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1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...

1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...

Titel: 1501 - Nachts, wenn die Träume kommen... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in der Reihe der Kerzen. Da es draußen recht kühl war, hatte die Frau einen dunklen langen Mantel über den Kittel gestreift, und als sie eine frische Kerze für ihren Bruder angezündet hatte, fiel der Schein auch nach oben und huschte über ihr Gesicht hinweg.
    Sie stellte die Kerze auf die Eisenleiste, faltete die Hände, sprach ein kurzes Gebet, drehte sich danach um und strebte dem Ausgang entgegen. Zu lange wollte Carol Taylor sich nicht in der Kapelle aufhalten, denn sie wurde bei den Kranken gebraucht.
    Die Tür war zwar hoch genug, doch wie immer hatte die Ärztin das Gefühl, sich bücken zu müssen, wenn sie die Kapelle verließ.
    Sie kannte das leise Quietschen der Angeln, trat nach draußen, ging einen Schritt vor, war noch immer in Gedanken an ihren Bruder und blieb wie von einem Faustschlag getroffen stehen.
    Sie konnte das Bild kaum fassen und glaubte an eine Einbildung. Auf einem Rasenstück vor ihren Füßen lag ein fremder Mann mit nacktem, blutigem Oberkörper und einem Kopf, auf dem kein einziges Haar wuchs.
    Er verdrehte die Augen, als er den Kopf anhob, um die Ärztin anschauen zu können, die sich sehr schnell wieder gefangen hatte.
    Sie dachte nicht mehr an das, was hinter ihr lag. Hastig bückte sie sich und sprach den Fremden an.
    »Mein Gott, was ist los mit Ihnen?«
    Saladin stöhnte. Er gab sich schwächer, als er es in Wirklichkeit war.
    »Bitte, Sie müssen mir helfen - bitte…«
    »Ja, ja, aber wer sind Sie?«
    Der Fremde ächzte. »Man hat mich überfallen. Einfach so. Man hat mich niedergeschossen, und ich…«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Carol Taylor. »Ich verstehe Sie.«
    Die Ärztin kannte sich aus. Dass jemand zu ihnen in das Hospital kam, der nicht mehr weiter wusste, das war sie gewohnt. Und sie waren hier im Hospital darauf eingestellt, zu helfen, ohne nach den Gründen zu fragen, weshalb die Menschen sich auf den Weg zu ihnen gemacht hatten. Sie waren da, ihnen musste geholfen werden, und man wollte nicht fragen, woher die Wunden und Verletzungen stammten.
    Carol hatte mit einem Blick festgestellt, dass es sich um Schussverletzungen handelte, die man dem Mann zugefügt hatte. Die Wunden in der Brust waren nicht tief, aber sie nässten und bluteten leicht.
    Die Kapelle war dem Krankenhaus zwar angeschlossen, aber es gab keine direkte Verbindung zu diesem Gebäude. Sie mussten durch den Park gehen, um das Haus zu erreichen. Ein Rollstuhl stand auch nicht in der Nähe, und andere Hilfen gab es ebenfalls nicht.
    »Kommen Sie, Mister, ich helfe Ihnen auf.«
    »Ja, danke.«
    »Wir müssen gehen.«
    Er nickte und streckte seinen rechten Arm aus. Die Ärztin umfasste mit beiden Händen das Gelenk und zog den Mann auf die Beine, der ihr zwar mithalf, aber nicht viel dazu beitragen konnte oder wollte. Das Gesicht des Mannes sah Carol Taylor nicht. Und wenn, dann hätte sie das breite Grinsen darin gesehen, denn bisher war Saladins Plan perfekt aufgegangen. Und den Rest würde er auch noch durchziehen.
    Bevor sich die Frau zu sehr abmühen musste, unterstützte er sie und stand plötzlich auf den eigenen Beinen, sackte aber leicht zusammen, sodass sich Carol Taylor genötigt sah, ihn zu stützen.
    »Ist alles okay?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Wunderbar, dann versuchen wir es.«
    Saladin stöhnte wieder. »Wo bringen Sie mich denn hin?«
    »In die Notaufnahme. Sie brauchen keine Angst zu haben, Mister, man wird sich dort um Sie kümmern.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich verspreche es Ihnen.«
    »Tun Sie das?«
    »Auch.«
    »Bitte, Sie…«
    »Okay.«
    Sie waren während des Gesprächs nicht stehen geblieben und auf die Klinik zugegangen, die aus einem Gebäude bestand. Es war nicht besonders groß, man konnte von einem Herrenhaus sprechen, in dem die Kranken untergebracht waren. Durch Umbauten im Innern hatte man die Klinik den Gegebenheiten angepasst.
    Natürlich hätte der Hypnotiseur auch normal laufen können. Davor allerdings hütete er sich. Er gab sich schwächer, als er war, und ließ sich von der Ärztin führen.
    Manchmal stöhnte er leise vor sich hin, denn er wollte nicht, dass die Frau ihm irgendwelche Fragen stellte. Er war froh, dass er es so weit geschafft hatte. Alles Weitere würde sich ergeben, und er rechnete damit, dass sein Plan voll und ganz aufging.
    In der Klinik war er zunächst mal sicher. Da würde er sich schon bald zum Herrn aufschwingen. Wenn es sein musste, war es kein Problem, die Menschen unter seine hypnotische Kontrolle zu bringen. Dann würden

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