1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
drängten sich noch mehr, die es vor dem Haus nicht mehr aushielten.
Sie alle hatten das Blut gerochen und wollten ihren Anteil daran haben.
Wer ausgehungert ist, der dachte nur daran, endlich satt zu werden.
Der vorderste Blutsauger war ein männliches Wesen. Er schlurfte heran.
Wo er früher mal gelebt hatte, das war alles vergessen. Saladin sah einen Glatzkopf, der so stark abgemagert war, dass der Kopf fast einem Totenschädel glich.
Bekleidet war er mit einer langen Kutte, als hätte er sie aus einem Kloster mitgebracht. Ob er mit seinen Totenaugen in der Lage war, etwas zu erkennen oder ob er nur seinem Geruchssinn nachging, das wusste Saladin nicht. Er lebte zwar auch in dieser Welt, doch mit Einzelheiten hatte er sich nie beschäftigt.
Er musste so etwas wie ein Anführer sein, denn die anderen lauerten vor und hinter der Tür. Sie wollten erst sehen, wie ihr Artgenosse vorging.
Waffen, um mit den Blutsaugern fertig zu werden, besaß Saladin nicht.
Er würde mit bloßen Händen gegen sie angehen müssen, und da stellte sich die Frage, ob er stark und wendig genug war, denn die verletzte Brust machte ihm schwer zu schaffen.
Die Vampire wurden von der Gier angetrieben. Der Glatzkopf hatte sein Maul aufgerissen, sodass die untere Hälfte seines Gesichts fast nur noch aus einem Loch bestand.
Saladin suchte sich einen guten Platz zur Verteidigung aus. Er sah den Tisch und auch die Stühle um ihn herum.
Wenn ihm schon keine der speziellen Waffen zur Verfügung stand, um einen Blutsauger zur Hölle zu schicken, dann wollte er es konventionell versuchen. Sich einen Stuhl schnappen und den verdammten Wiedergänger damit in die Flucht schlagen.
Saladin umklammerte mit beiden Händen die Lehne, bevor er den Stuhl anhob und nur mit großer Mühe einen Fluch unterdrückte. Diese heftige Bewegung hatte seiner verletzten Brust alles andere als gut getan.
Wieder durchrasten die Stiche sie, und die verdammten Schmerzen raubten Saladin fast den Atem. Er riss den Stuhl noch nicht hoch. Er drehte sich mit ihm zusammen herum.
Der Glatzkopf hatte ihn schon fast erreicht. Nur zwei Schritte trennten sie noch. Die Gier nach dem menschlichen Lebenssaft stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wollte nur trinken und seine langen Eckzähne in die Haut des Menschen schlagen.
Saladin rammte den Stuhl heftig vor. Die Sitzfläche traf den Vampir in Kniehöhe. Der Blutsauger musste zurück, und das sah Saladin als einen ersten Erfolg an. Er achtete nicht mehr auf die Schmerzen in seiner Brust und bewegte sich mit dem Stuhl weiter auf den Blutsauger zu.
Der nächste Zusammenprall erfolgte.
Wieder musste der Vampir zurück. Der Treffer war diesmal härter gewesen.
Er geriet ins Stolpern und der dritte Schlag holte ihn dann von den Beinen.
Er fiel halb auf den Rücken und halb auf die Seite. Die Flüche aus seinem Maul hörten sich mehr an wie ein Krächzen. Er schlug wütend um sich, drehte sich um, und Saladin schaute dabei auf seinen Rücken.
In seinen Augen funkelte es. Die Idee, die ihm durch den Kopf zuckte, setzte er sofort in die Tat um.
Der Tritt mit dem rechten Fuß erwischte den Schädel des Vampirs.
Saladin hatte viel Kraft hineingelegt und dafür gesorgt, dass er den Schädel mit der Hacke traf.
Er hörte das Knacken. Irgendetwas im Vampirschädel war zerbrochen.
Das hässliche Geräusch gab ihm noch mehr Mut, sodass er sich bückte und dabei nicht auf seine Schmerzen achtete, die durch seinen Oberkörper jagten.
Er drehte sich um, packte den Stuhl, hob ihn an und wartete darauf, dass der Blutsauger wieder hochkam. Er tat es mit leicht schwankenden Bewegungen und drehte dem Hypnotiseur dabei den Rücken zu.
Der hob den Stuhl an, schwang ihn hoch und drosch damit zu.
Er hatte all seine Kraft in den Schlag hineingelegt, erwischte seinen Gegner voll und musste den Stuhl loslassen, sonst wäre er von dessen Gewicht zu Boden gerissen worden. Ohne dieses Gewicht konnte er seinen eigenen Schwung gerade noch ausgleichen.
Sein Gegner lag nicht nur am Boden. Die Wucht des Schlags hatte ihn wieder zurückgetrieben, und zwar dorthin, wo sich seine Artgenossen aufhielten.
Er war in den Pulk hineingerammt und hatte einige der Gestalten mit sich zu Boden gerissen. Wenn sie nicht vom Blut der Menschen gesättigt waren, dann waren sie recht schwach auf den Beinen, und das bekam er jetzt bestätigt. Sie konnten sich auch nicht so schnell bewegen wie normal.
Saladin taumelte. Er spürte das Brennen in seiner Brust, aber er
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