1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
Seite war besser und schneller gewesen, obwohl sie sich nicht in unserer Nähe befunden hatte. Es war Saladin gelungen, uns wieder mal zu zeigen, wie mächtig er war.
Von unterwegs telefonierte ich mit Glenda und erfuhr, dass sie am Mittag zu Luigi gehen wollte, um eine Kleinigkeit zu essen.
»Gut, wir kommen auch hin.«
»He, wie hört sich denn deine Stimme an?«
»Meiner Laune entsprechend.«
»Und die ist schlecht.«
»Sogar ganz unten.«
»Wieso?«
»Wir haben es nicht geschafft.«
»Ach«, flüsterte Glenda, »erzähl mal, wie…«
»Nein, nicht jetzt. Halte zwei Plätze für uns frei, dann reden wir bei Luigi darüber.«
»Wie du willst.«
»Glaubst du, dass Glenda eine Idee hat?«, fragte Suko, als er hinter einem knallgelben Transporter stoppte.
»Weiß ich nicht. Aber es geht um Saladin.«
»Na und?«
»Denk daran, dass auch in Glendas Blut dieses Serum fließt. Da gibt es Parallelen zu Saladin.«
»Da bist du aber sehr optimistisch.«
»Weiß ich, Suko. Was bleibt uns sonst? Nur der Optimismus. Eine Spur hab wir schließlich nicht.« Für einen Moment verengte ich die Augen.
»Ich will einfach nicht, dass Saladin hier die Oberhand behält und seine Rachetour weiter durchzieht.«
»Wird schwer sein.«
»Ich weiß.«
»Oder Saladin hört auf«, sagte Suko, als er an dem parkenden Transporter vorbeifuhr.
»Wie kommst du darauf?«
»Weil Rose Nelson nicht mehr lebt. Sie war es doch, die ihn angeschossen und verwundet hat. Sonst keine. Ich denke mal, dass er zufrieden sein könnte.«
»Möglich. Vielleicht aber auch nicht. Mir ist das zu ungewiss. Außerdem wird er noch sauer darüber sein, dass wir ihm Lucio, den Albino, genommen haben. Nein, nein, Suko, der ist nicht fertig, das sagt mir mein Bauch.«
»Gut, wie du meinst.« Für Suko war das Thema zunächst erledigt. So konzentrierte er sich auf die Fahrerei, die schließlich in der Tiefgarage des Yard-Gebäudes endete.
Nach dem, was an diesem Tag schon alles passiert war, verspürte ich keinen besonderen Hunger. Der Fall war mir brutal auf den Magen geschlagen, auch deshalb, weil wir es nicht geschafft hatten, ihn zu lösen. Er stand noch in der Schwebe, auch wenn es nach außen hin anders aussah. Aber Saladin war auf keinen Fall zu trauen.
Den Weg bis zu Luigis Restaurant gingen wir zu Fuß. Wir aßen nicht jeden Mittag dort, doch hin und wieder gönnten wir uns einige von Luigis Köstlichkeiten.
Glenda Perkins saß bereits an einem kleinen Tisch. Die übrigen drei Stühle waren frei. Wir nahmen Platz. »Da seid ihr ja.«
»Genau«, sagte Suko. Glenda schaute mich an. »Gut siehst du wirklich nicht aus.«
»Wie meinst du das?«
»Nicht gelöst.«
Ich kam um eine Antwort herum, denn Luigi begrüßte uns und hielt zugleich die Karte bereit. Ich bestellte erst mal zwei große Flaschen Mineralwasser, dann warf ich einen Blick in die Karte. Es gab nicht so viele Gerichte wie am Abend, und ich hatte schnell eines gefunden. Ich entschied mich für Vitello Tonnato, dünn geschnittenes Kalbsfleisch in einer Thunfischsoße, die Luigi selbst herstellte und die einen sehr intensiven Geschmack hatte.
Suko wollte eine kleine Pizza essen, die auch Glenda bestellt hatte.
Glenda nickte mir zu. Über einem dunklen T-Shirt trug sie eine hellgrüne Jacke, tailliert und kurz geschnitten. Sie hatte einen nicht zu grellen Lippenstift aufgelegt und die Brauen leicht nachgezogen. Mit mir war sie noch nicht fertig.
»Du bist mir noch eine Antwort schuldig, John.«
»Ach, bin ich das?«
»Ja, die letzte hat mir nicht gefallen. Da ist doch irgendetwas nicht richtig gelaufen.«
»Leider hast du recht.«
»Dann höre ich gern zu.«
Glenda bekam ihren Willen. Sie unterbrach mich nicht, und als ich das letzte Wort losgeworden war, stieß sie die Luft durch die Nase aus.
»Das ist tatsächlich frustrierend«, murmelte sie und schüttelte den Kopf.
»Da kann ich euch verstehen.«
Sie tank einen Schluck Wasser, überlegte sich die nächste Frage und stellte sie, nachdem sie das Glas abgesetzt hatte.
»Ihr beide glaubt nicht an ein Ende der Rachetour unseres Freundes Saladin?«
»John noch mehr als ich«, sagte Suko.
»Kann ich verstehen.« Glenda nickte. »Er ist sauer. Man hat ihn angeschossen. Das kann ihm nicht gefallen. Okay, die Wirtin lebt nicht mehr, aber sie ist ja nicht die einzige Person gewesen, die dabei war.«
»Eben«, stellte ich fest. »Es kann sein, dass er auch uns noch bestrafen will.«
Glenda grinste mich an. »Sag nicht,
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