1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
mal?«
»Es ist mir egal, was du tun willst. Jedenfalls hätten sie dich bis auf den letzten Tropfen leer gesaugt. So aber bist du noch ein Mensch. Du musst zugeben, dass du nicht unsterblich bist. Auch deine Macht ist begrenzt.«
Saladin dachte nicht daran, seine Haltung zu verändern. Trotz der Schmerzen in seiner Brust war es ihm vergönnt nachzudenken, und er musste leider zugeben, dass Dracula II recht hatte.
Er war zu einem Nichts geworden. Zu einem beliebigen Menschen, dessen Blut die Vampire getrunken hätten, um ihn dann in ihren illustren Kreis aufnehmen zu können.
Das machte ihm zu schaffen. Er hatte sich bisher als King gesehen, aber nun war er zum Versager geworden. Dass er sich in dieser düsteren Welt nie so recht wohl gefühlt hatte, war die eine Sache. Doch jetzt fing er an, sie zu hassen, weil man ihm gezeigt hatte, wie klein und hilflos er schließlich geworden war, als es hart auf hart ging.
Mallmann gab sich wie ein Hausmann. Er stellte die Stühle wieder auf, während sich Saladin etwas aufrichtete und in der sitzenden Haltung blieb. Sein Brustkorb schien dabei zusammengedrückt zu werden, und die bösen Schmerzen malträtierten ihn auch weiterhin.
An den Tisch gelehnt, blieb Mallmann stehen. »Kannst du ohne Hilfe hochkommen?«
Saladin hatte den Spott in der Frage nicht überhört. »Und ob ich das kann«, gab er keuchend zurück. Er wollte sich keine Blöße geben.
Einfach nur Schwung holen und auf die Beine kommen, das war alles.
Es klappte nicht beim ersten Anlauf. Er fiel wieder zurück und versuchte es erneut.
Mit einem seitlichen Schwung kam er beim zweiten Versuch hoch, auch wenn er danach noch mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte, aber er stand, und nur das zählte.
»Sehr gut, setz dich!«
Saladin ging auf den Tisch zu und ärgerte sich, dass er dabei schwankte. Es war nichts zu machen, er musste seiner Schwäche Tribut zollen.
Am Ziel angekommen, stützte er sich auf der Platte ab und stieß Mallmann seinen keuchenden Atem entgegen. Er ärgerte sich, dass er noch immer zitterte, wollte etwas sagen, aber Mallmann kam ihm mit seinen Worten zuvor und zeigte dabei ein spöttisches Lächeln.
»Du kannst dich ruhig setzen, sonst brichst du mir noch hier am Tisch zusammen.«
»Verdammt, was willst du?« Saladin zog einen Stuhl heran und nahm Platz.
Der Supervampir lachte und zeigte seine Blutzähne. »Was will ich wohl?«, murmelte er. »Ich will eigentlich nur, dass du weißt, wie schwach Menschen sein können, auch wenn sie eine so große Begabung besitzen, wie du sie hast. Sie hat dir nichts genützt.«
»Ich weiß, Mallmann, ich weiß. Aber sie hätte mir etwas genützt, wenn man mich nicht angeschossen hätte.«
Mallmann konterte eiskalt. »Auch ein Fehler, den du dir kaum verzeihen dürftest. Du hast deine Gegner unterschätzt, Saladin, das ist es doch. Einfach nicht ernst genommen.«
»Die richtigen schon«, flüsterte er.
»Das waren in diesem Fall die falschen«, hielt der Vampir ihm vor.
»Daran kommst du nicht vorbei. Und es wird dich ärgern, dass es eine harmlose Frau war, die dich in diese Lage gebracht hat.«
»Dafür ist sie jetzt tot!«
»Stimmt. Und was hast du davon?«
»Genugtuung.«
Mallmann grinste kalt. »Was bringt sie dir? Sag es! Wie weit bist du gekommen? Deine Verletzungen müssen erst heilen, dann sehen wir weiter, Saladin.«
»Ich habe meine Kräfte nicht verloren!«, flüsterte der Hypnotiseur scharf.
»Verdammt noch mal, sie stecken in mir, und sie werden auch immer in mir bleiben. Begreife das endlich.«
»Ich weiß. Nur musst du fit sein, um sie einsetzen zu können. Du darfst dich nicht ablenken lassen. Was dann passiert, das hast du ja gesehen. Du bist völlig von der Rolle gewesen. Du hast dich nicht wehren können, du bist zum Looser geworden.«
Es waren Worte, die dem Hypnotiseur auf keinen Fall gefallen konnten.
Hätte sie ihm ein anderer in einer anderen Situation ins Gesicht gesagt, es hätte einen verdammten Stress gegeben. So aber wusste er, dass er Mallmann gegenüber kleine Brötchen backen musste.
»Wie hast du dir deine Zukunft vorgestellt?«, fragte der Vampir.
»Warum willst du das wissen?«
»Weil es auch mich betreffen könnte.«
»Ich bleibe hier.«
»Ach!« Mallmann staunte. »In diesem Zustand? Ich kann nicht immer in der Nähe sein, um dich zu beschützen. Dass ich verschwunden bin, war ein Test. Ich wollte sehen, wie sich meine Freunde benehmen würden, und ich muss dir sagen, ich bin nicht
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