1502 - Am Abgrund zur Hölle
Enkel zu sich, die nur widerstrebend gehorchten, und ich berichtete Suko, wie wir zu fahren hatten. Diesmal setzte ich mich hinter das Lenkrad.
Beide gingen wir davon aus, dass sich unsere Anwesenheit rasch herumsprechen würde, aber das war letztendlich egal. Wir wollten wissen, welches Geheimnis hinter dem seltsamen Toten steckte, den Earl Digger aus der Erde geholt hatte.
Am anderen Ende sah der Ort etwas anders aus. Es gab mehr freie Flächen zwischen den einzelnen Häusern, und die künstlichen Hügel dieser Landschaft schienen noch näher herangerückt zu sein. Der Himmel erinnerte auch weiterhin an eine riesige graue Kappe, zwischen der es an einigen Stellen hell schimmerte.
Es waren keine Felder zu sehen, die bestellt werden mussten. Es gab auch keine Tankstelle, und auch das Gerippe eines Förderturms sahen wir nicht. Man hatte den Bergbau hier aufgegeben und führte ihn an anderer Stelle weiter, wo die Flöze ergiebiger waren.
Einige Handwerksbetriebe hatten sich gehalten. Eine Schlosserei, ein Zimmermann, ein Tischler. Sicherlich arbeitete dort nur immer ein Mensch oder nur mit einem Gehilfen zusammen, denn viel würden die kleinen Werkstätten nicht zu tun haben.
Die jüngeren Menschen, die hier keine Arbeit fanden, waren in die restlichen Kohlegebiete abgewandert und würden wohl nur am Wochenende in ihre Heimatdörfer kommen.
»Gegenüber steht ein Fahnenmast«, murmelte Suko vor sich hin und zeigte nach links. »Da ist er.«
Ich schaute kurz an ihm vorbei und war zufrieden. Tatsächlich ragte dort ein alter Holzmast mit abgeblätterter Farbe in den Himmel, an dem aber keine Fahne hing.
»Dann wollen wir mal.« Ich hielt an und verließ den Rover. Die Einsamkeit war förmlich zu spüren, und in meinem Innern hatte sich ein Gefühl von Misstrauen aufgebaut. Es sah alles so normal und harmlos aus, aber ich wusste, dass sich hinter dieser Normalität etwas Böses verbarg. So etwas erlebten wir schließlich nicht zum ersten Mal.
»Na?«, sagte Suko.
»Wieso?«
Er lachte. »Du siehst so nachdenklich aus.«
»Stimmt. Das bin ich auch. Sehr nachdenklich. Ich frage mich, was hinter dieser Welt zum Vorschein kommt.«
»Okay, fragen wir erst mal Earl Digger.«
Wir mussten nur schräg über die Straße gehen, um das Haus zu erreichen. Es war nur eine Etage hoch. Dann begann das Dach, das ebenso grau aussah wie die Wolken über uns. Die Farbe grau schien hier überall vorzuherrschen, als wäre die Luft noch erfüllt vom Staub der Kohle.
Man hatte uns bereits durch das Fenster gesehen, denn zu klopfen oder zu klingeln brauchten wir nicht. Die Tür wurde uns geöffnet, und wir schauten auf eine kleine Frau mit fahlblonden kurzen Haaren, die uns prüfend musterte. Sie trug eine schwarze Hose und einen bunten Pullover.
»Wenn Sie Vertreter sind, können Sie sofort wieder gehen«, erklärte sie.
»Nein, Madam, das sind wir nicht.« Ich hatte mich entschlossen, gleich mit der Wahrheit herauszurücken, und zeigte ihr meinen Ausweis.
Sie schien nicht überrascht zu sein, denn sie nickte und sagte dann: »Das habe ich mir gedacht.«
»Gut, dann…«
»Bitte, Mr Sinclair, es hat keinen Sinn. Ich finde es gut, dass Sie und Ihr Kollege hergekommen sind, um sich um den Vorgang zu kümmern, aber es gibt nichts Neues in dem Fall. Es hat sich nichts weiter ergeben, das Sie weiterbringen könnte.«
»Das glauben wir Ihnen«, sagte ich. »Können wir uns trotzdem mit Ihrem Mann unterhalten? Er ist schließlich derjenige, durch den der Stein ins Rollen gebracht würde.«
»Er ist nicht da.«
Die Antwort war schnell und präzise erfolgt. Ich wurde trotzdem den Eindruck nicht los, dass Mrs Digger nicht die Wahrheit gesagt hatte, obwohl sie äußerlich nicht den Eindruck erweckte und völlig ruhig blieb.
»Das ist schade.«
Sie zuckte nur mit den Schultern.
»Aber ich würde Sie trotzdem bitten, uns zur Verfügung zu stehen. Wenn wir hineinkommen dürfen…«
Sie atmete tief ein, als wollte sie ihren Körper dabei aufblähen.
Sekundenlang schwankte sie, das sahen wir ihr an, dann entschloss sie sich zu einem Nicken.
»Okay, kommen Sie.«
»Danke.«
Wir traten hinter ihr über die Schwelle und gelangten in ein recht enges Haus. Ein schmaler Flur, eine ebenfalls schmale Treppe, die nach oben führte, dazu ein Geländer, das glänzte, und ein Fußboden, der aus Bohlen bestand, die im Wohnzimmer ihre Fortsetzung fanden.
Es war ein kleiner Raum, der mit seinen Möbeln recht voll gestopft wirkte. Trotzdem war
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