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1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Leib!
    Aber andererseits war es die Zeit der Nachernte, und sie war erst neun Jahre alt, und wenn sie nur einmal im Jahr nach Hause zu fahren brauchte, dann konnte sie noch froh und dankbar sein. Den armen Virram hatten sie für immer zu seinen Eltern zurückgeschickt.
    Und natürlich hatte Garyo auch dabei die Finger im Spiel gehabt.
    Die Sache mit Virram war das, womit sie sich seit Tagen herumschlug - der Grund dafür, daß sie ihrem Lehrer nicht in die Augen sehen konnte, daß sie ihn sogar durch offenen Widerstand provozierte, wie sie es vorhin getan hatte.
    Es irritierte sie, daß er nichts dagegen unternahm.
    Eines Tages hatte er Virram zu sich gerufen. Dorina war dabeigewesen. Sie hatte das Zimmer verlassen wollen, aber Garyo hatte ihr befohlen, daß sie bleiben sollte.
    Virram war der ehrgeizigste Schüler von ganz Hajmayur, und jeder wußte das. Er war gut - sogar sehr gut. Aber das reichte ihm noch nicht. Er wollte unbedingt ein Friedensstifter werden. Dieses Ziel war ihm wichtiger als alles andere. Und weil ihm die normale Methode zu umständlich war, hatte er es auf andere Weise versucht.
    Er hatte „geübt".
    Am lebenden Objekt.
    Und das Objekt wohnte in Hajmayur, hieß Surath und galt als etwas beschränkt, was aber niemanden daran hinderte, ihn gern zu haben.
    Jeder kannte Surath. Er war groß und stark, und er war das Faktotum der Schule. An jedem Morgen hörte man ihn in dem großen Hof herumwirtschaften. Er harkte den Sand, kümmerte sich um die Pflanzen und reparierte alles, was entzwei war. Wenn einer der Schüler etwas in seinem Zimmer verändern wollte, rief man Surath, und er kam und half. Er mochte nicht sonderlich intelligent sein, aber er war mit sich und seiner Welt zufrieden.
    Immer war er fröhlich und gut gelaunt. Keine Arbeit war ihm zu schwer.
    Nur Virram war wohl der Meinung gewesen, daß Surath mehr verdient hatte. Und darum hatte er ihn für sein Experiment ausgesucht.
    Surath war nämlich ein sehr interessanter Fall. Er gehörte zu jener glücklicherweise sehr kleinen Gruppe von Linguiden, die zwar das Talent besaßen, die aber nicht intelligent genug waren, um es jemals sinnvoll anwenden zu können. Das ergab eine brisante Mischung. Und aus diesem Grunde hatte man Surath ... nun, gewissermaßen entschärft. Man hatte ihm das Talent nicht nehmen können - das nicht. Aber man hatte ihn zu der Überzeugung gebracht, daß er nicht auf diese bestimmte Weise sprechen durfte. Und weil bei einem Linguiden mit so geringer Intelligenz kleine Ausrutscher nicht auszuschließen waren, hatte man ihn des weiteren davon überzeugt, daß es besser für ihn sei, Hajmayur niemals zu verlassen.
    Hier drinnen konnte er keinen Schaden anrichten. Hier war er zu Hause. Und er fühlte sich auch sehr wohl.
    Virram allerdings war anderer Ansicht.
    Natürlich hätte er wissen müssen, daß sein Vorhaben von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Selbst wenn ein Linguide derart viel Talent besessen hätte, daß es ihm deutlich sichtbar zu den Ohren heraushing - er hätte damit in Suraths Fall nichts ausrichten können.
    Denn man konnte natürlich niemanden dazu überreden, eine höhere Intelligenz zu zeigen, als er tatsächlich besaß.
    Virram hatte es trotzdem versucht - und eine falsche Kette zusammengesetzt.
    Dorina wußte mittlerweile, was eine „falsche Kette" war. Sie hätte einmal um ein Haar selbst eine fabriziert, damals, als Warna ihren ... Unfall gehabt hatte.
    Widerlicher, stinkender Mord.
    Sie durfte gar nicht daran denken. Sie hatte großes Glück gehabt, daß damals nichts Schlimmeres passiert ist.
    Manchmal waren solche falschen Ketten die reinsten Katalysatoren. Sie setzten weitere Begriffe an, nach allen Seiten, wie Kristalle. Und sie waren auch genauso hart und scharf wie Kristalle. Sie konnten den Verstand zerschneiden und zerstören.
    Das war bei Surath geschehen.
    Nach Virrams „Behandlung" begann er zu toben. Er zerstörte, was er vorher so fröhlich und geduldig gepflegt hatte. Da er so groß und so stark war und so laut brüllte, daß er außer seinen eigenen Stimme nichts anderes hören konnte, dauerte es eine ganze Weile, bis man ihn endlich aufhalten konnte. Da waren schon etliche Meter von dem Geländer und mehrere Türen zu Bruch gegangen.
    Was aber das schlimmste war: Surath hatte einen der in Töpfen wachsenden Kima-Sträucher fast völlig zertrampelt. Der Schüler, dem dieser Strauch gehörte, erlitt einen schweren Schock.
    Damals, als das Gespräch zwischen Garyo und

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