1503 - Die Nacht der Bestien
Gestalt in den Vollmondnächten annahmen, und Johnny fragte sich, wer der Mann war, mit dem dies passiert war.
Es war ein echter Werwolf. Er trug keine Kleidung mehr. An ihm war auch keine Haut zu sehen. Von den nackten Füßen bis hin zum Kopf war er mit einem dunklen Fell bedeckt.
Vor dem Kopf fürchtete sich Johnny am meisten.
Die Schnauze stand weit offen und war im Licht der Scheinwerfer und dem des Mondes gut zu erkennen. Johnny sah auch das Schimmern der Zähne, zwischen denen noch Speichelfäden hingen wie zähe Kaugummistreifen.
Der Wolf war alles andere als ein Menschenfreund. Johnny wusste das. In den kalten und leicht gelblich schimmernden Augen las er nicht eine Spur von Gefühl. Sie sahen eisig aus, als wollte er mit seinem Blick die Menschen einfrieren.
»Scheiße…«, flüsterte Camilla Poltry vom Rücksitz her. »Das ist er, nicht?« Johnny nickte nur. »Und jetzt?«
»Ich weiß nicht«, flüsterte er. »Die Bestie versperrt uns den Weg. Das wird ein Problem.«
Coleman fing an zu kreischen. Seine Worte waren trotzdem zu verstehen. »Verdammt, fahr doch los! Fahr ihn einfach über den Haufen, Johnny! Wir haben keine andere Wahl!«
»Hast du dir die Bestie schon mal richtig angesehen?«
»Ja, das ist doch egal. Ramm ihn!«
Das tat Johnny noch nicht. Er ließ sich noch Zeit, weil sich auch der Werwolf nicht bewegte. Es bestand noch eine kleine Distanz zwischen ihm und dem Polo, und Johnny dachte darüber nach, ob sie groß genug war, um die Bestie seitlich zu passieren. Das war die einzige Möglichkeit, auch wenn sie seiner Meinung nicht viel brachte, denn das Tier würde nicht aufgeben und darauf reagieren. Sie vier waren für den Werwolf die ideale Beute. Er würde sie verfolgen und den kleinen Wagen stoppen, um sie daraus hervorzuzerren. Gleich vier Menschen! Auch Johnny spürte den Druck, wenn er daran dachte. Er trug keine Waffe bei sich, mit der er die Bestie hätte bekämpfen können. Wenn es darauf ankam, mussten sie sich mit den bloßen Händen verteidigen. Der Polo gab ihnen keinen Schutz. Sie saßen in der Falle.
Jenny Modner zitterte, als sie flüsterte: »Verdammt noch mal, was sollen wir denn jetzt tun?«
»Ich weiß es nicht«, gab Johnny gepresst zurück.
»Und wenn du fährst?«
»Er kriegt uns immer.«
Jenny schlug mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel. »Was sollen wir denn dann tun?«
»Keine Ahnung.«
»Uns töten lassen, wie?«
»Hör auf.«
»Ja, ich weiß.«
Vom Rücksitz meldete sich Coleman. »Das ist doch einer, der sich verkleidet hat - oder nicht?«
»Red doch nicht so einen Scheiß!«, fuhr Camilla ihn an.
»Aber einen wie ihn kann es nicht geben. Der ist wie aus dem Horrorfilm gestiegen.«
»Nein, der ist echt!«, schrie Camilla ihn an.
Johnny hatte sich aus dem Streitgespräch herausgehalten. Er wusste jedoch, dass die gesamte Verantwortung auf ihn allein lastete und dass er etwas unternehmen musste.
»Okay, schnallt euch an.«
Jenny bewegte sich neben ihm. Ob die beiden im Fond seiner Aufforderung nachkamen, das sah er nicht.
Der Motor lief noch. Johnny spielte ein wenig mit dem Gaspedal. In seiner Kehle kratzte es. Er hatte nur diese eine Möglichkeit, und er hatte sich einen besonderen Plan zurechtgelegt.
Jeder würde davon ausgehen, dass er nach vorn fuhr, um den Werwolf zu umkurven. Aber das kam ihm nicht in den Sinn.
Er legte den Rückwärtsgang an. »Achtung!«, flüsterte er dabei und dann gab er Gas.
Der Polo schoss zurück!
Johnny spürte, dass die Reifen den Boden aufrissen. Grassoden flogen davon. Das Licht vor dem Wagen bewegte sich hektisch. Er gewann Abstand und schrie selbst auf, als er den Vorwärtsgang einlegte. Der Stopp zwischen den beiden Wechseln war nur minimal, aber Johnny hatte mehr Abstand gewonnen.
Trotzdem konnte er nicht das tun, was in diesem Fall richtig gewesen wäre.
Aufgrund der Bodenbeschaffenheit war ein Kavalierstart nicht drin. Er würde wegrutschen, und so musste er vorsichtiger anfahren. Der Polo blieb nicht stecken, das gab ihm Hoffnung, und dann gab er Gas.
Die Distanz zwischen ihnen und dem Untier war größer geworden. Der Werwolf hatte sich auch nicht bewegt und sie erst mal machen lassen.
Doch jetzt, als Johnny Gas gab, da handelte auch der Werwolf.
Und er war schnell.
Johnny wollte rechts an ihm vorbei. Das Tier aber lief nach links, sodass sie zusammenprallen würden. Das sahen auch die Insassen des Polos.
Johnny hörte ihr Geschrei in seinen Ohren schrillen, aber er biss die Zähne
Weitere Kostenlose Bücher