1495 - Jäger der Dunkelheit
wollt dort hinauf?«
»Ja.«
»Zu diesem Köpfer?«
»Sicher.«
»Verdammt, das ist doch…«
»Keine Ausreden«, unterbrach Bill Conolly ihn. »Wir müssen es tun. Gibt nun eine Möglichkeit – oder nicht?«
Old Buzz musste schlucken. Er blickte sich dabei verschwörerisch um und sprach dann flüsternd von einer Treppe, die hoch zum Dach führte.
»Hält sie auch?«
»Bisher hat sie das getan.«
Bill Conolly blickte mich an. »Ich denke, das ist es doch – oder?«
»Sicher.«
Old Buzz umfasste meinen Arm. »Es ist gefährlich«, raunte er. »Sie müssen verdammt gut aufpassen. Das ist kein Kinderspiel. Ich kenne einige, die sind auf den Stufen schon ausgerutscht, weil sie so glatt sind. Die putzt auch niemand mehr.«
»Und wie sieht es oben aus? Wie gelangen wir auf das Dach?«
Er hob die Schultern. »Da gibt es einen Raum, der keine Wohnung ist. Von dort aus können Sie direkt aufs Dach.«
»Ist die Tür verschlossen?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Okay, dann gehen wir!« entschied ich.
Old Buzz presste für einen Moment die Lippen zusammen. »Aber was ist mit den Vogelkreaturen?«
»Auf die warten wir. Es ist doch besser, wenn sie uns attackieren als euch. Wir sind bewaffnet und…«
Er unterbrach mich. »Wir können uns auch wehren. Wir haben Stangen und Knüppel. Auch Messer und…«
»Ja, und die Angst«, fügte Bill hinzu.
»Die auch. Aber die muss man überwinden. Das habe ich bei euch gesehen.«
»Wir sind Profis. Sie und die anderen Bewohner werden im Haus bleiben. Verstecken Sie sich in den Wohnungen. Ich denke, dass Sie dort am sichersten sind. Alles andere überlassen Sie uns.«
Old Buzz schaute uns starr an. »Schade«, sagte er.
»Was ist schade?« fragte der Reporter.
»Eigentlich seid ihr mir sympathisch gewesen, aber jetzt wollt ihr euch umbringen. Ihr lauft in euer Verderben, das weiß ich.«
»Überlassen Sie das uns.« Bill klopfte Old Buzz auf die Schulter. Er folgte mir, denn nach einem letzten Blick in die Höhe und zum Dachrand war ich schon auf den Eingang zugegangen, wo es zwar noch eine Tür gab, die sich allerdings nicht mehr normal schließen ließ. Sie stand offen und hing schief zur Seite.
Lisa hockte nicht mehr am Boden.
Sie stand wieder auf ihren Beinen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand, um so eine Stütze zu haben.
Sie sagte kein Wort, als wir sie passierten und das Haus nun zum ersten Mal betraten.
Wie das Haus früher einmal ausgesehen hatte, wusste keiner von uns beiden. Nur nicht so wie jetzt. Wer hier hauste, der musste praktisch auf alles verzichten. Man hatte auch den Strom abgedreht.
Trotzdem gab es Licht. Es stammte von Kerzen, die sich an bestimmten Stellen verteilten. Die Flammen waren durch Glashauben geschützt, sodass der Wind sie nicht ausblasen konnte, nur manchmal durch die obere Öffnung fuhr und die Flammen zum Flackern brachte.
So entstanden die unterschiedlichen Spiele zwischen Licht und Schatten, die auch die sich im Haus befindlichen Menschen nicht verschonten. Sie sorgten für ein fremdes Aussehen. Manche sahen aus, als wären sie aus irgendwelchen Höhlen gekommen. Sie standen da, sie sagten nichts und schauten uns nur an.
Die Treppe war nicht zu übersehen. Allerdings verschwanden die Stufen sehr bald im Dunkeln, was für uns nicht tragisch war, denn ich trug meine Lampe bei mir.
Ich sprach die Besetzer an, die selbst kein Wort an uns richteten.
»Ihr wisst von der Gefahr. Wir beide hier werden alles tun, um sie euch vom Hals zu halten. Aber ihr müsst euch auch entsprechend verhalten. In eurem eigenen Interesse sorgt für eine entsprechende Sicherheit. Nehmt so gut wie möglich Deckung. Bleibt in den Zimmern, das ist am besten.«
»Wer sind die Monster?« fragte jemand mit rauer Stimme.
»Wir wissen es nicht genau. Jedenfalls scheinen es keine Menschenfreunde zu sein.«
»Wollt ihr sie bekämpfen?«
»Das müssen wir tun.«
Jemand lachte, aber er gab keinen Kommentar mehr von sich.
Trotz meiner kurzen Ansprache bewegte sich niemand vom Fleck.
Die Leute blieben stehen, wo sie waren, und als wir uns in Bewegung setzten, mussten wir sie praktisch zur Seite drängen.
Eine ältere Frau hielt mich für einen Moment fest. »Schlagt sie tot«, flüsterte sie, »schlagt sie tot!«
»Ist schon okay.«
Ich schritt hinter Bill Conolly her und leuchtete ihm den Weg. Old Buzz hatte recht gehabt mit seiner Aussage. Diese Treppe war alles andere als normal. Sie war zwar breit genug, aber die Stufen
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