1503 - Krisenfall Topsid
entscheidenden Augenblick reichte schon der Schatten eines Verdachts, einer Erinnerung ... Der Schulleiter würde ihn wegen Hochverrats hinrichten lassen.
Tags darauf kam das nächste Detail an die Reihe. Shakian vermied alle unnötigen Risiken. Noch vor der Frühstückszeit betrat er ein weiteres Lager. Dort suchte er einen Kampfanzug mit Deflektor, der seine Größe hatte.
Vorsichtig streckte er den Kopf in den Gang. Nichts, kein Geräusch. Rasch den Anzug über die Schulter, dann huschte Shakian in Richtung Syntronraum. Hier befanden sich weitere Lager, in denen ein Schutzanzug nicht auffiel.
Diesmal begegnete ihm niemand. Er war ein guter Saboteur, überlegte Shakian selbstzufrieden. Mit der Zeit gewann er richtiggehend Freude daran.
*
Die Abschlußprüfung rückte näher. Ihre Schlafkammer begann nach nervösem Schweiß zu stinken; seine Kameraden zuckten selbst im Schlaf mit den Schwänzen. Sie warfen sich herum, stöhnten manchmal und schliefen erst spät ein.
Er dagegen nutzte die Zeit besser. Morgens erwachte er ausgeruht und holte das nach, was er verpaßt hatte. Gorgol sollte sehen, wozu er fähig war; die ganze Schule sollte es sehen.
Das war sein Abschiedsgeschenk. Allein beim Gedanken daran brach er in Gelächter aus.
Meist jedoch teilte er die Angst der anderen - aus völlig anderen Gründen. Er hatte nicht Angst vor einer Prüfung, er hatte Angst vor dem Tod.
Die letzte Nacht. Shakian wartete fiebernd das Morgengrauen ab. Es war nicht zu dunkel, nicht zu hell; genau richtig, wenn alles nach Plan lief. Mit umwickelten Schuhen schlich er nach unten in Richtung Kellergeschoß. Am Handgelenk trug er eine elektronische Uhr. In den Taschen steckten die beiden Granaten.
Keine Geräusche? Nein ... Doch!
Er duckte sich in den Schatten einer Tür. Einer der Lehrer kam den Korridor entlang. Er näherte sich, schien zu horchen, schlenderte dann weiter in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht nur ein nächtlicher Spaziergang, hoffte Shakian. Oder er sollte Täuschungsversuche verhindern, indem die Schüler Aufzeichnungen im Gang deponierten.
Shakian schlich über die Treppe hinunter.
Mit klopfendem Herzen dachte er an das, was ihm noch bevorstand. Die Schaltungen der Syntronik hatte er auf Abruf im Kopf - ebenso jeden Schritt seines Plans. Es kam auf Sekunden an.
Zunächst suchte er den Schutzanzug. Hier irgendwo. Dort, das Stück war ein bißchen zwischen den Kisten verrutscht. In Windeseile rutschte er hinein und aktivierte den Deflektor. Von seinen Schuhen zog er die Lappen ab und umwickelte die Stiefel damit.
Nur Geräusche mußte er jetzt noch vermeiden. Shakian benutzte erneut die Treppe, diesmal aufwärts. Er verließ das Gebäude durch eine offene Tür. Währenddessen schärfte er die Handgranate, stellte den Zeitzünder auf genau 6.00 Ortszeit ein - und warf sie zielsicher auf den Mauersims.
Oben blieb die Bombe unsichtbar für jedermann liegen. Zehn Minuten Zeit. Zurück jetzt.
In der Tür stand der Lehrer.
Shakian erstarrte zu Granit, nicht einmal zu atmen wagte er noch. Alles war aus. Sie hatten ihn beobachtet, ja, Gorgol hatte von Beginn an jeden seiner Schritte vorausgeahnt.
Dann jedoch stellte er fest, daß der starre Blick des Lehrers in eine völlig andere Richtung ging.
Wilde Hoffnung verdrängte die Furcht. Ihm schoß heißes Sekret in die Augen, noch neun Minuten, acht, sieben ...
Plötzlich drehte sich der Lehrer um und trat ins Gebäude zurück. Der Nachtspaziergang war zu Ende. Shakian folgte ihm lautlos und erreichte unentdeckt die Tür zum Keller. Fünf Minuten noch.
Gut, daß er einen Mindestspielraum eingeplant hatte. Dort war der Raum mit der Syntronik, wie immer ohne Wächter.
Wenige Sekunden.
Vier, drei, zwei, eins. Null. Shakian aktivierte seinen Schutzschirm. Der Deflektor lief weiterhin. Vor eventuellen Kameras erschien er jetzt als verwaschener, grünleuchtender Schemen.
Von draußen erklang das Donnergrollen der Explosion. Endlich rhythmisches Alarmgedröhn, das alle weckte. Niemand hatte mehr Augen für irgendwelche Meßgeräte; jetzt herrschte dort oben Konfusion, die Panik vor dem Angriff.
Shakian reckte einen Arm über die Schwelle. Wenn neuer Alarm gerade jetzt ertönte, so ging er im ersten unter. Perfekt. Die Fesselfelder prallten am Schutzschirm ab. Hastig sprang er hindurch und wandte sich der Syntronik zu. Über den Händen desaktivierte er den Schutzschirm. Eine Minute, dann hatte er die internen Sperren des Syntrons überwunden.
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