1493 - Höllenschwur der Zwillinge
»Keine Chance?« fragte Suko.
»Im Moment nicht.«
Es war nichts zu machen. Wir konnten auch nicht so lange warten, bis ihr etwas einfiel. Den Hausmeister hatten wir nicht vergessen. Er würde uns möglicherweise mehr sagen können.
Wenn ich mir den Rektor anschaute, war er noch nicht wieder in der Lage, einen Anruf zu tätigen. Deshalb wandte ich mich an Helen Slater.
»Schaffen Sie es, diesen Phil Cusack anzurufen?«
Sie war zwar bleich, zitterte auch, aber sie nickte.
Ich reichte ihr den Hörer.
»Ich weiß ja nicht, wo er sich aufhält, Mr. Sinclair. Da ist es besser, wenn ich es über sein Handy versuche.«
»Da haben Sie völlig recht.«
Sie probierte es. In diesem Moment fühlte auch ich mich von einer starken Spannung erfasst. Ich glaubte instinktiv daran, dass wir mit diesem Anruf einen großen Schritt weiter kommen würden.
Der Ruf ging durch.
Einmal – zweimal – auch eine drittes Mal. Helen Slater hielt den Hörer gegen ihr rechtes Ohr gepresst und schaute mich an. Dann öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment bekam sie die Verbindung. Da der Lautsprecher noch eingeschaltet war, konnten wir mithören.
Ein Schrei!
Er ließ uns zusammenzucken, und zum Glück behielt Helen Slater die Nerven.
»Wo sind Sie, Mr. Cusack?«
»Keller…«
»Und?«
»Sie ist hier, die Killerin! Sie will mich töten! Sie hat das verdammte Messer. Hilfe! Verdammt, helft mir schnell! Sonst ist alles aus. Ich…« Es war noch ein Knirschen zu hören oder ein ähnliches Geräusch – danach herrschte Stille.
Wir schauten uns an. Keiner sprach mehr ein Wort. Aber es stand fest, dass es jetzt um Sekunden ging. Meine Stimme klang überlaut, als ich fragte: »Wie kommen wir in den Keller?«
Mrs. Slater antwortete nicht. Sie saß erstarrt auf ihrem Stuhl.
»Wo?« schrie ich sie an.
Da schoss sie in die Höhe. »Ich komme mit!«
***
Cusack hatte seine Hilferufe in das Handy gebrüllt. Es war so etwas wie seine letzte Chance gewesen. Aber er wusste auch, dass zumindest Minuten vergehen würden, bis jemand kam, und er sich in dieser Zeitspanne um die Person kümmern musste, die ihn bedrohte.
Der Hausmeister war nur noch ein Nervenbündel. Das Handy rutschte ihm aus der Hand und landete neben ihm am Boden. Er trat zudem noch darauf, weil er nicht mehr stillstehen konnte.
Maureen war noch da. Sie hatte sich ihm sogar genähert. Er riss seine Arme hoch und schaute in die Fratze der Mörderin.
Ja, das Gesicht hatte sich in eine Fratze verwandelt. Zugleich brannte es in einer unheimlichen Glut, die keine Hitze ausstrahlte, in die sich jedoch etwas anderes mischte.
Es waren rote, gelbe und auch giftgrüne Konturen, die wie ein Schatten über das Gesicht hinweg glitten und eine Art zweites Gesicht bildeten, dreieckig und finster, das sicherlich keinem Menschen gehörte.
»Du bist ein Wurm, Cusack«, flüsterte Maureen. »Nichts weiter als ein mieser kleiner Wurm, der darauf wartet, zertreten zu werden. Früher hattest du die Macht, jetzt habe ich sie. Und ich werde dich zur Hölle schicken. Mit der Boone sind wir angefangen, mit dir geht es weiter, und danach holen wir sie uns der Reihe nach.«
Cusack spürte das Gewicht eines Schraubenschlüssels in der rechten Hand. Damit konnte er sich wehren. Aber was war das schon gegen diesen verdammten Dolch?
Noch einen Schritt kam sie auf ihn zu.
Der Blick des Mannes flackerte. Seine Angst wuchs noch um einige Grade an. Er schaute an Maureen vorbei, sah die Tür und entdeckte dort eine Bewegung.
Jemand erschien.
Maureen…?
Nein, die stand ja vor ihm. Es war eine zweite Maureen. Ein Zwilling, und als er das gedacht hatte, fiel ihm wieder alles ein.
Ja, vor einigen Jahren hatten die Zwillinge im Heim gelebt. Sie hatten sich total verändert, deshalb hatte er sie auch nicht sofort erkannt. Aber jetzt schienen die alten Jahre plötzlich wieder gegenwärtig zu sein.
Das merkte auch Maureen.
»Erinnerst du dich, du Schwein? Weißt du noch, was du damals getan hast? Da bist du der Größte gewesen. Nur ist das jetzt vorbei. Wir haben uns mit unserer Rache Zeit gelassen, aber wir haben nichts vergessen…«
Cusack riss die Arme hoch. Er wollte einen möglichst hilflosen Eindruck machen. »Das kannst du mir heute doch nicht mehr nachtragen. Es liegt so lange zurück, verflucht noch mal. Vergiss es bitte…«
»Oh, du kannst bitte sagen.«
»Ja, ja, ja!« Er sackte in die Knie. »Ich flehe dich auch an Maureen. Bitte, tu es nicht!« Jetzt kniete er und
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