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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eigentlich hatte er nicht so tief in den Steinbruch hinein gewollt, doch Justine hatte ihm keine andere Wahl gelassen, und ein Abspringen während der Fahrt war leider nicht möglich gewesen.
    »Sprichst du nicht mehr mit mir?«
    »Doch, doch!«, beeilte er sich zu versichern und drehte sich um. Er wollte die Blonde nicht verärgern.
    Die BMW hatte sie aufgebockt, sie stand jetzt an ihrer Seite. Dass sie ihre dicke Lederjacke ausgezogen hatte, war ihm nicht aufgefallen, doch jetzt verschlug ihm der Anblick die Sprache.
    Die Blonde war das, was man einen scharfen Schuss nannte.
    Lucius Clay war praktisch in der Provinz aufgewachsen. Die Frauen oder Mädchen, mit denen er bisher Kontakt gehabt hatte, konnten mit dieser Person nicht verglichen werden.
    Das hier war geballter Sex, eingehüllt in hauchdünnes Leder, das den Körper wie ein Etui umgab und alle Formen hervorhob. Er sah den Ausschnitt, aus dem die Brüste quollen, die etwas angehoben waren. Er sah dieses wilde und lange Blondhaar und ein Gesicht, das nur mit dem Begriff perfekt umschrieben werden konnte. »Na, was sagst du?«
    Clay hob die Schultern.
    Justine musste lachen. »Ich gefalle dir, wie?«
    Er räusperte sich und ärgerte sich zugleich über die Röte in seinem Gesicht.
    »Da kannst es ruhig sagen, Lucius.«
    »Ist schon gut.«
    Die Blutsaugerin hob den linken Zeigefinger. »Es hätte mich auch gewundert, wenn ich dir nicht gefallen würde. Denn Komplimente bin ich gewohnt, mein Lieber.«
    »Das glaube ich. Aber in dieser Gegend gibt es keine, die so aussieht wie du.«
    »Möglich.« Justine reckte sich und drehte sich dann lasziv um die eigene Achse. Sie blieb nicht still und kommentierte das, was ihre Augen erblickten.
    »Das ist doch eine herrliche Gegend hier oben. Man hat einen wunderbaren Ausblick. Ich sehe sogar einige Orte und in der Ferne auch das Meer. Ich kann deine Einwände gegen eine Fahrt hierher nicht verstehen. Das muss ich dir gestehen.«
    Clay überlegte, was er sagen sollte. »Das ist auch schwer zu erklären«, meinte er schließlich.
    »Ich bleibe trotzdem neugierig.«
    »Ja, das schon, aber ich muss dir gestehen, dass nicht nur ich so denke. Andere auch.«
    »Um was geht es denn?«
    »Selbst die Arbeiter hier sind verschwunden. Manche meinen, dass sie sogar geflüchtet sind.«
    »Und wovor?«
    »Das ist schwer zu sagen, wirklich. Das kann man auch nicht richtig begreifen.«
    »Sag es trotzdem!«
    Lucius nickte. Es war ihm anzusehen, dass er sich unwohl fühlte. Die Antwort gab er schließlich mit leiser Stimme.
    »Die Leute hier haben Angst. Hier soll es nicht geheuer sein. Man hat von bösen Gestalten gesprochen, die hier ihr Unwesen treiben, und sogar von einer großen Statue ist die Rede gewesen.«
    »He, wo soll die denn sein?«
    »Hier im Steinbruch.«
    »Ich habe keine gesehen.«
    »Weiter hinten. Da soll der Felsen aussehen wie ein Ungeheuer, das sich darin festgebissen hat. Die Zeugen haben von einem zu Stein gewordenen Monster gesprochen.«
    »Ach, sag nur. Und wo soll dieses Monster hergekommen sein?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was sagen denn die anderen dazu?«
    »Sie spekulieren, und sie haben sich auch mit dem Pfarrer zusammengesetzt. Der hat dann so etwas wie eine Erklärung gefunden.«
    »Lass hören.« Justine rieb die Hände gegeneinander. Das hörte sich spannend an.
    Lucius nickte. Er überlegte noch und suchte nach den richtigen Worten.
    »Ich kann nur wiederholen, was man sich so erzählt. In grauer Vorzeit war das hier ein Gebiet der Kelten. Und zu den Kelten gehörten auch die Druiden. Diese Eichenkundler, wie man sie auch nannte, hatten ihre Götter oder Götzen, und einer davon soll hier in dieser Gegend gelebt haben. Ein mächtiges Ungeheuer, dem Blutopfer gebracht wurden. Er soll sie zerrissen und ihr Blut getrunken haben, und angeblich hat man es nicht geschafft, ihn zu töten. Selbst nach der Christianisierung nicht. Ein Missionar soll einen Bann gesprochen und dafür gesorgt haben, dass er zu Stein wurde. Man spricht vom steinernen Grauen, das sich hier gehalten hat.«
    Justine winkte ab. »Eine Sage, nicht mehr.«
    »Das weiß ich nicht«, murmelte Lucius.
    »Wieso? Gibt es noch etwa anderes, was…«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Der Götze soll wieder erwacht sein!«
    ***
    Nach dieser Antwort sprach zunächst keiner von ihnen. Nur der Wind war zu hören, der an ihren Ohren mit einem leichten Brausen vorbeirauschte.
    »Hört sich spannend an«, sagte Justine.
    »Das ist es nicht. Die Menschen

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