1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
daran, dass sein Plan voll und ganz aufgegangen war. Er freute sich über die Macht, die er noch besaß.
Nur mit dem Amoklauf hatte es nicht so recht geklappt, und als die Verbindung abgebrochen war, da wusste er, dass sich dieses Weib aus dem Leben verabschiedet hatte.
Aber er lebte noch, und so musste das auch sein. Er würde dafür sorgen, dass es noch lange so blieb, obwohl es ihm körperlich und von seiner Umgebung her eigentlich hätte besser gehen müssen.
Sein Zeichen hatte er gesetzt. Aber wie ging es jetzt weiter? Die Frage konnte er nicht beantworten, dafür vielleicht die Gestalten draußen vor den Fenstern.
Es waren nicht mehr nur zwei bleiche Gesichter, die vor der Hütte lauerten. Inzwischen glotzten noch andere herein. Sie alle dachten an sein Blut. Er war behindert, verletzt und in seinen Bewegungen eingeschränkt, und von ihm ging ein starker Blutgeruch aus, der sie verrückt machte.
Dracula II befand sich nicht mehr in der Nähe. Die hungrigen Vampire würden das ausnutzen wollen. So war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie das Haus stürmten. Da konnte man beim besten Willen nicht mehr von einem Unterschlupf sprechen; Warum war Mallmann verschwunden?
Saladin machte sich darüber Gedanken. Ihm kam der Verdacht, dass er es bewusst getan hatte, um ihm zu zeigen, dass es ohne ihn nicht ging.
Ja, das war die einzige Erklärung. Mallmann wollte demonstrieren, dass derjenige, der sich in seiner Welt aufhielt, auch von ihm abhängig war.
Durch die Fenster würden die Gestalten nicht in die Hütte eindringen, aber es gab noch einen anderen Weg. Saladin wusste, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Aufzerren, eindringen und Blut saugen, anders konnte ihr Plan gar nicht sein.
In seinem Innern tobte der Zorn. Er war es nicht gewohnt, die zweite Geige zu spielen. Das Wort Angst kannte er nicht. Wenn es hart auf hart kam, würde er Mittel und Wege finden, um zu verschwinden. Es war gut, dass dieses Serum in seinem Körper floss. So war er in der Lage, sich wegbeamen zu können, und daran würde ihn auch die Verletzung nicht hindern.
Von draußen hörte er nichts. Keine Schreie, mit denen sich die Gestalten gegenseitig antrieben. Die Bewegungen der bleichen Gesichter hinter den Fenstern hatten etwas Irreales, als liefe draußen ein Film ab. Noch hockte er auf seiner Liege. Dieses Sitzen oder auch halbe Liegen passte Saladin nicht in den Kram. Er musste versuchen, auf die Beine zu kommen.
Wieder diente ihm die Wand als Stütze. Er schob sich daran hoch, gleichzeitig ärgerte er sich über die weiche Unterlage, die seinen Füßen nicht genügend Widerstand entgegensetzte.
Er schaffte es trotzdem.
Plötzlich stand er. Saladin hatte es kaum mitbekommen, weil er sich zu stark auf die Fenster konzentriert hatte, deren Umrisse manchmal vor seinen Augen verschwammen.
Seine Brust brannte, denn die letzten Bewegungen hatten ihr überhaupt nicht gut getan. Es ärgerte ihn selbst, dass aus seiner Kehle ein Stöhnen stieg.
Daran ändern konnte er nichts. Er musste hoch, er musste sich bewegen. Mit diesem Vorsatz verließ Saladin sein Lager. Als er stand und wieder festen Widerstand spürte, ging es ihm besser. Wenn es hart auf hart kam, würde er sich wegbeamen. Aber ihn interessierte auch ein anderes Phänomen. Dieser ungewöhnliche Spiegel, der eigentlich keiner war, sondern so etwas wie eine Verbindung zwischen zwei Welten darstellte. Er wusste, das es Mallmanns Weg aus seiner Welt war, aber er konnte umgekehrt auch durch ihn wieder in die Vampirwelt zurückkehren.
Saladin hatte mit Dracula II nie darüber gesprochen. Es hatte kein Grund bestanden, weil er in der Lage war, sich selbst durch seine besondere Kraft zu helfen, aber sein Interesse an dem Spiegel war nach wie vor sehr groß.
Das Kratzen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte den Kopf und schaute genau hin, ob sie sich bewegte. Noch war nichts zu erkennen.
Wenige Sekunden später sah es anders aus. Da hatte er die ersten harten Tritte vernommen, und dann wurde die Tür tatsächlich nach innen gedrückt. Sie hatte sich leicht verzogen, deshalb kratzte sie mit ihrer unteren Seite über den Boden.
Ruckartig schwang sie auf.
Saladin hielt den Atem an. Er bekam das schnelle Schlagen seines Herzens mit. Es trat immer dann ein, wenn es um ihn herum eng wurde.
Das war hier der Fall.
Sie drängten sich durch die Tür in das Haus hinein. Saladin zählte zwei blasse Wiedergänger, aber dabei blieb es nicht, denn hinter den beiden
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