15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
klar, dass es sich dabei um eine Sicherheitsmaßnahme handelt. Da, jetzt hat es aufgehört.«
Bill stieß einen leisen Pfiff aus. » Zehn Punkte für Kaltblütigkeit, Lori.«
» Ich verwandele mich in einen Kiwi«, sagte ich. » Mir macht gar nichts mehr was aus. Lake Wakatipu könnte über die Ufer treten, ich würde mich nicht mal umdrehen. Es geht darum, in Hoffnung zu leben, nicht in Furcht. Ich hoffe, Bree lernt, so zu leben.«
» Es zeugt ja schon von einem enormen Sinneswandel, wenn sie mit dir nach England kommt«, sagte Bill. » Ich weiß nicht, ob ich den Mut hätte, von einem Augenblick zum anderen den Schritt ins Ungewisse zu wagen.«
» Ich glaube schon«, sagte ich. » Nein, ich bin mir absolut sicher. Als ich Cameron zum ersten Mal traf, sagte er, er würde für dich durchs Feuer gehen. Jetzt weiß ich, warum.«
»Ah«, sagte Bill nach einer kurzen Pause. » Er hat es dir erzählt.«
» Ich werde dich wie einen Helden begrüßen, wenn ich nach Hause komme.«
» Sollte es nicht andersrum sein?«, fragte er.
» Nein«, sagte ich lächelnd. » Wir wissen beide, wer bei uns zu Hause der Held ist.«
Nachdem wir einander Gute Nacht gewünscht hatten, drückte ich das Telefon an die Brust, bevor ich es in das Aufladegerät steckte. Dann öffnete ich das blaue Notizbuch.
» Dimity!«, sagte ich. » Die Suche ist vorbei, wir haben Bree gefunden.«
Ich brauchte eine Weile, bis ich die Ereignisse des Tages und Brees weitreichende Enthüllungen rekapituliert hatte. Als sich endlich Tante Dimitys Handschrift über die Seite kräuselte, war ich fast heiser.
Deine Geschichte ist voller unerwarteter Wendungen, Lori. Wie immer ist die Wahrheit seltsamer, als alles Erfundene je sein könnte. Ich hätte nie gedacht, dass Aubrey für seine Schwestern vorsorgen würde.
» Vielleicht wollte er damit auch seinen Vater erniedrigen«, erwiderte ich. » Was hätte ihn mehr befriedigen können, als zu beweisen, dass ein Nichtsnutz so wohltätig sein kann wie ein Pfarrer?«
Man könnte auch annehmen, dass Aubrey etwas gutmachen wollte. Sein Vater hätte nicht einen Penny von ihm angenommen, und er hätte es auch Ruth und Louise nicht erlaubt, wenn er es hätte verhindern können. Natürlich hat er sie nicht über die Quelle ihres Einkommens informiert. Wahrscheinlich hielt er das Geschenk seines Sohnes für befleckt.
» In gewisser Weise stimmt das ja«, sagte ich. » Vergiss nicht, dass Aubrey eine Erbin wegen ihres Geldes heiratete. Er war ein Goldgräber, so einfach ist das.«
Wenn es um das Herz des Menschen geht, ist nichts einfach, meine Liebe. Vielleicht war Aubrey ursprünglich vor allem auf das Vermögen seiner Frau aus, aber wenn sich das nicht geändert hätte, hätte ihn ihr Tod nicht so tief getroffen. Du sagst, dass auf dem Taufbild das Lachen in seinen Augen erstorben sei. Mir scheint, dass er nach dem Tod seiner Frau ein gebrochener Mann war. Er hat sich wohl dem Trinken hingegeben, um den Schmerz über ihren Verlust zu betäuben. Es ist sehr wohl denkbar, dass er nicht nur ihr Geld liebte, sondern auch sie. So etwas gibt es, Lori.
» Ich räume ein, dass Aubrey womöglich durchaus seine guten Seiten hatte«, sagte ich, » aber von Edmund kann man das nun wirklich nicht sagen. Ed terrorisierte seine Eltern, seine Frau und sein Kind, und er glaubte, alles wäre verziehen, wenn er sagte, wie leid ihm alles täte.«
Vielleicht hat es ihm wirklich leidgetan. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass es Bree erspart blieb, sich um seine Beerdigung zu kümmern, und dass sein Grab weit von dem ihrer Großeltern entfernt liegt. Edmund hat nichts getan, weshalb seine Tochter um ihn trauern müsste, und so kann sie die Gräber derjenigen besuchen, die sie geliebt hat, ohne an ihn erinnert zu werden.
» Ein Hoch auf überfüllte Leichenhallen«, murmelte ich grimmig.
Ich frage mich, ob Bree heute Nacht überhaupt ein Auge zutun wird. Sie muss völlig überwältigt sein von der Aussicht, die nun vor ihr liegt.
» Vielleicht bin ich der einzige Mensch im Universum, der wirklich weiß, wie sie sich fühlt«, sagte ich. » Ich war auch einst einsam und verloren und hasste die ganze Welt. Dann erschien eine Märchenfigur aus meiner Kindheit und zeigte mir, dass ich nicht einsam und verloren war und dass es keinen Grund für Hass gab. Wenn Brees Urgroßtanten das für Bree tun können, was du, Tante Dimity, für mich getan hast, wird sie sich prächtig entwickeln.«
Du bist noch immer etwas aufbrausend.
» Ich
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