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1505 - Der blinde Blutsauger

1505 - Der blinde Blutsauger

Titel: 1505 - Der blinde Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heißes Gefühl durchzuckte die Frau. Ihre Hände krampften sich zu Fäusten zusammen. Für einen Moment drehte sich die Welt vor ihren Augen, dann hatte sie sich wieder gefangen, und sie hörte Phils Stimme in ihrem Ohr.
    »Ich brauche eine Entscheidung.«
    »Das weiß ich.«
    »Und?«
    Stella Doyle atmete einige Male tief durch. »Die kannst du haben, Phil. Schick den Mann in mein Büro. Ich werde mich mit ihm unterhalten.«
    »Hast du dir das auch genau überlegt?«
    »Ja, habe ich.«
    Jurado war besorgt und ließ nicht locker. »Wäre es nicht besser, wenn ich dabei wäre und…«
    »Nein, nein, das möchte ich nicht. Aber wenn es mir zu viel wird, kann ich dich ja dazu rufen.«
    »Okay, einverstanden.«
    »Dann bis gleich. Ach ja, noch etwas. Pass auf dich auf, Phil. Lauf bitte mit offenen Augen durch die Gegend.«
    »Ja, ja, das mache ich immer.«
    »Aber gib heute besonders acht. Man kann nie wissen, was noch alles kommt.«
    Phil wollte lachen. Es klappte nicht so ganz und klang mehr nach einem Krächzen. »Hast du da etwas Bestimmtes im Auge?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    »Vielleicht, Phil, vielleicht.« Mehr sagte Stella nicht und unterbrach die Verbindung.
    Nichts hatte sie gewonnen. Sie war dem Problem keinen Schritt weiter gekommen.
    Im Gegenteil. Die Dinge hatten sich noch gesteigert. Denn jetzt stand die Polizei vor der Tür, und Stella Doyle wusste überhaupt nicht mehr, woran sie war.
    Zum Glück kannte der Mann sie nicht und hatte also keinen Vergleich, wie sie wirklich war. So hoffte sie, ihre Schwäche überspielen zu können…
    ***
    Das Heim lag in einer nicht eben tollen Gegend. Zwar in London, aber trotzdem abseits der bekannten Touristenpfade. Der Stadtteil hieß Stratford und war ein Gebiet, das von Kanälen und kleinen Bächen durchzogen wurde, von denen die meisten Zuflüsse in die Themse waren.
    Auch das Heim lag an einem dieser Kanäle. An der Rückseite befand sich der Wasserstreifen, der für mich nicht zu sehen, aber zu riechen war, denn ich hatte den Rover vor dem alten Gebäud geparkt.
    So schnell wie möglich wollte ich fündig werden, und das konnte mir ein Gespräch mit der Heimleiterin bringen. Ich stand ihr offen und objektiv gegenüber und wäre nicht überrascht gewesen, wenn ich von ihr etwas erfahren hätte, was den Vampir betraf.
    Es gab so etwas wie einen breiten Vorgarten, den ich durchqueren musste. Der Weg dorthin war ebenfalls breit und durchschnitt eine Rasenfläche, die schon das erste Grün des Frühlings zeigte.
    Das Heim stand schon recht lange. Entsprechend dick waren auch seine Mauern. Im Laufe der Zeit waren die mächtigen Steine grau geworden.
    Schmutzspuren liefen an ihnen entlang, und auch die Fenster sahen nicht eben hell und freundlich aus. Man konnte von einer düsteren Atmosphäre sprechen, die dieses Haus vermittelte.
    Im Innern gab es schon eine Veränderung. Da waren die Wände zumindest heller gestrichen worden. Zwar nicht in einem strahlenden Weiß, man hatte sich für ein helles Grau entschieden.
    Ich betrat nicht nur den Bereich des Eingangs, sondern auch einen Aufenthaltsraum. Mir fielen die Geländer auf, die sich an den Wänden entlang zogen. Dort konnten sich die blinden Menschen festhalten, wenn sie unterwegs waren. Zudem sah ich eine breite Treppe.
    Als ich dann nach links in die andere Richtung schaute, sah ich den zweiten Aufgang, der identisch mit dem ersten war.
    Ich ging auf die Anmeldung zu. Allein befand ich mich nicht in diesem Bereich. An verschiedenen Stellen standen Sessel, kleine Couches oder auch Stühle. Die Heiminsassen konnten sich dort niederlassen, sich ausruhen und miteinander sprechen. Einige der Sitzgelegenheiten waren von Frauen und Männern belegt.
    Das war hier kein Altenheim. Deshalb sah ich auch Menschen, die man als jung, mittelalt oder alt bezeichnen konnten. Es war eine gesunde Mischung.
    Das interessierte mich im Moment nicht, denn es gab in der Halle auch eine Anmeldung, die besetzt war. Ein jüngerer Mann im grauen Kittel schaute mir interessiert entgegen. Man hatte so etwas wie eine Portierloge gebaut, und ich sah auch einen Pfeil in der Nähe an der Wand. Er wies nach rechts, und unter ihm stand das Wort Büro.
    Der Mann nickte mir zu. Er hatte trübe Augen und sah aus, als hätte er schlecht geschlafen.
    Ich grüßte ihn, er nickte zurück und fragte sofort, wen ich besuchen wollte.
    »Ich hätte gern mit der Heimleiterin gesprochen.«
    »Mit Miss Stella Doyle?«
    »Ja.«
    Er blies die Wangen auf.

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