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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben Angst.«
    »Also glauben sie wirklich, dass der Götze wieder erwacht ist?«
    »Ja.«
    »Gibt es denn Beweise dafür?«
    Lucius Clay nickte. »Ich fürchte schon. Jedenfalls wird das als Beweis angesehen. In der letzten Zeit sind Menschen hier verschwunden. Einfach so. Hier aus der Gegend, wie auch Arbeiter aus dem Steinbruch. Ich kann mir vorstellen, dass genau deswegen alles hier aufgegeben wurde und niemand mehr arbeitet, denn abzubauen gibt es hier noch jede Menge, glaube ich.«
    »Aber da war die Angst zu groß.«
    »Ja.«
    »Ahhh - verstehe. Deshalb wolltest du nicht hierher in diese Gegend fahren.«
    »Ja.«
    »Und die Polizei ist nicht eingeschaltet worden?«
    »Doch, aber die Männer haben nichts finden können. Die Arbeiter sind auch nicht verunglückt. Sie sind einfach nur verschwunden. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Dann sind sie tot?«
    Lucius schaute Justine mit einem unruhigen Blick an. Dabei zuckten auch seine Lippen.
    Er hob die Schultern. »Man weiß es nicht. Es gibt Menschen, die behaupten, die Verschwundenen gesehen zu haben. In der Nacht. Da sind sie durch die Gegend gelaufen. Und immer wenn das passierte, hat man Tiere gefunden, die völlig ausgeblutet waren. Rinder, Schafe und sogar Katzen und Hunde.«
    »He, das ist ungewöhnlich. Und ihr geht davon aus, dass das Blut getrunken wurde?«
    »Ja. Und zwar von denen, die überlebt haben. Von den Verschwundenen, die nicht tot sind, sondern zu etwas anderem wurden, wenn du verstehst.«
    »Das hört sich nach Vampiren an, und zwar nach ganz besonderen, kann ich mir vorstellen.«
    Als Lucius den Begriff vernahm, da wurde er noch blasser und fing an zu zittern. In seinen Augen war ein Flackern. Er schaute nach rechts und links, aber nirgendwo war ein Blutsauger zu sehen, der durch das Gelände schlich.
    »Was ist los?«
    Clay schüttelte den Kopf. »Es macht mir Angst, wenn ich das höre. Zugleich sage ich mir, dass es Vampire nicht gibt und…«
    »Weiß man es?«
    »Wie? Denkst du anders darüber?«
    Justine winkte ab. »Lassen wir das. Ich finde es nur toll, dass du so gut Bescheid weißt.«
    »Ich bin hier geboren.«
    »Klar.« Justine gab sich lässig. »Das erklärt einiges. Aber du hast gesagt, dass auch Menschen aus dem Ort nicht mehr aufgetaucht sind. Kennst du welche? Und hat man jemals nach ihnen gesucht?«
    »Ja, aber irgendwann hat man aufgegeben. Man gab sich damit zufrieden, dass die Menschen - es waren ja nur wenige - den Mief in unserem Kaff nicht mehr ausgehalten hätten. Sie wollten weg. Sie fühlten sich beengt, und man hat eben angenommen, dass die weite Welt lockte, auch wenn es nur London gewesen ist oder Cardiff und…«
    »Verstehe. Wie viele sind denn bisher aus deinem Dorf verschwunden?«
    »Zwei.« Clay spreizte die entsprechenden Finger ab. »Bruno Olsson und Myrna Lane.«
    »Ein Mann und eine Frau. Und ihr habt keine Spur mehr von ihnen gefunden?«
    »Ja. Wer alles aus den Reihen der Steinbrucharbeiter verschwunden ist, das weiß ich nicht. Man hat sich das im Dorf nur so erklären können, dass es die Ausländer waren. Hilfskräfte außerhalb von Europa, die angeheuert wurden und denen die Arbeit zu schwer gewesen ist. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Man hat dann nur sehr bald die Arbeiten hier eingestellt. Das ist alles.«
    Justine nickte. Die Weichheit war aus ihren Gesichtszügen verschwunden. Sie sah aus wie eine Frau, die scharf nachdachte.
    Schließlich ergriff sie wieder das Wort.
    »Kanntest du eine der verschwunden nen Personen?«
    »Ja. Sehr gut sogar. Myrna Lane. Sie ist ungefähr so alt wie ich. Nur zwei Jahre älter. Ich - ich…«, er wurde rot, »… ich war in sie verknallt und bin es noch heute. Deshalb war ich auch so traurig.«
    »Hattet ihr denn was miteinander?«
    Lucius errötete noch stärker. »Ja, vor zwei, drei Jahren. Aber ich war ihr noch zu jung. Als sie verschwand, habe ich mitgeholfen, sie zu suchen.«
    »Auch eine Spur entdeckt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Aber den Steinbruch betritt keiner mehr, das kann ich dir schwören. Die Menschen, die Bescheid wissen, haben eine höllische Angst davor. Man darf sie auf das Thema nicht ansprechen. Ich rechne damit, dass ich Myrna Lane nie mehr wiedersehen werde. Davon bin ich überzeugt.«
    »Und jetzt gehst du davon aus, dass der Götze sie geholt hat.«
    Es war eine Wahrheit, über die sich Lucius schon Gedanken gemacht hatte. Er hatte sie aber nie auszusprechen gewagt, und als er jetzt damit konfrontiert wurde, erlebte

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