1503 - Krisenfall Topsid
dann flüsterte die Kartanin angestrengt: „Ich lebe, keine Sorge. Was ... was sollte das?"
Shakian hatte unendliche Mühe, Worte zu finden. Was immer er sagen wollte, es hätte banal geklungen. Aber es gab keinen Weg, seine Motive aufzuwerten. „Ich wurde erpreßt", antwortete er deshalb. „Dein Tod gegen den, der mich gezeugt hat" In seinem Innern breitete sich unglaubliche Leere aus. Alles, wofür er gelebt hatte, zerbrach nun. „Aber du hast es nicht getan."
„Nein. Und ich werde dafür bezahlen."
„Wenn du die Wahrheit sagst, kann ich dich schützen."
„Nein, Dao-Lin. Ich weiß das zu schätzen. Aber ich habe andere Pläne."
„Pläne?"
„Ja. Ich werde meinem Volk die Wahrheit sagen. Meinem ganzen Volk. Sie sollen erfahren, wie Trukrek-Hun, Kraurko-Kim und die Triumvirn sie betrügen."
„Das ist gefährlich, Shakian-Grod ..."
„Ich weiß. Ich werde für diese Worte sterben, und das schlimmste ist: Niemand wird mir glauben wollen. Aber dann habe ich es getan, und es wird richtig sein."
Die Kartanin schwieg eine Weile. „Ich kann dich verstehen", sagte sie endlich. Von draußen schwoll das Gehämmer an, heißes Eisen brach mit klirrendem Geräusch. „Vielleicht hätte ich an deiner Stelle ebenso gehandelt."
Shakian verzog die hornigen Lippen. „Vielleicht, wer weiß das schon. Ich habe noch eine Frage, Dao-Lin. Was wirst du berichten, wenn wir hier heraus sind?"
„Die Wahrheit. Ich kann dich nicht schützen, wenn du nicht willst."
„Das ist mir klar. Ich meine damit, was werdet ihr im Galaktikum berichten? Über mein Volk?"
Wiederum herrschte Schweigen, viele quälende Sekunden lang. „Ebenfalls die Wahrheit", sagte die Kartanin dann. „Aber ich kenne das Galaktikum.
Man wird reden und reden, und Topsid hat nicht mehr zu befürchten als ein neues Waffenembargo."
Shakian erhob sich und streifte die Plane beiseite. Durch das Loch im Eisentor drangen Licht und frische Luft. „Ich wußte, daß du mein Volk nicht beschützen würdest. Doch ich wünschte, ich hätte es tun können. Topsid muß keine Angst vor dem Galaktikum haben, das sehe ich jetzt. Nur Angst vor sich selbst.
10.
GEGENWART: 1169 NGZ ANNALEN VON TOPSID UND ENSHGERD-AHK. 9/110.
Betrachten wir nach den Beispielen Kmurko-Kim, Jarra-Lig und Viva-Mek einen besonderen Fall: Shakian-Grod, den Vertreter Ganarsh-Aigs im Galaktikum.
Eine sonderbare Karriere liegt hinter diesem Topsider. Zunächst ausgebildet zum einfachen Saboteur, dann auf der Schule für Diplomaten. Schließlich schickte man ihn als Raumfahrer ins All.
Dies mag alltäglich klingen für Terraner oder Blues - nicht jedoch für die Söhne Topsids.
Shakian-Grod sammelte Erfahrungen. Er wurde befördert, erhielt Ehrung auf Ehrung.
Zunächst Offizier, dann Kommandant eines Wachschiffs ... Welch ein Sprung; und welche Erfahrung steckt in diesem Kopf. Weit mehr als das, was ein gewöhnlicher Topsider jemals im Leben wird sammeln können.
Nun schauen wir kritisch auf die Entscheidungen, die Shakian-Grod im Galaktikum beeinflußt hat!
Nicht die Entscheidungen des Triumvirats sind hier gefragt, sondern ausschließlich Shakian-Grods Eigenleistungen.
Ich erinnere an seine Haltung im Krisenfall Trakrun, als es fast zum Krieg mit dem Trukrek-Hun-Reich gekommen wäre. Shakian-Grod hat uns mit Ganarsh-Aigs Hilfe besonnen den Frieden gerettet.
Sicher, an den Befehlen der Triumvirn war unmittelbar nicht zu rütteln. Keineswegs erscheinen diese Befehle immer klug, auf jeden Fall aber mehren sie Topsids schlechten Ruf. Shakian-Grod ist der einzige, der auch in den Augen der Galaktiker bestehen kann.
Er war typisch, ein Kind seiner Zeit, ein Farmer, ein Mörder. Dann jedoch hat er sich selbst einer Wandlung unterzogen. Er wurde zum Hoffnungsträger derer, die mehr sehen als nur die Waffen von Trukrek-Anur oder Kmurko-Kim. Er wurde zum Galaktischen Topsider. Diese Worte verklären, dessen bin ich mir bewußt. Aber ein Vorbild soll ein Held sein. Ihn braucht man, um das Gute zu präsentieren.
Ich sehe hinter die Dinge ... Und ich erkenne, daß Shakian-Grod auf die Dinge guten Einfluß genommen hat. Daher bestreite ich energisch die Lüge der Triumvirn: Shakian-Grod war kein Verräter. Shakian-Grod hat nicht mit Kmurko-Kims Schergen konspiriert. Ich werde es niemals glauben.
Sein Andenken ist beschmutzt. Insbesondere entehrt ist er durch die Art der Hinrichtung.
Gemeinsam mit seinem Befruchter Alker-Grod ist er den Tod durch das Beil gestorben. Die Triumvirn sagen
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