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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am liebsten tief im Erdboden versunken, aber der Fels tat ihm nicht den Gefallen, sich zu öffnen. Er blieb so hart wie immer, und so wusste Lucius nicht mehr weiter.
    Der Schock hatte ihn so hart getroffen, dass er die Blonde nur noch leicht verschwommen sah. Hinter seiner Stirn tuckerte es. Er musste sich gewaltsam zusammenreißen, um nicht auf der Stelle kehrtzumachen und wegzurennen.
    Wie lange er sich dieses Bild hatte ansehen müssen, war ihm nicht klar.
    Doch er bekam mit, dass sich der Mund der Blonden allmählich wieder schloss und die beiden Zähne verschwanden. Sie waren nur noch Erinnerung, doch sie konnten jeden Moment wieder zurückkehren, wenn diese Justine es wollte.
    »Nun, was sagst du?«
    Er sagte nichts. Er schüttelte nur den Kopf. Das Gesehene war ihm unbegreiflich. Er hatte weiche Knie bekommen und wusste, dass er es aus eigener Kraft nicht schaffen würde, ihr zu entkommen, aber es gab da eine Frage, die er nicht zurückhalten konnte und die einfach raus musste.
    »Nahrung - das - das - ist Blut, nicht?«
    »Richtig.«
    »Und - und - du meinst mein Blut damit?«
    »Genau.«
    Für einen Moment schloss er die Augen. Der Druck in seinem Magen hatte sich verändert. Er war zu Stichen geworden, und ihn hatte auch eine gewisse Übelkeit überfallen. Er fühlte sich aus seinem normalen Leben herausgerissen und in ein albtraumhaftes hineingepresst. In seinen Pupillen schienen Irrlichter zu tanzen, und er hörte auch die Stimme der Blonden, die längst nicht mehr verbindlich klang.
    »Die Dinge haben sich verändert. Du weißt nun, wer ich bin und dass es mir um Blut geht. In deinen Adern fließt der Saft, der mich existieren lässt. Wenn ich dich beiße und leer sauge, wirst du bald in den gleichen Zustand geraten wie ich, aber so sehr es mich auch reizt, ich brauche dein Blut nicht. Ich kann mich zusammenreißen. Nur wenn du falschspielst, werde ich meinen Entschluss ändern. Ist das klar?«
    Er nickte, weil er nicht sprechen konnte.
    »Gut, dann kommen wir zur Sache. Du hast mir sehr viel erzählt. Auch wenn du meinst, dass es sich dabei um eine Sage oder Legende handelt, so bin ich anderer Meinung, und deshalb werden wir den Beweis gemeinsam finden, und zwar hier im Steinbruch. Du hast mir von einem Götzen aus alter Keltenzeit berichtet. Das wird auch stimmen, und ich möchte ihn sehen.«
    »Ja«, flüsterte der junge Mann. »Ja, das ist alles klar. Das weiß ich inzwischen. Aber ich kann dir nicht sagen, wo er sich befindet und ob es ihn überhaupt gibt.«
    »Die Anzeichen sprechen dafür, denn ich gehe davon aus, dass sich der Götze die Verschwundenen geholt hat. Sie sind ihm auch in der heutigen Zeit geopfert worden. Ob sie noch Menschen sind und hier herumirren, das werden wir feststellen.«
    Lucius Clay erkannte, dass es für ihn keine andere Möglichkeit mehr gab.
    Er musste sich fügen, denn die Blonde, die jetzt locker die schwarze Lederjacke überstreifte, war ihm in allen Belangen überlegen.
    Er zitterte, als er sich ebenfalls für die Fahrt bereit machte. Der Helm war für ihn wie ein schwerer Stein, der aber auf seinem Kopf sitzen bleiben musste. Danach schloss er die Jacke, und Justine Cavallo deutete auf den Sozius.
    Bevor sie das Visier nach unten klappte, sprach sie ihn noch mal an.
    »Verschwende nicht einen einzigen Gedanken an Flucht. Es würde dir bestimmt nicht bekommen.«
    »Ja, ich habe verstanden«, flüsterte er nur.
    Lucius hatte sich in sein Schicksal ergeben…
    ***
    Manchmal ist es schon eine Gnade, bei einer Organisation wie Scotland Yard tätig zu sein, denn in extremen Situationen wurde auch extrem gehandelt. Was für Politiker galt, die rasch von einem Ort zum anderen kommen wollten, das galt jetzt auch für uns. Suko und ich brauchten nicht den Rover oder den BMW zu nehmen, um die weite Strecke zu fahren. Uns wurde ein Hubschrauber der Air Force zur Verfügung gestellt. Das hatte Sir James gemanagt und hatte es auch gern getan, nachdem der Arzt ihm erklärt hatte, dass sein Blutdruck fast normal war, abgesehen von einigen kleinen altersbedingten Schwankungen.
    Hinzu kam das Glück, dass es in Holyhead an der westlichen Spitze der Insel eine Militärstation gab, ein Lager der Air Force mit einem Reparaturbetrieb für die Abfangjäger. Und dort war auch eine Hubschrauberstaffel stationiert. Man hatte uns versprochen, dass ein Fahrzeug für uns bereitstünde, und so waren wir mit einem ganz anderen Gefühl auf die Reise gegangen.
    Zwar verzögerte sich der Start um

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