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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wand. Ich aber bog mich nieder, ergriff ihn bei dem Shawl und riß ihn empor. Ihn in einem Bogen von rechts her über den Kopf des Pferdes schwingend, warf ich ihn nach links hinüber und ließ ihn dann so nieder, daß er mir quer über die Knie zu liegen kam.
    „Allah w' Allah l' Allah!“ brüllte er und versuchte dabei, sich loszumachen.
    „Halte dich ruhig!“ rief ich ihm zu. „Sonst bist du des Teufels!“
    Da machte er sofort den Mund zu und auch die Augen. Der Mann war kein Held.
    Ich lenkte nun nach dem Konak ein und ritt im Trab durch das Tor desselben. Da stand Halef mit den Gefährten. Sie hatten den Vorfall beobachtet, lachten aus vollem Hals und beeilten sich, die Torflügel zuzumachen und den großen Riegel vorzulegen.
    Und das war auch nötig, denn eine beträchtliche Menschenmenge drängte sich herbei, um zu erfahren, was die seltsame Sache zu bedeuten habe.
    Jetzt ließ ich den Gefangenen auf die Erde nieder und stieg ab. Ein türkisch gekleideter Mann kam an Ibareks Seite herbei, um mich zu begrüßen. Er war der Wirt. Während ich den üblichen Gruß mit ihm wechselte, war mein Mitreiter wieder zu Gedanken gekommen. Er warf sich in Positur, schritt herbei und fragte drohenden Tones:
    „Herr, warum hast du mir das getan? Meine Seele konnte des Todes sein!“
    „Deine Seele? Ist sie aus einem so zerbrechlichen Stoff gefertigt?“
    „Spotte nicht! Weißt du, wer ich bin?“
    „Nein, bis jetzt noch nicht.“
    „Ich bin der Fährmann des Flusses!“
    „Schön! Du lebst also auf dem Wasser. Hast du dich nicht gefreut, einmal reiten zu können?“
    „Gefreut? Habe ich dich gebeten, mich mitzunehmen?“
    „Nein, aber es gefiel mir so.“
    „Ich werde dich anzeigen.“
    „Schön!“
    „Und dich bestrafen lassen.“
    „Noch schöner!“
    „Du wirst ohne Säumen mit mir zum Zabtieh Muschiri gehen.“
    „Später, lieber Freund. Jetzt habe ich keine Zeit.“
    „Ich kann nicht warten. Ich muß bei meiner Fähre sein.“
    „Wo befindet sich diese?“
    „An dem Fluß.“
    „Vermutlich unweit des Weges nach Kusturlu?“
    „Wie kommst du auf diesen Gedanken? Dort gibt es keinen Fluß.“
    „Das weiß ich gar wohl. Aber der Fährmann, welcher jetzt behauptet, keine Zeit zu haben, lehnte dort an einer Ecke und kam uns dann ganz gemächlich nachspaziert. Ist das wahr oder nicht?“
    „Ja. Aber was geht das dich an?“
    „Sehr viel, mein Freund. Warum bist du mit uns gegangen?“
    „Ich kann laufen, mit wem ich will!“
    „Und ich kann reiten, mit wem ich will! So haben wir also beide unsern Willen gehabt.“
    „Das Reiten ist etwas ganz andres. Ich hätte den Hals brechen können.“
    „Vielleicht wäre es nicht schade um dich gewesen.“
    „Herr! Sprich noch einmal so, so renne ich dir diese Klinge in den Leib!“
    Er griff unter einer drohenden Gebärde nach dem Messer, dessen Scheide an seinem Gürtel hing.
    „Laß das stecken! Vor einem solchen Ding fürchtet man sich nicht.“
    „So! Wer bist du denn, daß du dir erlaubst, mich zu beleidigen?“
    „Ich bin Hazredin Kara Ben Nemsi Emir. Hast du diesen Namen schon einmal vernommen?“
    Ich richtete mich hoch vor ihm auf und gab mir Mühe, einen möglichst stolzen und drohenden Eindruck zu machen. Daß ich mich Emir nannte, das nehme ich gern auf mein Gewissen. Daß ich mir aber den Titel Hazredin gab, also Hoheit, das war freilich mehr als aufgeschnitten. Ich glaubte aber, es jetzt einmal so wie mein kleiner Hadschi machen zu dürfen.
    Diesem Fährmann gegenüber besaß ich keine Macht und wollte ihn doch zwingen, mir zu sagen, wer ihn beauftragt habe, uns nachzulaufen. Also mußte ich ihm imponieren, und dazu bedurfte ich einer Würde, deren ich leider nicht teilhaftig war.
    Ich sah auch sofort ein, daß ich das Richtige ergriffen hatte. Er verneigte sich ziemlich tief und antwortete:
    „Nein, Sultanum, diesen durchlauchtigen Namen habe ich noch nicht vernommen.“
    „So hörst du ihn jetzt und weißt nun, wer ich bin. Danach hast du dich zu richten! Glaubst du, ich liebe es, Spione hinter mir herlaufen zu sehen?“
    „Emir, ich verstehe nicht.“
    „Du verstehst mich gar wohl, oder du willst es nicht gestehen.“
    „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“
    „Bursche! Verlangst du von mir, ich solle mir die Mühe geben, dich auszufragen? Dazu habe ich keine Lust, und überdies bist du mir ein zu armseliger Tropf. Sofort gestehst du, wer dich beauftragt hat, mir nachzugehen, um zu erfahren, wo ich von meinem Pferd steigen

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