14b Stephanie Plum: Liebeswunder und Männerzauber (Plum Lovin')
alle.
»Meine Güte«, entfuhr es meinem Vater.
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Sir«, sagte Diesel.
»Ich erinnere mich an dich«, erklärte Mary Alice. »Früher hast du einen Pferdeschwanz gehabt.«
»Das stimmt«, bestätigte Diesel. »Aber ich dachte mir, warum nicht mal was Neues.«
»Manchmal bin ich ein Rentier«, verkündete Mary Alice.
»Ist das etwas anderes, als ein Pferd zu sein?«, wollte Diesel wissen.
»Ja. Wenn ich ein Rentier bin, habe ich ein Geweih und kann fliegen wie Rudolph.«
»Kannst du nicht«, mischte sich Angie ein.
»Kann ich doch.«
»Kannst du nicht.«
»Ich kann ein bisschen fliegen«, behauptete Mary Alice.
Ich warf Diesel einen Blick zu.
Er lächelte und zuckte die Schultern.
Ich befreite Bob von der Leine, ließ Diesel im Wohnzimmer zurück, damit er meinen Vater unterhalten konnte, und ging in die Küche, um nach meiner Mutter zu sehen. »Kann ich dir helfen?«, erkundigte ich mich.
»Du kannst die rote Sauce in die Sauciere füllen, und du kannst versuchen, deine Großmutter zur Vernunft zu bringen. Auf mich will sie partout nicht hören.«
»Worum geht’s?«
»Hast du sie gesehen?«
»Sie hat gerade den Tisch gedeckt.«
»Hast du sie dir genau angeschaut?«
Großmutter Mazur kam in die Küche geschlurft. Sie war über siebzig, und die Schwerkraft war nicht gnädig mit ihr gewesen. Ihre schlaffe, zerfurchte Haut hing an ihrem Körper wie an einem Drahtgestell. Ihr dauergewelltes Haar war stahlgrau, und ihre Zähne waren gekauft. Ihren Augen entging fast nichts. Und ihre Lippen waren schrecklich geschwollen.
»Wir auchen Serietten«, stammelte sie. »I Geschirrschrank sind keine ehr.«
»O Gott«, stieß ich hervor. »Was ist mit deinem Mund passiert?«
»Sexy, nicht ahr?«, meinte Großmutter.
»Sie hat sich die Lippen aufspritzen lassen«, erklärte meine Mutter. »Sie ist zu irgendeinem idiotischen Arzt gegangen und hat sich Spritzen verpassen lassen.«
»Und nächste Oche lasse ich ir den Hintern aufolstern«, sagte meine Oma. »Kein Hängearsch ehr.«
»Mit Implantaten im Po ist nicht zu spaßen«, warnte ich sie. »Das solltest du dir lieber noch einmal überlegen.«
»Nächste Oche sind sie i Angebot«, meinte Großmutter. »Sonderangebote lasse ich ir nur ungern entgehen.«
»Schon, aber Implantate im Po sind sicher sehr schmerzhaft. Du wirst nicht sitzen können. Warum schauen wir uns nicht nach Sonderangeboten bei Schuhen um? Wir könnten zu Macy’s gehen und anschließend in der Fressmeile zu Mittag essen.«
»Okay«, willigte Großmutter ein. »Das hört sich gut an.«
Meine Mutter nahm die Lasagne, ich die rote Sauce und Großmutter trug den Brotkorb zum Tisch. Wir setzten uns alle und hauten rein.
Großmutter Mazur nahm sich Lasagne und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. Als sie sich mit der Gabel ein Stück Lasagne in den Mund steckte und einen Schluck Wein trank, fiel ihr alles wieder aus dem Mund und landete auf ihrem Schoß.
Sofort kam Bob angeschossen, schlabberte das Essen von Grandmas Schoß und setzte sich dann in Habachtstellung unter den Tisch.
»Eine Lillen sind so dick«, brachte sie mühsam hervor. »Sie gehorchen ir nicht.«
Meine Mutter sprang auf und kam mit einem Strohhalm für Grandma Mazur und einem Glas Schnaps für sich zurück.
Mein Vater hielt den Kopf über die Lasagne gebeugt. »Bitte erschießt mich«, murmelte er.
»Ich mag Lasagne«, verkündete Albert Kloughn. »Sie rutscht nicht vom Teller. Und wenn man von der roten Sauce nicht zu viel nimmt, kleckert man sich kaum was aufs Hemd.«
Kloughn war ein brotloser Anwalt, der sein Examen an der Acme School of Law in Barbados abgelegt hatte. Er war ein netter Kerl, aber so weich wie ein in der Mikrowelle erwärmtes Brötchen, und immer, wenn er nervös war, brach ihm auf der Oberlippe der Schweiß aus … was sehr häufig vorkam.
»Wie laufen die Geschäfte?«, erkundigte ich mich.
»Gut. Ich habe sogar ein paar Mandanten. Na ja, einer ist vor Kurzem gestorben, aber das passiert eben manchmal, oder?«
»Und wie läuft es in dem neuen Haus?«
»Sehr gut. Viel besser, als bei meiner Mutter zu wohnen.«
»Und die Hochzeit? Wie sieht es damit aus?«
Kloughn wurde blass, ließ einen fahren und fiel ohnmächtig vom Stuhl.
Diesel stand auf, zog Kloughn wieder auf die Füße und setzte ihn zurück auf seinen Stuhl. »Tief durchatmen«, forderte er ihn auf.
»Wie peinlich«, meinte Kloughn.
»Mann, jeder fühlt sich so, wenn es ums Heiraten geht. Nehmen
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