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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir und weiter vom Schienenstrang entfernt wurde ein Motor gestartet. Dann fuhr ein Wagen weg, aber erst später sah ich das Licht der Scheinwerfer in der Dunkelheit.
    Ich lief trotzdem hin, musste mich durch Gestrüpp wühlen und stand schließlich auf einer nicht sehr breiten Straße, von der ich nicht wusste, wohin sie führte. Jedenfalls führte sie vom Gleiskörper weg. Und auch das Fahrzeug war so weit entfernt, dass ich die beiden Glutaugen der Heckleuchten nicht mehr sah.
    Das war Pech, doch ich wollte mich nicht beschweren, denn ich hatte in dieser Nacht auch verdammtes Glück gehabt…
    Marita Kovec hatte die Scheiben ihres Ford Focus nach unten fahren lassen, um Durchzug zu erzeugen, der den Qualm ihrer Zigaretten vertrieb. In dieser Nacht war sie zu einer Kettenraucherin geworden, und das nicht grundlos.
    Es ging um Imre!
    Imre war ihr zwölfjähriger Sohn, und er war endlich erwacht. Wobei man den Begriff nicht wörtlich nehmen konnte, denn sein Erwachen war nicht mit dem aus einem tiefen Schlaf zu vergleichen. Es war ein völlig anderes Erwachen, und das hing mit seiner Vita zusammen.
    Marita hatte es gewusst, und sie hatte es auch befürchtet. Sie hatte zudem gehofft, dass der Kelch an ihr vorübergehen würde, aber das war nicht der Fall gewesen.
    Imre war ihr praktisch entglitten und dabei in seine neue, aber auch wahre Haut geschlüpft. Er war seiner Bestimmung gefolgt, die ihn zu einem besonderen Menschen machte.
    Das hatte Marita bereits bei seiner Geburt gespürt und irgendwie auch gewusst, wenn sie daran dachte, wie ihr Kind gezeugt worden war, und diese Nacht hatte sie nie vergessen können.
    Kurz danach war Imres Vater verschwunden, allerdings nicht, ohne bestimmte Voraussagen zu hinterlassen, und die waren jetzt eingetroffen oder fingen an, sich zu bewahrheiten.
    Imre war ein besonderer Junge. Er hatte sich an diese bestimmte Stelle fahren lassen, und hier sollte sie auf ihn warten. Er hatte ihr versprochen, bestimmt zurückzukehren, und darauf wartete Marita Kovec jetzt.
    Er hatte ihr nicht gesagt, was er vorhatte, und da die Gegend sehr einsam war, konnte sie sich auch nicht viele Vorstellungen und Gedanken machen. Sie musste es einfach hinnehmen.
    Jetzt wartete sie.
    An die Stille hatte sich die Frau gewöhnt. Sie gehörte zur Nacht, besonders an einer solch einsamen Stelle.
    Imre hatte ihr nicht gesagt, wann er wieder zurückkehren würde, aber er würde kommen, das war versprochen.
    Er war immer ein guter Junge gewesen. Marita hatte ihn allein großgezogen.
    Aber sie war auch den anderen Familien dankbar, die sie unterstützt hatten. Der Stamm hatte sie nicht fallen lassen. Im Gegenteil, man behandelte sie mit Respekt, denn einige aus der Sippe wussten schon, wer der Vater war, und das hatte bei ihnen manchen Schauer hinterlassen, weil es so schwer zu begreifen war.
    Mit den Begriffen Stamm und Sippe konnten die meisten Menschen in diesem Land nichts anfangen. Marita war es von Kind auf gewöhnt.
    Damals hatte man Zigeuner zu ihnen gesagt, und das zumeist in einer abschätzenden Redeweise.
    Jetzt waren Begriffe wie Roma und Sinti im Umlauf. Man wollte nach außen hin keinen Rassismus zeigen, aber Marita war alt genug, um zu wissen, dass dies nicht stimmte. Sie wurden noch immer schräg angeschaut, manchmal bespuckt und vertrieben. So hatte man sie auch aus Ungarn fortgejagt, und schließlich hatte es die Sippe auf die britische Insel vertrieben.
    Und hier war ihr Sohn erwacht. Ob Zufall oder Schicksal, das wusste sie nicht, aber Imre benahm sich so erwachsen. Als wären ihm schon alle Informationen bei der Geburt in die Wiege gelegt worden.
    Das war durchaus möglich, wenn sie an den Mann dachte, der sie geschwängert hatte, als sie eben ihr zwanzigstes Lebensjahr erreicht hatte.
    Allmählich wurde es Zeit für ihn. Marita schaute immer öfter auf die Uhr, als könnte sie so dafür sorgen, dass ihr Sohn so früh wie möglich zurückkehrte.
    Es gab nur die Dunkelheit und den grauen Himmel über ihr. Eine flache Schicht aus Wolken hatte sich dort ausgebreitet und die Gestirne unsichtbar gemacht.
    Ein Licht gab es trotzdem. Und das stammte nicht aus einer natürlichen Quelle. Es musste die Folge einer Explosion sein.
    Marita beugte sich auf ihrem Sitz nach vorn, um besser sehen zu können.
    Ja, das war Feuer! Und wie!
    Ein gewaltiger Flammenpilz stieg dort in die Höhe. Rote und gelbe Zungen zuckten in ihm hin und her. Ein Ring aus schwarzem, fettem Rauch hielt ihn umfangen, und immer

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