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1505 - Der blinde Blutsauger

1505 - Der blinde Blutsauger

Titel: 1505 - Der blinde Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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euch schon übernommen, denn auch du bist in meine Fänge geraten. Ich habe dein Blut gekostet. Es war wunderbar. Und ich kann dir sagen, dass ich mich gerade hier sehr, sehr wohl fühle. Das Heim mit seinen blinden Insassen ist für mich so etwas wie eine Heimat, auf die ich sehr lange habe warten müssen. Ich kann dir sagen, dass es mir einen riesigen Spaß bereitet und auch eine Genugtuung.«
    Der Baron hatte viel geredet und hielt jetzt den Mund. Er gab Stella Doyle eine Gelegenheit, nachzudenken, die sie noch nicht nutzen konnte, denn zu viel schoss durch ihren Kopf. Dieser Anruf hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatte das Gefühl, überhaupt nicht mehr sie selbst zu sein. Ein Schwindel erfasste sie, und sie war froh, sich abstützen zu können.
    »Hast du alles verstanden? Bist du bereit, die Dinge anzunehmen? Ich denke, dass du dich wehren willst, aber das wird dir nicht gelingen, das kann ich dir versprechen. Das Wehren ist vorbei, denn ich habe in der vergangenen Nacht den Keim gelegt, und du musst immer damit rechnen, dass ich zu dir zurückkehren werde, denn dein Blut gehört mir. In deinem Körper ist es nur noch Gast. Finde dich damit ab…«
    Sie hatte alles gehört, aber Stella kam sich vor wie jemand, der außerhalb des Lebens gestellt worden war. Sie wusste überhaupt nicht mehr, wie sie reagieren sollte. Und als sie etwas fragen wollte, da war die Leitung tot.
    Stella legte auf. Sie ging zur Seite, um sich zu setzen. Steif wie eine Puppe ließ sie sich auf den schmalen Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen.
    In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, ohne dass sie es schaffte, sie zu ordnen.
    Eigentlich hatte sie viel gehört, aber wenig davon begriffen. In ihrem Innern brodelte es. Die Wahrheit zu akzeptieren fiel ihr schwer. Dieser nächtliche Besuch war eine Tatsache gewesen, und dass sie sich so völlig schlapp fühlte, hing damit zusammen.
    Wieder ließ sie ihre Hand an der linken Körperseite entlang in die Höhe gleiten.
    Ja, da waren die beiden Wunden unter dem Pflaster. Sie zog es ab, und mit dem Fingernagel kratzte sie leicht an der Kruste.
    Das war kein Witz. Kein böser Scherz. Dieser Baron war bei ihr gewesen.
    »Ein Vampir«, flüsterte sie und wollte lachen, weil es derartige Wesen nur in irgendwelchen Geschichten oder Filmen gab. Sie hätte nie daran geglaubt, dass es sie wirklich gab.
    Die Wunden waren vorhanden, und es hatte sie zugleich eine Schwäche überfallen, die eigentlich unerklärbar gewesen war.
    Jetzt kannte sie den Grund!
    Körperlich war sie schwach, in Gedanken aber fit, und da stellte sich eine Frage. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Stella Doyle war es durch ihre Stellung gewohnt, sich durchzusetzen. Als Heimleiterin war sie sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst, und auch jetzt konnte sie ihr nicht entfliehen.
    Aber wie? Wie sollte sie all die Aufgaben erfüllen, die vor ihr lagen? Es war keine Routine, es passierte jeden Tag etwas anderes. Sie musste einfach fit sein.
    Und das bin ich nicht, gestand sie sich selbst gegenüber ein. Ich bin nicht fit. Ich habe mich hier gehen lassen. Ich stecke in einer Situation, die ich nicht überblicken kann.
    Ihr Kopf sank nach vorn. Er war so schwer, als hätte man ihn innen mit Blei gefüllt. Mit zitternden Fingern klebte sie das Pflaster wieder über die Wunden. Sie fing an zu verzweifeln. Sie wollte gegen ihre Schwäche angehen und sich sagen, dass alles verrückt war, aber dazu kam es nicht mehr, denn es meldete sich erneut das Telefon und riss sie aus ihren trüben Gedanken.
    Abnehmen oder nicht?
    Stella fürchtete sich davor, denn sie wusste nicht, wer da etwas von ihr wollte. Sie befand sich in einem Zustand, in dem ihr alles eigentlich egal war.
    Aber es gab noch so etwas wie Pflichtgefühl, und das siegte schließlich.
    So hob sie den Hörer ab und meldete sich mit einer sehr leisen Stimme.
    »Bist du es, Stella?«
    »Ja, Phil.«
    »Dir geht es schlecht, nicht?«
    »Sagen wir so: Mir geht es zumindest nicht gut.«
    »Das höre ich.«
    »Ich werde wohl noch am Morgen hier in meiner Wohnung bleiben und schätze, dass ich danach wieder okay bin.«
    »Wenn das so ist, werde ich mit dem Mann sprechen.«
    Stella horchte auf. »Mit welchem Mann?«
    »Einem gewissen John Sinclair.«
    »Sorry, den kenne ich nicht.«
    Phil Jurado lachte leise. »Ich kenne ihn auch nicht. Aber einer von uns muss mit ihm reden. An der Anmeldung sagte man mir, dass er sich ausgewiesen hat. Er ist von Scotland Yard.«
    Ein

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