demontierter Personenzug blockierte die Türen. „Hierher. Da hinten, bei den Büros." Plötzlich ahnte Rhodan, was jetzt kam. Sekunden später standen sie vor einer langen Reihe von Nischen. Jede enthielt einen Transmitter. Die meisten der Geräte sahen zerstört aus. Lediglich ganz hinten stand ein Gerät, das auf den ersten Blick intakt schien. Dorthin wandte sich Alara. „Ich wußte, daß hier unten nicht euer Versteck ist", sagte er. „Das wäre zu einfach, nicht wahr?"
    „Richtig."
    Rhodan überprüfte den Transmitter. Was er sah, ließ ihn zusammenzukken. Sicher, das Gerät schien intakt. Aber nur auf den ersten Blick. Die Kontrollen zeigten, daß jeder Sprung auf direktem Weg im Hyperraum endete. „Keine Angst", beruhigte ihn die Frau. Auf ihrem flachen Gesicht lag ein mildes Lächeln, die Stirn kräuselte sich. „Das ist nicht unsere Passage. Hilf mir hier."
    Sie zerrte an einem Rohr, das aus der Wand ragte. Staub rieselte; dann wurde das mannshohe Rechteck eines geheimen Eingangs sichtbar, Hintereinander traten sie ins Dunkel. Alara fand einen Lichtschalter.
    Sie drehte sich um und schob die Tür zu.
    Der Raum war eine Verlängerung der Transmitterreihe. Abgetrennt und blankgewartet stand hier ein letztes Gerät, dessen Display Bereit-Zeichen gab. „Komm mit", meinte Alara. Sie aktivierte das grüne Schirmfeld und ließ sich als erste erfassen. Rhodan folgte. Ein stechender Schmerz löschte sein Denken aus. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde: Sie materialisierten inmitten eines unberührten Stücks Natur. „Wo sind wir hier?" fragte er. „Südwestlich vom Stadtrand. Etwa 340 Kilometer entfernt."
    Gegen die kaum sichtbaren Sterne erkannte er Bergrücken, in der Luft einen Harzgeruch nach Wald.
    Nahebei lag eine intakte, aber leere Siedlung. Das Panorama löste ein Echo in ihm aus - selbst bei Nacht.
    Ich glaube, ich erkenne das hier, hatte er sagen wollen. Abenteuerlandschaft Shoonar. Aber gerade rechtzeitig hielt er noch den Mund. Dies hätte für ihn Terra incognita sein sollen, unbekannte Erde. Für Alara war er eben erst aus Simusense erwacht. Sie mußte nichts wissen von seinem Kampf gegen Monos; davon, daß er nur zur Erkundung nach Terra gekommen war, daß sie es mit einem der unsterblichen Aktivatorträger zu tun hatte. Monos ... Gesils Sohn. Noch immer wußte er nicht, wie dieses Ungeheuer in die Matrix der Macht paßte, deren Mittelpunkt irgendwo im Solsystem lag. Monos hatte mit ihm gespielt. Er hatte Rhodan gezeigt, daß sein langer Arm überall hinreichte; daß kein Versteck der Galaxis den Terraner schützte.
    Doch jetzt hatte Rhodan den Spieß umgedreht. Monos spürte seinen Atem.
    Und ... Gesil?
    Dieser Ort weckte Erinnerungen an sie. Srimavo und Belice, die Inkarnationen Vishnas. Das erste Jahr zusammen. Weiße Haut, schwarzes Haar. Welch ein Kontrast. Und schwarze Flammenaugen, dahinter das Erbgut einer Kosmokratin. Er sehnte sich danach, sie umarmen zu dürfen. Er liebte sie. Ihre Gegenwart war seine einzige Chance, jemals wieder mit der Realität in Einklang zu sein.
    Und er brauchte sie - doch er wußte nicht, ob er sie vielleicht hassen mußte. Denn Monos war Gesils Sohn. „Träumst du?" fragte Alara barsch. „He! Aufgewacht!"
    Rhodan zuckte zusammen. Er sah gerade noch, daß die Traumhelferin den Transmitter programmierte, dann war sie erneut verschwunden. Eine Relaisstrecke, dachte er. Hinter ihr durchschritt er das grüne Feld.
     
    *
     
    „Hier ist das Ziel", erklärte Alara.
    Mühsam vertrieb er das Flimmern vor seinen Augen. Der Transmitter stand am Rand einer gerodeten, ausgetretenen Fläche. Zwei erschreckte Nachtvögel flatterten auf und stießen Schreie aus. In hundert Metern Entfernung ragte seltsame Gerüste auf. Zu dunkel, dachte er, morgen gab es wieder Tageslicht.
    Unmittelbar rings um den Transmitter stand ein Dutzend kleiner Fertighütten. Aus Fenstern fiel Licht, zwei Lagerschuppen waren unbeleuchtet. Rhodans Augen gewöhnten sich allmählich an die Lichtverhältnisse. Zu spät fiel ihm die Infrarotoptik seines SERUNS ein - jetzt lohnte es nicht mehr.
    Die Traumhelfer hausten nicht in Trümmern, sie hatten sich ein eigenes Reich geschaffen. Der Siedlung fehlte der Beigeschmack von urbaner Leichenfledderei. „Komm", sagte Alara. „Wir werden erwartet."
    Die Frau steuerte auf das entfernteste der Häuser zu. Aus der halb offenen Tür drang Gewürzduft.
    Mücken spielten in der Zwielichtzone, flogen aber nicht ins Haus.

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