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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jahren.“
    „So, so! Seit wann hat es denn so böse Geister in der Ruine gegeben?“
    „Oh, zu allen Zeiten.“
    „Haben sie auch immer den Leuten den Hals umgedreht?“
    „Nein. Das hat erst seit einigen Jahren angefangen.“
    „Sonderbar! Weißt du vielleicht die Zahl der Jahre? Es wäre mir das sehr lieb.“
    „Der erste, welchem das Gesicht auf den Rücken gedreht; wurde, war ein Grieche, der am Tag vorher auch bei mir hausierte. Am andern Morgen lag er tot unterhalb der Ruine. Ferner weiß ich, daß seitdem fünf oder sechs Jahre verflossen sind.“
    „Also grad so lange, wie der Mübarek in Ostromdscha wohnt. Hat dieser alte Heilige vielleicht sonst noch besondere Eigenschaften?“
    „Nein, außer daß er niemals ißt oder trinkt.“
    „Und dennoch lebt er?“
    „Er sagt: eben weil er gar nichts esse und trinke, sei er über fünfhundert Jahre alt geworden. Allah esse nie etwas und sei deshalb ewig. Der Mübarek hat auch niemals Zähne gehabt, eben weil er niemals gegessen hat.“
    „Vielleicht hat er sie verloren?“
    „Nein, nein! Wer ihn darum bittet, dem zeigt er seinen Mund. Das Zahnfleisch hat gar keine Lücke, und keine Spur von einem Zahn ist vorhanden.“
    „So beginne ich jetzt, zu glauben, daß er ein sehr großer Heiliger sei.“
    „Das ist er ganz gewiß. Allah liebt ihn und hat ihm darum die Gabe verliehen, sich unsichtbar zu machen.“
    „Wirklich! Nun, das ist ja eine ganz besondere Eigenschaft! Und vorhin sagtest du, daß er keine weiteren Eigenschaften besitze?“
    „Ja, wenn du mit diesem Wort solche Gaben meinst, so hat er freilich noch mehrere ganz besondere Eigenschaften.“
    „Willst du mir nichts darüber mitteilen?“
    „Sie fallen mir nicht sogleich ein. Es gibt so sehr viel von ihm zu sagen, daß man ganz irre wird.“
    „Bist du vielleicht auch einmal Zeuge gewesen, daß er sich unsichtbar machen kann?“
    „Das will ich meinen!“
    „Erzähle es mir!“
    „Ich wußte, daß der Sohn meines mir gegenüber wohnenden Nachbars krank war, und daß der alte Mübarek zu ihm kommen würde. Mein Weib hatte böse Schmerzen im Kopf, und sie wollte sich von dem Alten ein Amulett schreiben lassen. Darum stellte ich mich zur Zeit, als der Mübarek kommen sollte, vor die Tür meines Hofes. Er kam. Ich rief ihn bei seinem Namen. Er aber antwortete nicht. Ich rief ihn abermals, und als er auch dann nicht antwortete, so ging ich über den Weg zu ihm hin, grüßte ihn und sagte ihm, daß meine Frau seiner Hilfe bedürfe. Er blickte mich sehr grimmig an und fragte mich, für wen ich ihn halte. Als ich ihm nun antwortete, daß er der berühmte Heilige sei, lachte er mich aus, gab aber keine Antwort und ging in den Hof des Nachbars. Ich wartete lange, lange Zeit, aber er kam nicht wieder heraus. Nur Busra, der Krüppel, den ich aber gar nicht hatte hineintreten sehen, kam auf seinen beiden Krücken herausgehinkt. Als ich dann den Nachbar aufsuchte, um nach dem Heiligen zu fragen, sagte er, derselbe sei gar nicht da gewesen. Ich schwor, daß ich ihn hatte hineingehen sehen, und er schwor, daß nur der Krüppel bei ihm gewesen sei. Der alte Mübarek aber war verschwunden. Was sagst du dazu, Effendi?“
    „Zunächst gar nichts.“
    „Warum zunächst?“
    „Um ein Urteil haben zu können, müßte man den Heiligen längere Zeit beobachtet haben. Aber die Sache läßt sich vielleicht auf das allereinfachste erklären.“
    „Wie denn, Effendi?“
    „Der Heilige ist bei deinem Nachbar vorn hinein- und hinten wieder hinausgegangen.“
    „Das kann er nicht. Der Hof liegt vorn, und hinter dem Haus gibt es gar keinen Garten und keinen Ausgang. Das Tor, durch welches ich ihn hineingehen sah, ist der einzige Weg, auf welchem er wieder herauskommen kann.“
    „Vielleicht hatte er sich versteckt?“
    „Wo denn? Das Häuschen des Nachbars ist ja so klein, daß man einen jeden, der sich verstecken wollte, sofort sehen würde.“
    „Dann ist die Sache allerdings höchst geheimnisvoll. Ich kann sie nicht erklären.“
    „Es ist zu erklären, und zwar so, wie ich bereits sagte. Der Mübarek kann sich unsichtbar machen. Glaubst du es nicht?“
    Die ganze Geschichte war natürlich Schwindel. Aber sollte ich mich mit dem Wirt streiten, der zwar geistig sehr gut veranlagt zu sein schien, aber doch von dem Wahnglauben des Orients befangen war? Vielleicht war es auch im Interesse der Sache selbst besser, wenn ich ihn bei seiner Meinung ließ. Darum antwortete ich:
    „Wer über solche Sachen noch

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