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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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blutgieriger Insekten, welche einst ein ungarischer Magnat, dem zwar die lateinischen Namen Pulex und Pediculus, nicht aber die beiden betreffenden deutschen Wörter geläufig waren, mit den sonderbaren Hauptwörtern ‚Hopphopp‘ und ‚Krappele‘ bezeichnete.
    Die Wände waren weiß getüncht. Die einzige Zierde derselben bildete der in arabischer Schrift hart unter dem Strohdach herumlaufende Spruch:
    ‚Der Schlaf des Gerechten wird von Engeln bewacht; am Lager des Ungerechten aber stöhnen die Vorwürfe ihre ängstlichen Klagen.‘
    Das Gemach hatte nur eine einzige Fensteröffnung. Dieser gegenüber hing das betreffende Schränkchen an der Wand.
    „Da drin hat das Geld gelegen“, sagte der Wirt, indem er auf das Schränkchen zeigte. „Ich habe es wieder so zugeschlossen, wie es war, als der Diebstahl geschah.“
    „Schließe einmal auf!“ begann ich.
    Er zog den kleinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete. Das Schränkchen war vollständig leer. Ich untersuchte Schlüssel und Schloß. Es war keine der gewöhnlichen, leichten Fabrikwaren. Auf meine Erkundigung erfuhr ich, daß ein Schlosser in Ostromdscha der Verfertiger sei, und meiner Meinung nach war es nicht durch einen Haken oder Stift zu öffnen gewesen.
    Desto unerklärlicher aber war es, wie der Diebstahl hatte vorgenommen werden können.
    „Weißt du denn gewiß, daß du das Schränkchen wirklich verschlossen hattest?“ fragte ich.
    „Ja, ganz gewiß.“
    „Hm! War nur das Geld darin?“
    „Nein, auch der Schmuck meiner Frau und noch einige goldene oder silberne Kleinigkeiten.“
    „Sind diese auch mit gestohlen?“
    „Ja, alles ist fort.“
    „Das zeigt, daß die Diebe keine Zeit hatten, eine Auswahl zu treffen. Auch wurde der Diebstahl im Dunkeln vorgenommen; da konnten die Spitzbuben natürlich nicht sehen, was Wert für sie hatte oder nicht.“
    „Oh, der Kopfschmuck und die Kette meines Weibes bestanden meist aus großen und kleinen Gold- und wertvollen Silbermünzen. Das werden die Diebe trotz der Dunkelheit gar wohl bemerkt haben. Das andere waren einige Spangen, Brustnadeln und Ringe, was alles doch einen Wert hat.“
    „Aber auch zur Entdeckung führen kann. Der vorsichtige Dieb nimmt solche Sachen nicht mit. Wenn die beiden Männer diese Gegenstände mitgenommen haben, so beweisen sie, daß sie keine vorsichtigen und auch keine zünftigen Einbrecher sind. Aber wir müssen doch unbedingt herausbekommen, auf welche Weise sie das Schränkchen öffneten.“
    Ich wollte mir dasselbe genauer betrachten, aber der kleine Hadschi hatte dies bereits getan.
    „Ich hab's, Sihdi“, sagte er. „Da ist's!“
    Er deutete in das Innere. Als ich hinblickte, sah ich freilich sehr leicht, daß die Hinterwand nicht genau anhaftete. Jetzt untersuchte ich, in welcher Weise das Schränkchen an die Wand befestigt war. Das war nicht etwa mit Hilfe eines mehr Sicherheit bietenden Bankeisens geschehen, sondern das Behältnis hing ganz einfach an einem Nagel, von welchem es sehr leicht abgenommen werden konnte.
    Ich nahm es herab, und nun zeigte es sich viel deutlicher als vorher, daß es durch die Entfernung der Hinterwand geöffnet worden war. Man bemerkte die Spuren, welche wohl durch eine starke, widerstandsfähige Messerklinge hervorgebracht worden waren.
    Die Teile des Schränkchens waren nicht etwa durch Nägel, sondern durch die künstliche sogenannte Verzinkung vereinigt. Das Lossprengen der Hinterwand hatte also unbedingt ein ganz bedeutendes Geräusch verursachen müssen.
    „Habt ihr denn nichts gehört?“ fragte ich.
    „Gar nichts.“
    „Es hat doch sehr laut krachen müssen. Vielleicht habt ihr großen Lärm gemacht?“
    „O gar nicht. Wir waren auf die Kunststücke so gespannt, daß wir uns im Gegenteil sehr ruhig und still verhalten haben. Vielleicht hatten die Diebe die Tür nicht offen.“
    „Sie werden sich freilich gehütet haben, sie offen zu halten. Jedenfalls haben sie sogar den Türriegel vorgeschoben, um nicht plötzlich überrascht zu werden.“
    „Nun, dann haben wir doch nichts hören können?“
    „Doch! Es gibt keine Scheidemauern, sondern nur Weidengeflechte im Haus. Das Lossprengen der Hinterwand hättet ihr hören müssen. Ich möchte vermuten, daß – – – hm!“
    Ich trat an das Fenster. Es war gerade groß genug, daß ein nicht allzu starker Mann sich hindurchzwängen konnte. Auch das Schränkchen war klein genug, um ganz leicht durch das Fenster gegeben oder genommen zu werden.
    „Kommt einmal mit

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