1503 - Die Nacht der Bestien
zusammen und verlor nicht die Spur.
Er fuhr schneller. Es war leider nur ein verzweifelter Versuch, dem Unhold zu entkommen. Die Bestie wusste verdammt genau, was sie zu tun hatte. Urplötzlich befand sie sich dicht am Auto. Ein großer Satz hatte ausgereicht.
Dann griff sie zu!
Sie erwischte die linke Seite, wo Jenny und Robby saßen. Aber jeder der Insassen erlebte den gewaltigen Schlag, der den kleinen Wagen traf und ihn aus der Spur brachte. Quer zur Fahrtrichtung rutschte er über den glatten Boden, übersprang dabei mehrere Buckel, und es kam schon einem Wunder gleich, dass er nicht umkippte und weiterhin über den seifigen Untergrund glitt.
Für ein Kippen sorgte die Bestie!
Zuerst wich sie zurück, und beinahe hätten die vier jungen Leute Hoffnung geschöpft, doch dann startete die Bestie und hatte mit drei langen Sprüngen den Polo wieder erreicht.
Den Rammstoß überstand der Wagen nicht. Die Insassen kamen sich vor wie in einem Wagen auf der Achterbahn. Nur dass sie nicht durch die Luft flogen, sondern über den Boden rutschten, was dem Untier auch nicht gefiel, denn es setzte sofort nach.
Die Insassen waren zu sehr durcheinander gewirbelt, als dass sie mitbekommen hätten, was genau geschah. So sahen sie nicht, wie der Werwolf sich bückte und der Wagen angehoben wurde. Plötzlich hatten nur noch die Räder an der rechten Seite Kontakt mit dem Boden, und das Fahrzeug rutschte weiter.
Keiner der vier Freunde konnte etwas dagegen unternehmen.
Johnny und Jenny waren angeschnallt, ihnen erging es noch am besten.
Camilla und Robby wurden auf dem Rücksitz durchgeschüttelt, dabei lag Robby halb auf Camilla, wobei der den Rucksack noch einquetschte, der zwischen ihnen gestanden hatte.
Sie hatten keine Chance mehr. Die Bestie hatte ihre letzte Hoffnung eiskalt zunichte gemacht.
Bevor der Polo zur Ruhe kam, drehte er sich noch auf der Seite um die eigene Achse.
Dann lag er still…
Es war still geworden im Innenraum. Jedem steckte der Schock tief in den Knochen, niemand sprach ein Wort, aber die trügerische Ruhe hielt nur kurze Zeit an. Vom Rücksitz her erklang ein Jammern. Da der Wagen nach rechts gekippt war, lag Jenny halb über dem Fahrer, wurde aber noch vom Gurt gehalten.
Johnny lag auf der rechten Schulter, das Ohr gegen die Scheibe gepresst. Er wusste, wie bescheiden ihre Lage war. Der Werwolf hielt jetzt alle Trümpfe in den Klauen, und Johnny wusste, dass er sich mit dieser Aktion nicht zufrieden geben würde. Er wollte an die Beute heran.
Und ob er den Polo dazu aufstellen würde, das war noch die große Frage.
Jenny schaute auf Johnny hinab. »Sieht schlecht für uns aus, nicht wahr?«
»Das kannst du laut sagen.« Sie zog die Nase hoch und bemühte sich, ihre Tränen zurückzuhalten. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
»Wir können nichts machen. Nicht in dieser Lage.«
»Dann wird er uns…«
»Ja, das wird er.«
»Das ist - das ist - ich finde keine Worte. Und ich will nicht sterben, verflucht.«
»Ich auch nicht.«
»Und was tun wir?«
»Frag lieber, was er tun wird.«
Jenny verzog das Gesicht. »Hast du aufgegeben?«, flüsterte sie, wobei sie leicht keuchte.
»Nein, das nicht. Nur weiß ich nicht, wie wir uns aus eigener Kraft befreien sollen. Das würde klappen, wenn das Untier nicht draußen lauerte. Dann könntest du an deiner Seite die Tür aufdrücken. Mehr ist nicht drin.«
Jenny gab nicht auf. »Soll ich es trotzdem versuchen?«
»Ja, wenn…«
Ein heller Schrei unterbrach ihn. Camilla Poltry hatte ihn ausgestoßen.
Und das war bestimmt nicht grundlos geschehen, denn sie hatte etwas gesehen.
»Er kommt! Er kommt auf den Wagen zu! O verdammt, was soll ich denn tun?«
»Du kannst nichts tun!«, keuchte Robby.
»Aber…«
»Kein Aber. Wir sind verloren! Die verdammte Bestie wird uns zerfetzen!« Robbys Stimme hatte sich zu einem wahren Kreischen gesteigert. Er wusste, was die Glocke geschlagen hatte, und wurde erst still, als ein harter Schlag von außen her gegen die Tür donnerte. Das Echo dröhnte durch den Innenraum. Sicherlich hatte der Wagen eine Beule bekommen, was in diesem Moment jedoch völlig unwichtig war.
Sie lagen still.
Die nächsten Schläge trafen die Karosserie, und jedes Mal zuckten sie zusammen.
»Tut doch was!«, brüllte Robby in seiner Panik. Er war eingeklemmt und konnte sich kaum bewegen.
»Ja, verdammt, sag doch, was wir tun sollen!«, fuhr Jenny ihn an.
»Ansonsten halt dein Maul!«
»Willst du sterben?«, kreischte er
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