14b Stephanie Plum: Liebeswunder und Männerzauber (Plum Lovin')
einen Feinkostladen und kauften uns dort Sandwiches und Kaffee zum Mittagessen, heilfroh, der Kälte zu entkommen.
»So klappt das nicht«, erklärte ich Diesel. »Ich plädiere dafür, es auf meine menschliche Weise zu versuchen - wir fragen einfach die Leute auf der Straße.«
»Ein Mensch bin ich auch«, erwiderte Diesel. »Nur habe ich noch ein paar zusätzliche Fähigkeiten.«
Ich aß mein Sandwich auf, trank meinen Kaffee aus und stand auf. »Du gehst Richtung Norden, ich nach Süden, und um drei Uhr treffen wir uns hier wieder.«
Ich fing mit dem Mädchen an der Kasse des Feinkostladens an und fragte sie, ob sie einen Mann mit einem himbeerfarbenen Muttermal im Gesicht gesehen habe. Ihre Antwort lautete nein. Als Nächstes war der Blumenladen dran, dann die Drogerie und die Reinigung. Niemand hatte Beaner gesehen. Ich sprach mit dem Türsteher des Apartmenthauses und mit dem Mitarbeiter am Empfang eines Bürohochhauses. Kein Beaner. Ich ging vier Blocks nach Süden und hielt ein paar Leute auf der Straße auf. Dann überquerte ich die Straße und arbeitete mich langsam wieder zu dem Feinkostladen vor. Aber ich hatte kein Glück.
Während ich auf Diesel wartete, blies mir der Wind von schräg oben Schneeflocken ins Gesicht. In Vermont ist Schnee sehr malerisch. In New Jersey ist er einfach nur lästig. Er behindert den Verkehr und erschwert das Laufen. Hunde färben den Schnee gelb, und Autos verwandeln ihn in braunen Matsch.
»Glück gehabt?«, fragte Diesel, als er endlich eintraf.
»Nein. Und du?«
»Nichts.«
Ich spürte mein Handy klingeln. Es war Larry Burlew, und ich verstand kaum, was er sagte. Er sprach mit Warp-Geschwindigkeit und stotterte dabei.
»Es funktioniert n-n-nicht«, stammelte er. »Ich weiß nicht, was ich zu ihr s-s-sagen soll. Jedes Mal, wenn ich winke, bringt sie mir einen Kaffee, aber ich weiß nicht, was ich dann mit ihr reden soll. Was soll ich sagen? Ich s-s-sage immer nur danke. Ich sollte wirklich mit ihr sprechen, aber ich bringe kein Wort heraus. Ich glaube n-n-nicht, dass ich noch mehr Kaffee vertragen kann, aber ich kann auch nicht zu winken aufhören.«
»Wie viele Tassen haben Sie schon getrunken?«
»Ich w-w-weiß nicht. Ich habe den Überblick verloren. Zwölf oder fünfzehn, glaube ich.«
»Wir sind auf dem Weg«, erklärte ich ihm. »Halten Sie durch, und trinken Sie um Himmels Willen keinen Kaffee mehr.«
6
Larry Burlew lief auf und ab, als wir den Laden betraten.
»Ich fühle mich nicht gut«, erklärte er. »Ich glaube, ich kriege gleich einen Herzinfarkt. Mein Puls rast. Und mein Auge zuckt. Vielleicht brauche ich eine Tasse Kaffee, um meine Nerven zu beruhigen.«
»Leg ihm seinen Mantel um, und geh mit ihm hinaus in die Kälte«, befahl ich Diesel. »Versuch, ein wenig Koffein aus seinem Kreislauf zu bekommen.«
»Und wer kümmert sich um den Laden?«, fragte Burlew. »Ich kann mein Geschäft nicht einfach im Stich lassen.«
»Ich werde das in die Hand nehmen«, beruhigte ich ihn. »Um diese Tageszeit kommen ohnehin keine Kunden. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
Fünf Minuten später kam eine Frau herein und verlangte einen Schweinebraten, ausgelöst und gerollt.
»Ich bin nur die Assistentin des Metzgers«, erklärte ich ihr. »Ich darf kein Fleisch entbeinen. Der Metzger wird in einer Stunde wieder hier sein, aber ich bin nicht sicher, ob er in der Lage sein wird, mit scharfen Werkzeugen umzugehen. Wie wäre es mit einem leckeren Brathähnchen?«
»Ich will kein Hähnchen«, erwiderte sie. »Ich brauche einen Schweinebraten.«
»Also gut, wie wäre es damit: Ich gebe ihn Ihnen umsonst, wenn Sie ihn mitsamt der Knochen nehmen. Das ist unser Angebot der Woche.«
»In Ordnung«, meinte die Kundin.
Ich nahm einen Braten aus der Kühltheke, schlug ihn in weißes Metzgerpapier ein und reichte ihn der Frau.
»Einen schönen Tag noch«, wünschte ich ihr.
Zwanzig Minuten später kam Diesel mit Burlew zurück.
»Wie geht es ihm?«, fragte ich Diesel.
»Er stottert nicht mehr, und sein Auge zuckt kaum noch. Ich musste ihn zurückbringen, weil ich Angst hatte, dass seine Nase sonst abfriert. Dieses Wetter ist zum Kotzen. Wenn der Fall hier abgeschlossen ist, werde ich den Antrag stellen, auf die Bahamas versetzt zu werden.«
»Kannst du das?«
»Nein. Ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde. Es gibt nicht viele Menschen, die meinen Job machen können.«
»Waren Kunden hier?«, erkundigte sich Burlew.
»Nein«, erwiderte ich.
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