1503 - Die Nacht der Bestien
ähnlich dachten.
Aber auch die längste Wanderung hat mal ein Ende. So war es bei ihnen ebenfalls. Der Mond war zwar ein wenig gewandert, aber der Wald stand noch immer an derselben Stelle.
»He, da sind wir!«, rief Jenny Modner und klatschte in die Hände. »Ich habe es euch doch gesagt. War das so schlimm?«
Sie lief vor und schien im Unterholz abzutauchen, was nicht zutraf, denn sie winkte vom Waldrand her.
Johnny erreichte sie als Erster. »Und wo ist jetzt die Hütte?«
»Drei Schritte weiter.«
»Gut.«
Jenny hatte sich zwar mit der Entfernung verschätzt, aber es gab die Hütte tatsächlich, die man allerdings mehr als einen Unterstand ansehen musste. Vier Pfosten mit einem Dach. Den letzten Orkan hatte der Bau schadlos überstanden, was Johnny erstaunt feststellte. Dafür waren einige Bäume in der Nähe geknickt. Sie lagen schräg und wurden von anderen Stämmen gehalten.
Robby stolperte in den Unterstand hinein und stellte seinen Rucksack auf einem primitiven Tisch ab, der praktisch aus einem Baumstumpf bestand.
»Viel weiter wäre ich auch nicht gegangen«, sagte er keuchend.
Jenny schüttelte den Kopf. »Reiß dich mal zusammen.« Sie lachte. »Ist doch schön hier.«
»Und wann gibt es was zu trinken und zu essen?«, fragte Robby.
»Jetzt!« Camilla konnte ihn nicht leiden sehen und öffnete bereits die Klettverschlüsse des Rucksacks. Vier Flaschen Rotwein holte sie hervor und stellte sie neben den Rucksack.
Robby Coleman hatte auch Käse mitgebracht. Er war in Fettpapier eingewickelt.
Ein Messer gab es auch, und dann nahm sich Camilla auch Johnnys Rucksack vor.
Sehr bald stand so einiges auf dem primitiven Tisch. Die Flaschen mussten nur noch geöffnet werden. Die Arbeit übernahm Johnny Conolly, denn einen Korkenzieher hatten sie ebenfalls mitgebracht.
»Erst mal nehmen wir einen Schluck auf die tolle Wanderung«, sagte Jenny und lachte mit halb offenem Mund. »Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht. Euch auch?«
Die Kommentare wurden nicht akustisch gegeben. Camilla und Robby hoben nur die Schultern, als Einziger sagte Johnny nach einer Weile, um Jenny nicht zu sehr zu enttäuschen: »Das war schon okay.«
»Ehrlich?«
»Wenn ich es dir sage.«
»Schon gut.« Johnny goss den Rotwein in Plastikbecher. Nachdem alle gefüllt waren, verteilte er sie und hob seinen Becher an. »Worauf trinken wir?«
»Auf den Mond natürlich«, sagte Jenny.
»Okay, auf ihn.«
Sie stießen mit den Bechern an. Der Wein schwappte hin und her und verschwand dann in den Kehlen.
Keiner von ihnen war wohl ein großer Weinkenner, aber jeder tat, als wäre er angetan.
»Ja, der lässt sich trinken«, sagte Camilla.
Robby grinste sie von der Seite her an. »Er soll einen langen Abgang haben, wurde mir gesagt.«
»An was du wieder denkst.«
»Nein, so sagt man doch - oder, Johnny?«
»Stimmt.«
»Okay.« Jenny kicherte. »Dann auf den langen Abgang.« Sie und ihre Freunde tranken erneut.
Johnny, der noch fahren musste, hielt sich zurück und nahm nur einen kleinen Schluck. Außerdem schmeckte ihm der Wein nicht besonders. Er war ihm einfach zu sauer.
»Was ist mit dem Essen?«, fragte Robby. »Ich habe hier einen leckeren Käse mitgebracht.«
»Nach den Sandwichs und den gekochten Eiern!«, rief Jenny.
»Okay, auch gut.«
Es wurde weiter ausgepackt. Der runde Baumstammtisch war soeben noch groß genug. So brauchten sie nichts auf den Boden zu stellen.
Robby rieb seine Hände. Das war jetzt genau das, was er brauchte.
Sandwichs, belegt mit Putenfleisch und Roastbeef. Dazwischen Salatblätter und auch etwas Remouladensoße, die für einen zusätzlichen Geschmack sorgte.
»Na denn!«, rief Robby und führte seine dreieckige Schnitte zum Mund.
Er wollte schon hineinbeißen, aber man nahm ihm dieses Vergnügen, denn alle vier hörten plötzlich den unheimlich klingenden Heulton…
Wie festgewachsen standen sie auf dem Boden und waren nicht mal in der Lage, ihre Lippen zu bewegen. Keiner hatte mit diesem Laut gerechnet. Möglicherweise Johnny, der nun an sein nicht besonders gutes Gefühl dachte und sich irgendwie bestätigt sah.
Seinen Freunden war eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen und hatte sich auch auf die Gesichter gelegt. Selbst der hungrige Robby Coleman vergaß seinen Sandwich und krächzte: »Verdammt, was war das denn?«
»Ein wildes Tier«, flüsterte Camilla.
Jenny Modner tat etwas Seltenes. Sie gab die Antwort durch ein heftiges Nicken.
»Und welches Tier schreit so?«,
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