1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
aus. Es gelang ihm, sich zur Seite zu werfen. Da war eine Lücke, durch die er abtauchen wollte.
Es ging nicht, denn plötzlich hingen die verdammten Blutsauger an seinen Beinen. In Höhe der Waden umklammerten ihn die gierigen Klauen und rissen ihn um.
Während er fiel, wurde ihm bewusst, wie dreckig es ihm gehen würde, wenn er am Boden lag. Eine leichtere Beute hätte er für die Blutsauger nicht sein können.
Und alles nur, weil er die Verletzungen an der Brust hatte und das Blut aus den Wunden die Vampire so verrückt machte.
Er heulte auf. Es war mehr ein Laut der Wut, der aus seinem Mund drang. Er konnte sich nicht mehr halten, so sehr er es auch versuchte, und erlebte den Aufprall doppelt hart, weil auch die verletzte Brust in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Um ihn herum war plötzlich ein wildes Kreischen und auch irgendwie lustvolles Jaulen. Er hatte das Gefühl, dass zahlreiche Vögel freigelassen worden waren, die ihn umschwirrten, aber es waren die Blutsauger, die so ihren Triumph ausdrückten.
Sie hatten ihn!
Saladin wollte den Kopf anheben. Es ging nicht mehr, denn Klauen krallten sich an seinen Ohren fest und pressten ihn zu Boden. Der Schmerz war so stark, dass er das Gefühl hatte, die Ohren würden ihm vom Kopf gerissen.
Er fluchte.
Es half ihm nichts.
Vor seinen Augen tobte ein Kampf.
Jeder wollte zuerst an sein Blut heran. In ihrer Gier kannten die Vampire keine Rücksicht. Sie wollten lecken und sie wollten trinken, wenn der frische, warme Lebenssaft aus seinen Adern schoss.
Die Vampirfrau gewann. Sie besaß die größten Kräfte und schleuderte diejenigen, die ihr zu nahe kamen, zur Seite. Sie war beseelt von einem wahnsinnigen Durst, und sie tauchte mit dem Kopf ab. Die Zunge schnellte aus dem Maul, und damit leckte sie über Saladins Brust hinweg, um schon mal einen Vorgeschmack zu bekommen.
Er hörte sie girrend lachen. Andere Hände zerrten an ihrer Kleidung, um sie von ihrem Opfer wegzureißen, aber sie hielt voll dagegen.
Die Zähne wirkten für Saladin wie Pfeilspitzen, als sie sich seinem Hals näherten. Er dachte nicht mehr daran, sich wegbeamen zu wollen, denn die Konzentration brachte er einfach nicht auf.
Der Biss?
Nein, denn die Zähne verfehlten seinen Hals, weil die Vampirin einen harten Stoß erhalten hatte. Sie kippte zur Seite, machte für einen anderen Platz, der sich über Saladin beugte und die Chance nutzen wollte. Er profitierte jetzt von der Lage des Opfers, dessen Ohren weiterhin festgehalten wurden, aber das große Wunder, auf das Saladin nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, trat trotzdem ein.
Plötzlich verschwand das verzerrte Vampirgesicht aus seinem Blickfeld, weil es in die Höhe gerissen wurde.
Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Das Denken fiel ihm sowieso schwer. Er hörte nur das wilde Kreischen, das alle anderen Geräusche übertöte, und sah dann, dass die Gestalt über ihm durch die Luft geschleudert wurde wie eine Puppe, die niemand mehr haben wollte. Sie prallte gegen die Wand, rutschte daran hinab und blieb liegen.
Das bekam Saladin nicht mehr mit. Er konzentrierte sich auf seine Umgebung, und dort war jemand erschienen, der unter den Blutsaugern aufräumte. Er setzte seine Arme ein. Er schleuderte sie zur Seite wie Abfall, und niemand von ihnen wehrte sich.
Eine große, dunkle Gestalt war erschienen, die sich ebenfalls hektisch bewegte, aber der liegende Mann sah dabei noch etwas anderes. Da tanzte ein rotes D hin und her, wenn er seinen Kopf bewegte, und jetzt wusste er, wer ihn gerettet hatte.
Will Mallmann jagte die Vampire davon, als wollte er ihre ureigenste Welt von ihnen reinigen.
Saladin bekam wieder Luft.
Er lag auf dem Rücken und hielt den Mund weit offen, um tief Luft zu holen, denn man ließ ihm jetzt die Zeit zum Atmen.
Dracula II scheuchte auch die letzten gierigen Wiedergänger aus dem Haus und kehrte zu Saladin zurück. Vor ihm blieb er stehen und senkte seinen Blick.
Er sagte nichts. Das gefiel dem Hypnotiseur, denn auch er fühlte sich noch nicht bereit, irgendwelche Antworten zu geben. Er lag auf dem Boden und keuchte heftig. Und er war sich klar darüber, dass er zunächst mal zu sich selbst finden musste.
»Na, wie fühlst du dich?«
»Ich lebe«, flüsterte Saladin.
»Ja, das sehe ich.« Mallmann lachte.
»Und rate mal, wem du dein menschliches Leben zu verdanken hast.«
»Was willst du hören?«
»Das überlasse ich dir.«
»Soll ich mich jetzt umdrehen und dir die Füße küssen, verdammt noch
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