1506 - Eine Welt der Linguiden
„Der Verlust des Kimas hat auch physische Folgen." Dorina Vaccer nickte. Es war eine rein menschliche Geste, eine bewußte Anpassung an die Gesprächspartner, mit denen sie es zu tun hatte. „Wie sehen die Folgen aus?"
Die beiden Friedenssprecher wirkten ungerührt, sogar ausgesprochen nüchtern. „Es tut mir leid, aber das ist kein Thema, über das wir hier und heute sprechen könnten", erklärte Dorina Vaccer ohne das geringste Anzeichen von Zorn oder auch nur Ungeduld.
Reginald Bull holte tief Luft, aber Rhodan ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Gut", sagte er. „Wir akzeptieren das. Wir verstehen auch, daß ihr mit diesem Problem aus eigener Kraft fertig werden wollt. Wir sollen uns nicht einmischen. Ist das richtig?"
„Ja."
„Und das gilt sicher nicht nur für die Sache mit dem Kima, was immer das nun auch sein mag, oder irre ich mich?"
„Nein. Wir bedauern es zutiefst, daß zwei eurer Artgenossen auf Compol ihr Leben verloren haben. Wir wissen, daß dieses Unglück unter anderem darauf zurückzuführen ist, daß man diese beiden nicht ausreichend informiert hat. In dieser Beziehung fühlen wir uns schuldig. Wir können zu unserer Rechtfertigung nur auf folgende Tatsachen verweisen: Eben weil es für die Opfer solcher Unfälle keine Heilung und keine Rettung gibt, hat man das Thema totgeschwiegen. Niemand spricht darüber, wenn nicht ein ganz direkter Anlaß dazu gegeben ist. Ein solcher Anlaß aber war nicht zu erkennen. Die Linguiden auf Compol wußten nichts von der Existenz von Teleportern. Sie konnten daher auch nicht ahnen, daß es überhaupt notwendig sein könnte, das Transmitter-Tabu zur Sprache zu bringen."
„Wir akzeptieren auch das", sagte Perry Rhodan ernst. „Und wir machen euch nicht für den tragischen Tod unserer beiden Freunde verantwortlich. Es war nicht die Teleportation und deren Folgen, die die beiden getötet hat, sondern es kam ein weiterer Faktor hinzu, auf den ihr Linguiden keinen Einfluß hattet."
Reginald Bull blickte skeptisch drein. Er schien mit dieser Definition nicht ganz einverstanden zu sein. „Da ist aber noch eine andere Frage, die mich beschäftigt", fuhr Rhodan fort. „Die Blues haben uns bereits gesagt, daß ihr keine Kontakte zum Galaktikum haben wollt. Unsere eigenen Erfahrungen weisen daraufhin, daß ihr nicht die Absicht habt, dies zu ändern. Warum eigentlich? Was habt ihr gegen das Galaktikum?"
„Nichts", erwiderte Balasar Imkord trocken. „Wir wollen nur nicht davon vereinnahmt werden.
Wir sind gerne bereit, jedem zu helfen, der unsere Hilfe braucht, auch dem Galaktikum oder den Terranern. Aber dazugehören wollen wir nicht."
„Möglicherweise könnte das Galaktikum euch vieles geben, was ihr nicht habt!"
„Das ist durchaus denkbar, aber im Gegenzug würdet ihr uns auch vieles nehmen, was wir nicht hergeben wollen."
„Ich weiß nicht, wie gut ihr über die innere Strukturen des Galaktikums Bescheid wißt. Wäre es nicht sinnvoll, wenn ihr euch zuerst eingehend darüber informiert, was ihr da eigentlich ablehnt?"
„Eine Gegenfrage", sagte Balasar Imkord lächelnd. „Wieviel wißt ihr Terraner über uns Linguiden?"
Rhodan schwieg betroffen. „Wir werden uns kennenlernen", sagte er schließlich. „Trotzdem wäre es gut, wenn ihr uns jetzt schon sagen könntet, worauf es euch ankommt."
„Wir wollen unsere Eigenständigkeit behalten", erklärte der Friedensstifter. „Es war für uns schwer genug, sie zu entwickeln, denn dies geschah in einer sehr schwierigen Zeit. Damals mußten wir auf jeden unserer Schritte achten, denn wenn die Cantaro auf uns aufmerksam geworden wären, hätten sie uns unterdrückt, mißbraucht oder vielleicht sogar vernichtet. Sollen wir jetzt vom Galaktikum geschluckt werden?"
„Das Galaktikum hat nichts mit der Schreckensherrschaft der Cantaro zu tun", fuhr Reginald Bull ärgerlich auf. „Ein solcher Vergleich ist eine Frechheit!"
Balasar Imkord sah ihn überrascht an. „Ich hatte nicht die Absicht, das eine mit dem anderen zu vergleichen", sagte er ruhig. „Aber das Galaktikum ist eine Organisation, und jede Organisation benötigt feste Formen und Regeln, um funktionieren zu können.
Lernt uns Linguiden ein wenig besser kennen, und ihr werdet merken, daß solche Formen und Regeln Gift für unser Volk sind. Wir verlangen nichts von euch. Wir wollen nur unsere Freiheit."
„Die hättet ihr auch als Mitglieder des Galaktikums", erwiderte Bull schroff. „Wir müßten zum Beispiel einen Galaktischen Rat
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