1502 - Die letzte Frist
zu fassen und drückte sie. „Es tut mir so leid", sagte sie mit halberstickter Stimme. „Mach dir um uns keine Sorgen", versuchte er sie zu trösten. „Wir haben weit über unsere Zeit gelebt. Was uns zuteil wurde, war eine Gnade besonderer Art. Daß wir sterben müssen, weil eine Superintelligenz sich hat täuschen lassen, ist bedauerlich. Aber wir gehen ohne Groll.
Nur eines hätte ich gerne noch erfahren, bevor ich von der Bühne abtreten muß. Was ist das für ein Vorhaben, das die Nakken seit Jahrtausenden verfolgen? Was wollen sie? Warum haben sie plötzlich angefangen, sich mit zusätzlichen Kommunikationsmitteln auszustatten, damit sie sich besser mit uns verständigen können?"
Eirene seufzte. „Der Antwort auf diese Frage bin ich seit einigen Jahren auf der Spur", sagte sie. „Ich habe sie noch nicht gefunden. Willom deutete an, die Nakken seien auf der Suche nach etwas Großem. Er nennt es das Innerste, das Unerklärliche, und weil es unerklärlich ist, kann er zu mir nicht darüber sprechen.
Er befürchtet, sein Volk könne untergehen, wenn es die Suche nicht bald zu einem erfolgreichen Abschluß brächte."
„Die Nakken stammen aus Tarkan", meinte Perry Rhodan nachdenklich. „Haben sie schon in Tarkan nach dem Unerklärlichen gesucht?"
„Ich glaube, ja. Die Suche wird schon seit Tausenden von Jahren betrieben. Es gibt zwar Nakken im Standarduniversum, seitdem die NARGA SANT vor einundfünfzigtausend Jahren durch die Dimensionsbarriere brach, und sie haben gewiß gesucht. Aber die Überlieferung bezüglich der Notwendigkeit der Suche war auch unter den Nakken lebendig, die im Jahr vierhundertachtundvierzig mit Hangay in unser Universum kamen. Also wurde auf beiden Seiten gesucht."
„Wonach?"
Sie schlug die Hände zusammen. „Eines Tages werde ich es herausfinden. Aber wieviel Zeit bis dahin noch vergeht, weiß ich nicht.
Warum interessiert dich die Sache so?"
Er lächelte. „Du meinst, ich müßte andere Sorgen haben, nicht wahr? Nein, ich bin einfach neugierig. Ich lebe mit dem Geheimnis der Nakken seit der Zeit der Ewigen Krieger. Ich dachte, es wäre ein würdiger Abschluß meines ... meiner Laufbahn, wenn ich in letzter Sekunde noch herausbekäme, was es damit auf sich hat."
„Deines Lebens? So hätte es doch heißen sollen", sagte sie traurig. „Ich hatte mir Hoffnungen gemacht, daß Willom dir helfen könnte. Zwischen den Nakken und der Superintelligenz besteht eine eigenartige Affinität. Willom schien zu spüren, daß ES zurückgekehrt war, noch bevor die Nachricht von Homunks Besuch in Terrania verbreitet wurde. Er hatte keine Schwierigkeit, die Kunstwelt zu finden. Er war aufgeregt. Die Begegnung mit dem Überwesen war für ihn von besonderer Bedeutung.
Aber als wir uns Wanderer näherten, ließ seine Begeisterung rapide nach. Er machte ein paar orakelhafte Äußerungen. Dieses ES existierte nicht in der Wirklichkeit, so ähnlich klang das, was er sagte. Ich werde ihn trotzdem bitten, ES auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen. Nur glaube ich nicht, daß etwas Nützliches dabei herausspringt. Wenn Willom erst einmal davon überzeugt ist, daß das Objekt seiner Aufmerksamkeit nicht in der aktuellen Wirklichkeit existiert, verliert er alles Interesse. Soweit kenne ich ihn mittlerweile schon."
Perry Rhodan machte eine Handbewegung, als wollte er ihre Sorgen beiseite wischen. „Zerbrich dir darüber nicht den Kopf", sagte er. „Was getan ist, ist getan. Wir können nichts mehr daran ändern." Er sah auf die Uhr. „Sechzig Stunden noch, dann fängt’s an. Bis dahin wollen wir irgendwo draußen in der Leere des interstellaren Raumes sein. Niemand wird zusehen, wie wir ..."
Der Alarmgeber schrillte. Wie aus dem Nichts entstand ein Bildkubus. Reginald Bull war darin zu sehen. Er wirkte so echt, als wäre er tatsächlich soeben aus einem Fiktivtransmitter materialisiert.
Nur daran, daß die Sohlen seiner Stiefel ein paar Zentimeter über dem Boden schwebten, erkannte man, daß es sich in Wirklichkeit um eine Holographie handelte. „Zwei Dinge", sagte er. „Icho Tolot ist wieder bei Bewußtsein. Er hat den Sturm und den Drang überwunden und verhält sich ruhig. Er fühlt sich müde und wird in Kürze einschlafen.
Das zweite ist: Shaarim und Clistor steigen aus." #Willom stand noch vor dem offenen Tor. Er hatte sich in den vergangenen zwei Stunden nicht gerührt. Homunk war verschwunden. Shaarim und Clistor glitten mit Hilfe ihrer Antigrav-Untersätze auf den Artgenossen
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