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151 - Der Barbarenfürst

151 - Der Barbarenfürst

Titel: 151 - Der Barbarenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Er hatte einen kleinen, kahlen Kopf, eine lange, spitze Nase und stumpfe, leer blickende Augen. Er sah so aus, als wäre jeglicher Lebenswille in ihm erloschen, als wüßte er, daß die Zukunft ihm nur noch Wertloses zu bieten hatte.
    Für ihn schien es keinen Sinn mehr zu haben weiterzuleben. Seine Miene verriet mir, daß er sich aufgegeben hatte.
    Ein langer, schneeweißer Bart wucherte vom Kinn bis zur Brust hinunter. Seine Arme waren so dünn, daß ich dachte, sie mit zwei Fingern knicken zu können.
    Noch nie war ich einer solchen unendlichen Traurigkeit begegnet. Von diesem Mann erwartete sich Mr. Silver Hilfe? Shrogg war derjenige, der Hilfe brauchte.
    »Ich habe für ihn getan, was ich konnte«, sagte Sabra. »Ich kann ihn nicht zum Essen zwingen, aber ich konnte bisher verhindern, daß er an Entkräftung stirbt. Aber wenn er nicht bald wieder eine Mahlzeit zu sich nimmt, kann ihn mein Zauber nicht mehr am Leben erhalten.«
    Mr. Silver trat vor den Weisen.
    Shrogg blickte durch ihn hindurch.
    Der Ex-Dämon ging vor dem Alten in die Hocke und schaute ihm in die Augen. »Shrogg!«
    Der Weise nahm ihn nicht wahr.
    »Shrogg!«
    Der Alte schien mit seinen Gedanken weit fort zu sein.
    »Er ist nicht ansprechbar«, sagte Sabra ernst. »Entweder er schläft, oder er sitzt da und blickt ins Leere.«
    »Hat er einen Schock erlitten?« fragte Mr. Silver. »Warum ißt er nicht mehr? Warum hat er sich aufgegeben? Ich habe einen weiten, beschwerlichen Weg hinter mir. Ich erhoffte mir Hilfe von diesem weisen Mann, Sabra.«
    Die Herrscherin von Thermac schüttelte langsam den Kopf. »Er kann nichts mehr für dich tun.«
    »Willst du damit sagen, ich hätte mir den Weg sparen können?«
    Sabra nickte. »Es tut mir leid.«
    »Was hat den alten Mann gebrochen?« wollte Mr. Silver wissen.
    »Ronsidor«, antwortete Sabra.
    »Der verfluchte Kerl wird mir immer unsympathischer!« polterte der Ex-Dämon. »Was hat er Shrogg angetan?«
    »Ronsidor erfuhr, daß sich Shrogg auf dem Weg nach Thermac befand«, erzählte Sabra gedämpft. »Shrogg war nicht allein, sondern in Begleitung seiner Tochter Lomina.«
    »Und die hat sich der Bastard gekrallt!« platzte es aus Mr. Silver heraus.
    Sabra nickte. »Shrogg schlugen sie zusammen und ließen ihn liegen. Er schleppte sich nach Thermac weiter, und meine Krieger brachten ihn zu mir. Er phantasierte, redete wirres Zeug, sprach immer wieder von Lomina. Es dauerte lange, bis wir erfuhren, was passiert war.«
    »Damals redete er wenigstens noch. Warum sagt er jetzt nichts mehr?« fragte ich.
    Sabra sah mich mit ihren großen Augen betrübt an. »Ich schickte meine Vertrauten aus, und diese brachten in Erfahrung, daß Lomina dem Schrecklichen geopfert werden sollte.«
    »Wann?« fragte Mr. Silver wie aus der Pistole geschossen.
    »In der Nacht des Silbermondes.«
    »Das hörte Shrogg?« fragte Mr. Silver.
    »Es ließ sich nicht vermeiden.«
    »Da brach er zusammen«, sagte der Ex-Dämon.
    Sabra nickte wieder. »Seitdem lebt er nicht mehr, ist aber auch nicht tot. Ronsidor ist für seine Männer Herrscher, Feldherr und Gott in einer Person. Sie opfern ihm immer wieder Mädchen, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn schätzen und verehren, aber es sind niemals gewöhnliche Mädchen, sondern stets Töchter bekannter Personen. Die Tochter dieses Weisen ist für sie etwas ganz Besonderes.«
    »Verdammt!« knurrte Mr. Silver. »Sie wird sterben, und Shrogg, ihr Vater, wird ihr in den Tod folgen. Habt ihr nicht versucht, Lomina zu befreien?«
    Sabra schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?« fragte Mr. Silver erregt.
    »Wir können Thermac nicht verlassen. Mein Zauber erstreckt sich nur auf dieses Gebiet. Wenn wir die Grenzen überschreiten, sind wir Ronsidors wilder Horde unterlegen.«
    Mr. Silver wandte sich an mich. »Dann werden wir die Sache in die Hand nehmen, Tony. Wir nehmen Roxane und Metal mit, die anderen sollen hierbleiben.«
    »Boram muß unbedingt auch mit«, sagte ich.
    »Als Kundschafter«, nickte der Ex-Dämon.
    »Einen besseren als ihn gibt es nicht.«
    »Wir müssen Lomina befreien und zu ihrem Vater zurückbringen. Nur so können wir Shrogg wieder auf die Beine stellen. Erst dann kann der Weise mir helfen.«
    ***
    Zuerst hatte Lomina geschrien und getobt, dann hatte sie geweint, und nun war sie still. Sie saß in einem schäbigen Zelt auf dem Boden. Man hatte einen Holzpflock in die Erde geschlagen und ihr Bein daran festgebunden. Kopf und Hände steckten in einem Holz, das man

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