14b Stephanie Plum: Liebeswunder und Männerzauber (Plum Lovin')
noch bei Morelli an. Ich ließ es x-mal klingen, aber er nahm nicht ab. Schließlich ging seine Mailbox an. Morelli war als verdeckter Ermittler im Einsatz.
»Ich bin’s«, sagte ich. »Ich wollte dir nur sagen, dass es Bob gut geht.«
Charlene Klinger wohnte in einem schmalen, zweistöckigen Einfamilienhaus in North Trenton. Der Vorgarten hatte die Größe einer Briefmarke, es gab eine Auffahrt, aber keine Garage. Der grüne Minivan in der Auffahrt passte zu einer typischen Vorstadtmutter, die ihre Sprösslinge ständig von einer Sportveranstaltung zur nächsten kutschierte. Auf dem Dach des Wagens saß eine große orangefarbene Katze und kniff die Augen zusammen.
Diesel parkte meinen Escape an der Bordsteinkante, und wir stiegen aus und gingen zur Haustür. Wir klingelten, und Charlenes jüngster Sohn ließ uns ins Haus und verschwand sofort wieder, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Es war Samstagvormittag, und im Haus der Klingers herrschte Chaos. Im Wohnzimmer plärrte der Fernseher, im hinteren Teil des Hauses kläfften einige Hunde, aus einem der Schlafzimmer im ersten Stock dröhnte Rapmusik, und aus der Küche drang Charlenes Stimme.
»Auf keinen Fall bekommst du Eiscreme zum Frühstück«, erklärte sie. »Und wage es nicht, das Eis in deinen Orangensaft zu tun.«
Ich klopfte an den Türrahmen und spähte zu Charlene hinein. »Hi«, sagte ich. »Erinnern Sie sich noch an mich?«
Charlene starrte mich mit offenem Mund an. »Was tun Sie hier? Wie sind Sie hereingekommen?«
»Ein kleiner rothaariger Junge in einem blauen T-Shirt hat uns hereingelassen«, erklärte ich.
»Eines Tages wird man uns alle im Schlaf ermorden. Er macht einfach jedem die Tür auf.«
»Ich hatte gehofft, wir könnten uns vielleicht kurz unterhalten.«
»Wozu denn? Ich will keinen Mann. Und Zeit zum Plaudern habe ich auch nicht. Außerdem …«
Charlene hielt mitten im Satz inne, und ihre Augen weiteten sich leicht, als sie Diesel erblickte.
»Das ist Diesel«, stellte ich ihn Charlene vor. »Er gehört zu unserem Beziehungsteam. Er ist unser, äh, Männerspezialist. Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch einen Mann in Ihrem Leben haben wollen? Manchmal können sie recht nützlich sein … Sie können den Müll rausbringen, Einbrecher abschrecken, verstopfte Rohre freikriegen.«
»Mag sein«, meinte Charlene. »Steht er zur Verfügung?«
»Stehst du zur Verfügung?«, fragte ich Diesel.
»Kein bisschen«, erwiderte Diesel.
»Mit ihm hätten Sie ohnehin keine große Freude«, erklärte ich Charlene. »Der ist nur begrenzt einsetzbar. Von Diesel kann man kaum erwarten, dass er einen neuen Schwimmer in die Toilette einsetzt, oder? Außerdem hätten Sie sicher gern einen Mann im Haus, der hin und wieder etwas kocht. Und das tut Diesel auch nicht.«
Diesel warf mir einen Blick zu, als wolle er sagen, dass er möglicherweise kochen würde, wenn man ihm einen Anreiz dazu böte.
»Meine Güte«, sagte Charlene.
Diesel ging quer durch die Küche, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. »In Ihrer Akte wird erwähnt, dass Sie bereits eine Menge Männer abgelehnt haben«, stellte er fest. »Warum haben Sie das getan?«
»Sie haben mich abgelehnt. Zu viele Katzen. Zu viele Kinder. Zu alt. Zu langweilig.«
»Dann müssen wir jemanden finden, der Kinder mag«, stellte Diesel fest. Sein Blick wanderte zu dem Kater, der auf der Arbeitsfläche vor dem Toaster schlief. »Und Tiere.«
»Darüber hinaus - welche Art von Männern gefällt Ihnen?«, fragte ich Charlene.
»Reich?«
»Würden Sie sich mit einigermaßen erfolgreich zufriedengeben?«
»Schauen Sie«, begann Charlene. »Ich will mich nicht binden. Ich habe es ernst gemeint, als ich gestern sagte, dass ich im Augenblick weder Zeit noch Kraft für einen Mann habe. Auf dem Herd kocht eine Brühe, und neben der Waschmaschine im Keller wartete die Schmutzwäsche von letzter Woche auf mich. Oben hören sich zwei Kinder Rapmusik an und überlegen dabei, wie sie die Kindersicherung am Fernseher knacken können. Eine meiner Katzen ist trächtig, und ich weiß, dass sie sich irgendwo im Haus befindet - allerdings kann ich sie seit zwei Tagen nicht finden. Mein Ex-Mann, der Versager, hängt an einem Strand in Santa Barbara herum und lernt dort Surfen. Da er seit über einem Jahr keinen Unterhalt mehr geschickt hat, arbeite ich im Kraftfahrzeugamt, anstatt zu Hause zu bleiben und mich darum zu kümmern, dass aus meinen Kindern keine
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