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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lippen summierten sich zu einem Versprechen.
    Clay atmete einige Male tief durch. Er hatte sich noch nicht entschieden, das war ihm deutlich anzusehen, aber er schaffte es auch nicht, der Lockung zu widerstehen, und wollte sich durch eine letzte Frage Klarheit verschaffen.
    »Wie lange werden wir denn unterwegs sein?«
    »Oh, das liegt allein an dir. Mir ist es egal. Mich treibt niemand.« Justine hob die Schultern. »Wie sieht es denn mit deiner Zeit aus?«
    »Die wäre vorhanden.«
    »Warum zögerst du dann noch?«
    »Okay, versuchen wir es.«
    »Na, das ist ein Wort.« Justine strahlte und meinte noch: »Du wirst es bestimmt nicht bereuen. In jeder Hinsicht.«
    Lucius schluckte. Er wusste nicht so recht, wie er die Worte deuten sollte, aber die Vorstellung, der Blonden näher zu sein, ließ sein Herz schon schneller schlagen.
    »Ich ziehe mir nur eben meine Jacke an und setze den Helm auf.«
    »Tu das.« Justine war erleichtert. Sie hatte einen Menschen gefunden, der sich hier auskannte, und das war auf jeden Fall gut. Und sie dachte auch an etwas anderes.
    Blut!
    Sein Blut. Das Blut eines jungen Menschen! Sie liebte es. Sie freute sich darauf, aber sie wusste noch nicht, ob sie es tun würde. Es kam ganz darauf an, wie alles lief.
    Der Steinbruch war wichtig. Nur dort konnte das Geheimnis, dem sie auf der Spur war, verborgen liegen. Sie wollte es herausfinden. Sie wollte endlich wissen, was es mit den versteinerten Blutsaugern auf sich hatte.
    Clay war in die Garage gegangen und kehrte jetzt zurück. Er trug einen Nierenschutz und eine ochsenblutfarbene Lederjacke. Der Helm hatte die gleiche Farbe.
    Auch Justine hatte ihren wieder aufgesetzt.
    »Können wir dann?«
    »Ja.«
    »Steig hinten auf und halt dich an mir fest.«
    Lucius nickte. Die Vorstellung, diesem perfekten Körper ganz nahe sein zu können, ließ das Blut schneller durch seine Adern pulsieren. Er bekam wieder einen roten Kopf, gab allerdings keinen Kommentar mehr ab. Dafür stieg er auf die Maschine, beugte seinen Körper etwas vor und umklammerte den anderen.
    Justine startete. Hinter dem Visier leuchteten ihre Augen, und sie hatte die Oberlippe so weit zurückgezogen, dass ihre beiden Blutzähne zu sehen waren.
    »Halt dich fest!«, rief sie noch.
    Dann gab sie Power…
    ***
    Lucius’ Knie zitterten und waren weich geworden, als er die Maschine verlassen hatte und einige Schritte zur Seite ging. Unter seinen Schuhen knirschten kleine graue Steine, und er sah auch etwas Staub aufwallen.
    Hinter ihm lag eine höllische Fahrt. Einige Male war ihm der Gedanke gekommen, dass es mit seinem Leben vorbei war, aber Justine war eine Frau, die ihre Maschine perfekt beherrschte, und das hatte sie mehr als einmal bewiesen. Wie ein Teufel war sie durch den Steinbruch gerast, dessen Boden an einigen Stellen gut zu befahren war.
    Dann war sie einen der Hänge hochgejagt, um dort, wo er in die felsige Wand überzugehen schien, ihre Kurven zu drehen. Sie war in Lücken gefahren, als wollte sie die Felsen erkunden, die in dieser Höhe nicht blank waren. Hier hatte sich im Laufe der Zeit ein Mischwald gebildet, auch wenn die Bäume nicht sehr hoch wuchsen und ihre Äste oft krumm wie Luftschlangen waren und sich in alle Richtungen ausstreckten. Das galt besonders für die Kiefern.
    Hier oben war die Luft besser. Keine Staubfahnen wühlte der Wind in die Höhe, und auch ihre, die sie in der Talsohle hinterlassen hatten, waren längst wieder verschwunden.
    Der Platz, an dem sie gehalten hatten, lag recht weit oben. Er bildete so etwas wie eine Plattform, die von Bäumen umgeben war und auch einen Sonnenschutz bildete. So konnte Lucius auf-und abgehen und sich von der hinter ihm liegenden Höllenfahrt erholen. In dieser Höhe war es zudem windiger, und so wurde auch der Schweiß auf dem Gesicht des jungen Mannes getrocknet.
    Das Zittern in den Beinen ließ allmählich nach. Den Helm hatte er abgenommen und hielt ihn in der Hand. Auch der Reißverschluss seiner Lederjacke war nach unten gezogen.
    Hinter sich hörte er das Lachen der schönen Blonden. Sie war bei der Maschine geblieben und hatte ihren Spaß. Lucius jedoch dachte mit Schrecken an die Rückfahrt. Justine hatte ihm versprochen, ihn fahren zu lassen. Wenn er richtig darüber nachdachte, traute er es sich nicht zu.
    Bei dem Gedanken daran schien sich sein Magen zusammenzuziehen.
    »He, was ist los mit dir?« Lucius wusste, dass er eine Antwort geben musste. Er war nur mit seinen Gedanken noch nicht fertig.

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