1502 - Die letzte Frist
Mentalität, daß Tolot sich noch in den letzten Stunden seines Lebens um wissenschaftliche Erkenntnisse bemühte. Er hatte mit stoischer Gelassenheit akzeptiert, daß man ihm in wenigen Stunden seinen Zellaktivator abnehmen würde. Daran konnte er nichts mehr ändern, also mochte er sich ebensogut einer halbwegs produktiven Tätigkeit zuwenden.
Perry Rhodan blickte besorgt auf das Chronometer. Vom 15. Oktober blieben noch sechseinhalb Stunden. Was hatte ES mit ihnen vor? Die EIDOLON war vor wenigen Minuten mit der Maschinenstadt am Südufer des Meeres auf gleicher Höhe gewesen. Jedermann hatte erwartet, daß das Schiff nun nach Süden umgelenkt würde. Statt dessen zog es stetig weiter nach Osten. Der Radiosender war ständig in Tätigkeit. Ununterbrochen wiederholte er den Suchruf, den Perry Rhodan aufgesetzt und aufgezeichnet hatte.
Aber ES meldete sich noch immer nicht.
*
Im Jahre 1147 war die Herrschaft des Tyrannen Monos gebrochen worden. Während des darauffolgenden Jahrzehnts hatte man die Cantaro, die Monos bis dahin zu Diensten gewesen waren, geheilt - mit anderen Worten: von den pseudoorganischen Anhängseln befreit, die auf Lebens- und Todesimpulse reagierten - und nach Hause verfrachtet. Im Jahr 1169 gab es in der Milchstraße nur noch ein einziges Überbleibsel aus der Zeit der Großen Katastrophe und des Hundertjährigen Krieges: die Nakken.
Das seltsame Volk der Gastropoden hatte sich nicht dazu verleiten lassen, in seine Heimatgalaxis Hangay zurückzukehren. Freilich hatte sich niemand ernsthaft darum bemüht, die Nakken abzuschieben. Sie waren fremdartig in ihrer Mentalität, und trotz aller Verständigungsversuche, die inzwischen unternommen worden waren, stellte die Kommunikation mit ihnen immer noch eine bedeutende Schwierigkeit dar. Die Nakken behaupteten, mit einem wichtigen Projekt beschäftigt zu sein, von dessen Erfolg die Zukunft ihres Volkes abhänge. Welcher Art dieses Projekt war, darüber hatten sie niemals etwas verlauten lassen. Sie gingen ihre eigenen Wege und mischten sich nicht in die Belange der Galaktiker ein. Deswegen sah niemand einen Grund, allzu hartnäckig auf ihre Rückkehr nach Hangay zu drängen. Auch umgab die Nakken gerade aufgrund ihrer Fremdartigkeit eine Aura der Faszination. Die Zivilisation der Milchstraße, insbesondere die terranische, hatten sich schon immer durch intensive Wißbegierde ausgezeichnet. Man wollte die Nakken nicht ziehen lassen, solange man ihr Geheimnis nicht ergründet hatte.
Als bekannt geworden war, daß ES sich nach mehr als siebenhundertjährigem Schweigen wieder gemeldet hatte, war unter den Nakken eine gewisse Erregung entstanden. Wenigstens deutete man es so. Kein Galaktiker kannte sich in den Emotionen der Gastropoden aus. Die wenigen Nakken, die sich auf der Erde aufhielten, waren nach dem Grund ihrer Gemütsbewegung gefragt worden. Wie üblich hatten sie in einer Art und Weise geantwortet, die niemand verstand. Die Erregung war nicht in Handlung umgesetzt worden. Wer erwartet hatte, daß ein Pilgerzug der Nakken in Richtung Wanderer begann, der wurde enttäuscht. Perry Rhodan hatte das Verhalten der Nakken als ungewöhnlich rätselhaft empfunden - noch rätselhafter als sonst. Aber unter der Last der eigenen Sorgen hatte er der Angelegenheit keine weitere Beachtung geschenkt.
Warum dachte er ausgerechnet jetzt an diese Dinge? Weil seine Tochter Eirene es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, die Seele der Nakken zu verstehen und das Geheimnis des Projekts, an dem das ganze Volk mit solch unermüdlichem Eifer arbeitete, zu lüften. ESTARTU hatte seinerzeit zu verstehen gegeben, die Nakken seien mit einem Vorhaben übergeordneter Art beschäftigt, und man dürfte von ihnen nicht erwarten, daß sie sich für die kleinlichen Belange der Galaktiker interessierten. Eirene hatte sich den Nakken Willom zum Lehrmeister gewählt. Willom war einer von denen, die glaubten, daß die Galaktiker - vierdimensional orientiert, wie sie waren - den Nakken bei ihrem Unternehmen durchaus behilflich sein könnten. Er hatte sich daher, wie seinerzeit der Nakk Eladeru, von dem Julian Tifflor nach Uxbataan geführt worden war, mit einer ganzen Batterie von Kommunikationsmitteln ausgestattet, die es ihm ermöglichte, sich mit NichtNakken einigermaßen fließend zu verständigen. Aber auch von Willom war bisher nicht zu erfahren gewesen, worin das große Projekt der Nakken nun eigentlich bestand.
Es war nicht Willom, dem Perry Rhodans Gedanken
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