Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Virram stattfand, lag dieser Schüler noch in der Zentralklinik von Gurmayon und kämpfte um sein Leben. Inzwischen war er über den Berg, aber er war seither ein bißchen seltsam und würde es wohl auch für den Rest seines Lebens bleiben. Er würde niemals nach Hajmayur zurückkehren.
    Virram war ganz Reue, und diese Reue war zweifellos echt. Was hätte er auch sonst empfinden sollen? Selbst Garyo ging nicht so weit, ihm zu unterstellen, daß er die falsche Kette absichtlich konstruiert hatte. Aber das war auch gar nicht nötig. Man brauchte in diesem Fall nicht lange nach Vorwürfen zu suchen - sie drängten sich einem förmlich auf.
    Garyo zählte sie der Reihe nach auf. Er wirkte dabei nicht einmal wütend, und das machte es nur noch schlimmer. Kühl und ruhig konfrontierte er Virram mit der nüchternen Bestandsaufnahme dieses Unglücks.
    Virram hörte schweigend zu. „Gibt es deiner Meinung nach irgend etwas, was dein Verhalten entschuldigen könnte?" fragte Garyo.
    Dorina, die still und betroffen zuhörte, senkte unwillkürlich den Kopf. Es war, als hätte man ihr selbst diese Frage gestellt, und sie wußte, daß es nur eine einzige angemessene Reaktion geben konnte: Zu schweigen und die Entscheidung des Schlichters zu akzeptieren, wie immer sie auch ausfallen mochte.
    Aber Virram dachte in dieser Beziehung anders. „Wenn du es gemacht hättest", rief er leidenschaftlich, „dann hätte es geklappt!"
    „Warum hast du mich nicht gefragt?"
    „Weil ich wußte, daß du es nicht tun würdest", erwiderte Virram verächtlich. „Du berufst dich auf uralte Regeln, wie alle anderen es auch tun. Dabei weißt du ganz genau, daß diese Regeln längst überholt sind!"
    „Du meinst also, daß wir die Regeln ändern müßten?"
    „Was denn sonst?"
    „Welche Änderungen schlägst du vor?"
    „Die Regel der Nichteinmischung muß weg!"
    „Warum?"
    „Weil sie völlig unrealistisch ist und sowieso von niemandem beachtet wird."
    „Kannst du mir ein Beispiel nennen?"
    „Warum nicht?" fragte Virram höhnisch. „Ich kenne da einen gewissen Garyo Kaymar. Der hat diese Regel gebrochen, und jeder hier in Hajmayur weiß das! Oder willst du bestreiten, daß du Surath behandelt hast, ohne daß er dich darum gebeten hat?"
    „Seltsam, daß man diesen Garyo Kaymar noch nicht zur Rechenschaft gezogen hat", bemerkte Garyo spöttisch. „Aber du hast offenbar immerhin begriffen, daß es bei Surath um eine Behandlung ging. Surath war nicht intelligent genug, um zu erkennen, daß er Hilfe brauchte. Für solche Fälle sind auch in den Regeln gewisse Ausnahmen vorgesehen, und du weißt das. Ich selbst habe es dir schließlich beigebracht."
    „Bleiben wir bei dem Begriff Behandlung", sagte Virram. „Du gibst also zu, daß du an Surath damals nicht als Schlichter, sondern als Arzt gehandelt hast?"
    „Ja."
    „Und welches Gebrechen oder welche Krankheit hast du bei Surath behandelt?"
    Garyo betrachtete Virram nachdenklich. „Ich weiß sehr genau, worauf du hinauswillst", sagte er leise. „Und ich möchte dich warnen.
    Dies ist der falsche Weg, Virram!"
    „Hast du Angst, daß ich dich mit deinen eigenen Waffen schlagen könnte? Hast du wirklich nie damit gerechnet, daß mal einer kommen könnte, der die Wahrheit sieht?"
    „Du solltest jetzt besser schweigen!"
    „Ich denke nicht daran! Es war allein die Dummheit, an der Surath litt, und nur wegen seiner Dummheit konntest du dich in seinem Fall über die Regel der Nichteinmischung hinwegsetzen! Und was können wir daraus schließen?
    Nach deiner eigenen Logik, die ich bei dir gelernt habe, gibt es auf diese Frage nur eine einzige Antwort: Die Dummheit ist eine Krankheit. Und jetzt beweise mir, daß das nicht stimmt!"
    „Ich bin nicht hier, um dir irgend etwas zu beweisen", erwiderte Garyo gelassen. „Aber da du es unbedingt wissen willst, werde ich dir antworten: Suraths Mangel an Intelligenz war nicht der eigentliche Grund dafür, daß ich mich mit ihm beschäftigen mußte, sondern es ging um sein Talent. Surath hatte davon eine ganz gehörige Portion erwischt. Seine Intelligenz entsprach der eines kleinen Kindes, und auch seine Emotionen blieben auf diesem Niveau. Nun wissen wir aber sehr genau, daß gerade kleine Kinder zwangsläufig eine Menge Schaden anrichten, wenn sie sich unkontrolliert ihres Talents bedienen können. Wir konnten Surath nicht in seiner Umgebung lassen. Wir konnten ihn aber auch nicht ausbilden. Also haben wir einen dritten Weg gewählt."
    „Du und die

Weitere Kostenlose Bücher