1506 - Eine Welt der Linguiden
Tochter Eirene überbrachte ihnen die Botschaft, und sie versprachen, sich rechtzeitig einzufinden.
Seither hatte man nichts mehr von ihnen gehört.
ES blieb bei seiner Forderung, behauptete, die einst gesetzte Frist von zwanzigtausend Jahren sei abgelaufen, kassierte die Zellaktivatoren ein und verurteile damit deren Träger zum Tode, der sehr schnell eintreten würde.
Dann überlegte ES sich die ganze Sache aber offenbar noch einmal und gewährte den ehemaligen Aktivatorträgern eine lebenserhaltende Zelldusche. Das bedeutete eine zusätzliche Frist von zweiundsechzig Jahren. ES gab Rhodan und seinen Begleitern zu verstehen, daß sie diese Zeit nutzen sollten, um „Unerledigtes zu erledigen".
Was sie auch zu tun gedachten.
Und da ihnen unter diesen Umständen alles, was mit den Zellaktivatoren und deren Trägern zusammenhing, zwangsläufig als besonders interessant erschien, machten sie sich auf den Weg, um nach dem Verbleib der beiden Mutanten zu forschen.
Die Linguiden im Jergelen-System reagierten auf das Erscheinen dieses Suchtrupps erstaunlich unwirsch und keineswegs so, wie man es von derart hochgelobten „Friedensstiftern" erwartet hätte. Sie erklärten sich mit knapper Not bereit, eines der fremden Raumschiffe in ihrer Nähe zu dulden, nicht aber deren vier.
Darum befand sich jetzt nur noch die ODIN im Jergelen-System, während die CIMARRON und die HARMONIE sich bereithielt, Rhodan und seinen Begleitern im Fall des Falles zu Hilfe zu eilen. Atlan dagegen hatte sich dazu entschlossen, mit der KARMINA den Blues einen Besuch abzustatten. Er traute den offiziellen Lobeshymnen auf die Linguiden nicht und wollte sich vor Ort ein eigenes Bild von den wahren Verhältnissen bei den angeblich so zufriedenen „Kunden" der Friedensstifter machen.
Natürlich, dachte Reginald Bull, wäre niemand jemals auf die glorreiche Idee gekommen, die Aufgaben der vier Raumschiffe anders zu verteilen. Wozu hatte man denn den guten alten Bull mit seiner CIMARRON? Damit er im Hintergrund sitzen konnte, um im Notfall zur Hand zu sein. Das war mittlerweile schon so sicher wie das Amen in der Kirche.
Um sich die Wartezeit zu verkürzen, nutzten die Insassen der CIMARRON und der HARMONIE die günstige Gelegenheit, um ebenfalls ein paar Informationen über die Linguiden zusammenzutragen: Sie fingen deren Funksprüche auf und werteten sie aus. Und da die erstaunlichen Fähigkeiten der Linguiden laut Tuery Yezag in erster Linie auf deren Geschicklichkeit im Umgang mit der Sprache zurückzuführen waren, widmete man sich buchstäblich jedem einzelnen Wort mit besonderer Aufmerksamkeit.
Es war ganz erstaunlich, wieviel man aus einem Sammelsurium mehr oder weniger zufällig aufgefangener Funksprüche über ein Volk herauslesen konnte.
Es war allerdings auch eine Arbeit, die nicht jedermanns Geschmack war. Reginald Bull gehörte zu jenen, die sich lieber darauf beschränkten, auf Ergebnisse zu warten. Ihm war zur Zeit beim besten Willen nicht nach einer solchen Wortklauberei zumute. „Das wurde aber auch allmählich Zeit!" bemerkte er unwirsch, als Tamosh Unda ihm einen Zwischenbericht ankündigte.
Tamosh Unda war Akone, noch ziemlich jung und sehr zurückhaltend. Er lächelte nervös. „Wir haben einige Details über die Linguiden herausgefiltert", erklärte er. „Ob eine dieser Informationen im Sinn unserer Nachforschungen wichtig ist, das läßt sich jetzt allerdings noch nicht beurteilen."
„Du kannst dir die Vorrede sparen", knurrte Reginald Bull ungnädig. „Die Ergebnisse!"
„Nun - erstens sind die Linguiden für unsere Begriffe ziemlich kurzlebig", begann Tamosh Unda. „Das Höchstalter liegt bei sechzig Jahren. Der Durchschnittslinguide wird um die fünfzig Jahre alt. Die Entwicklung verläuft offenbar in den ersten Lebensjahren sehr schnell. Rassenunterschiede gibt es nicht, und es herrscht absolute Gleichberechtigung. Das trifft auch für die Kinder zu - sie werden als vollwertige Linguiden anerkannt, und man richtet sich nach ihren Bedürfnissen. Vorurteile gegenüber Fremden sind nicht feststellbar - wir haben nirgends auch nur eine einzige Bemerkung über irgendeine Lebensform gefunden, die man als abwertend einstufen könnte."
„Weiter", befahl Bull. „Was ist mit der Sprache der Linguiden?"
„Salaam Siin beschäftigt sich eingehend damit, und er ist von seiner Veranlagung her eher dazu geeignet, in dieser Beziehung konkrete Ergebnisse zu erbringen", bemerkte Tamosh Unda vorsichtig. „Nichts gegen
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