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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Junge war nicht weg.
    Er sah ihn wieder.
    Nur nicht mehr neben sich.
    Plötzlich malte sich seine Gestalt im Licht des Scheinwerfers über den Schienen ab.
    Der Zug hätte ihn längst erfassen und überrollen müssen, aber das trat nicht ein. Der Junge blieb vor dem Zug. Die schwere Lok holte ihn nicht ein, aber er bewegte seine abgespreizten Arme auf und nieder, als wollte er im nächsten Moment abheben und davonfliegen.
    Ossy Stuart kam jetzt erst richtig zu sich und erlebte die Realität, aber auch dieses Irreale, das sich darin verbarg und auch überdeutlich zu sehen war.
    Es war der Junge!
    Er bewegte noch immer seine Arme. Diesmal sogar hektischer, als gäbe es ein Zeitlimit.
    Und genau das konnte und wollte Ossy Stuart nicht mehr ignorieren. Er würde den Zug stoppen. Dann gab er ein Signal an die Zentrale. Man würde dort Maßnahem ergreifen und seine Warnung weiterleiten. Darüber dachte der Lokführer nicht weiter nach, auch nicht darüber, dass man ihn vielleicht auslachen würde, wenn er berichtete, was ihm widerfahren war. Jetzt war es nur wichtig, dass er das Richtige tat. Was er den Fahrgästen sagen würde, darüber machte er sich ebenfalls keine Gedanken, und er dachte auch nicht an eine Notbremsung.
    Allmählich verlor der Zug an Tempo. Und der Lokführer merkte, dass bei ihm die Spannung wich. Nur der Schweiß lag nach wie vor dick auf seiner Haut.
    Dann lachte er, als er feststellte, dass sich der Zug nur noch im Schritttempo bewegte und wenig später atmete er richtig auf, als es einen letzten leichten Ruck gab und der Zug endlich stand.
    Ossy Stuart schaute nach vorn.
    Der Junge war verschwunden…
    ***
    Wir fuhren nicht mehr weiter, und Haggerty schaute mich an, als wüsste ich eine Erklärung. Auch die wenigen Reisenden im meinem Wagen waren aufmerksam geworden. Da der Schaffner in seiner Berufskleidung auffiel, wurde er sofort angesprochen.
    »He, Mister, was ist los?«, rief ein Mann. »Verdammt, warum stoppen wir auf freier Strecke? Das ist mir noch nie passiert.«
    »Ich weiß es auch nicht, Sir.«
    »Dann sehen Sie zu, dass Sie es herausfinden. Ich habe in London noch einen Termin, verdammt.«
    Es war das Stichwort für einige andere Reisenden, die sich ebenfalls beschwerten.
    Haggerty war überfordert. Er stöhnte erst auf und wandte sich dann an mich. »Was soll ich machen?«
    »Erkundigen Sie sich beim Lokführer.«
    »Gut.«
    Um das zu tun, musste der Mann nicht erst aussteigen, obwohl er nur zwei Wagen nach vorn hätte gehen müssen. Er holte ein Funkgerät hervor und nahm die Verbindung auf.
    Der Lokführer meldete sich, und auch ich vernahm seine Stimme, da er recht laut sprach.
    »Was ist denn, Ossy? Warum hast du den Zug gestoppt?«
    »Das ist unglaublich!«
    »Was, verdammt?«
    Ossy atmete heftig. »Bitte, komm zu mir in die Lok. Dann kann ich es dir sagen.«
    »Dann willst du länger halten?«
    »Ja, ich muss - ach, verdammt, komm her.«
    Ich hatte alles mithören können, und um meinen Magen zog sich allmählich etwas zusammen. Ich kannte den Grund nicht, weshalb ich hatte mitfahren sollen, aber ich war schon auf der Hut, denn jetzt glaubte ich daran, dass etwas Bestimmtes passiert war, über dessen Grund ich mich informieren musste.
    Als Haggerty das Sprechgerät wieder weggesteckt hatte, wandte ich mich an ihn.
    »Ich komme mit Ihnen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    Er war nicht in der Lage, die Reisenden zu beruhigen, das blieb mir überlassen. Und so erklärte ich den Leuten, dass es mit der Zugmaschine technische Probleme gab.
    »Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung. Wie ich die Bahn kenne, werden wir bald weiterfahren können.«
    »Hoffentlich!«, rief jemand.
    »Bestimmt, Sir.« Ich hatte alles gesagt und folgte dem Schaffner, der schon vor der Tür stand, die er soeben öffnete. Ebenso wie ich stieg er noch nicht aus, sondern warf einen Blick nach draußen, wo die Nacht alles geschluckt hatte.
    Wir erkannten trotzdem, dass wir auf freier Strecke gehalten hatten und nicht zufällig in einem kleinen Bahnhof, und wir sahen hinter einer grauen Fläche aus Feldern eine hohe, dunkle Mauer, die nur ein Wald sein konnte.
    Dann stiegen wir aus. Der Weg war nur kurz, den wir zu gehen hatten.
    Der Lokführer wartete bereits. An der rechten Seite stand die Eingangstür seiner Lok offen.
    Haggerty kletterte in die Zugmaschine. Ich folgte ihm und wurde kaum wahrgenommen.
    »Was war denn los, Ossy?«
    Der Lokführer schaute den Kollegen an, ohne

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