151 - Der Barbarenfürst
willst also sterben!« knurrte Ronsidor. »Lieber als einem meiner Männer Lust zu spenden!«
»Das wäre für mich viel schlimmer als der Tod!« behauptete Eynea.
»Na schön«, sagte Ronsidor. »Ich werde dir diesen Wunsch erfüllen. Weg mit dem Dolch!«
Eynea gehorchte auch dem Schrecklichen nicht. Sie drückte die Waffe fester gegen ihren bebenden Körper. Ronsidor überrumpelte sie mit seiner Magie. Ehe sie begriff, was passierte, hielt sie keinen Dolch mehr in der Hand. Die Waffe steckte wieder in Benriis Gürtel, und Benrii wollte sich sofort auf sie stürzen, doch Ronsidors scharfer Befehl hielt ihn zurück.
»Laß sie!«
Benrii regte sich nicht.
»Sie möchte sterben, also wird sie sterben!« sagte Ronsidor.
Er führte das nackte Mädchen zu jener tiefen Mulde, in der sich seine Silberkrokodile befanden. Einige Krieger folgten ihnen, auch Benrii. Er stand Eynea gegenüber, die Grube befand sich zwischen ihnen.
Mit festem Trotz schaute sie ihm in die Augen, furchtlos, zu allem entschlossen.
»Meine gefräßigen Freunde erwarten dich«, sagte Ronsidor höhnisch. »Du sagtest, du möchtest sterben. Wenn es dir Ernst damit ist, dann spring!«
Und Eynea sprang, ohne mit der Wimper zu zucken, denn alles war für sie besser, als das zu erleiden, was Benrii ihr antun wollte.
***
Mortimer Kull setzte sich auf. Er hatte alles gehört, was Yora und Corona sprachen. »Warum drohst du Corona?« fragte er. »Warum fällt es dir so schwer, dich damit abzufinden, daß sie jetzt bei uns ist und zu uns gehört? Ich verlange nicht, daß du sie wie eine Schwester liebst, aber du solltest sie etwas besser behandeln.«
»Welchen Grund hätte ich, das zu tun?« fragte die Totenpriesterin aggressiv. »Sie hat versucht, mich zu töten.«
»Das ist doch Schnee von gestern.«
»Nicht für mich!«
»Wenn du für meine Pläne schon kein Verständnis aufbringst, dann versuch wenigstens, dich neutral zu verhalten«, sagte der Professor. »In der Hölle wird es bald eine Wende geben. Wenn du klug bist, stellst du dich rechtzeitig auf die richtige Seite.«
»Welche wäre das nach deiner Meinung?« fragte Yora.
»Die Seite des Siegers natürlich.«
»Dann müßte ich mich zu Asmodis begeben.«
»So wenig Vertrauen setzt du in mich? Glaubst du, ich schaffe nicht, was ich mir vorgenommen habe? Bisher ist mir alles gelungen.«
»Aber dieser Brocken ist zu groß! Den kannst du nicht schlucken! An ihm wirst du ersticken!«
»Abwarten. Sei mal nicht so sicher«, sagte Mortimer Kull.
»Auf Haspiran lebt ein roter Teufel«, ließ Corona sich vernehmen. »Gupp ist sein Name. Er ist ein Rebell, einer, der es sich in den Kopf gesetzt hat, Asmodis zu stürzen.«
»Bald wird der rote Teufel ein toter Teufel sein«, warf Yora ein.
»Wo lebt Gupp?« fragte Mortimer Kull begeistert.
»Nicht allzu weit von hier«, antwortete Corona. »Er ist im Begriff, eine kleine Armee auf die Beine zu stellen. Jeder ist ihm willkommen, wir könnten uns ihm anschließen.«
Kull war von dieser Idee regelrecht berauscht. »Kannst du mich zu ihm führen?«
»Natürlich.«
»Denkt ihr, Asmodis weiß nichts von diesem Gupp?« sagte Yora wütend. »Der Höllenfürst läßt den roten Teufel bestimmt genau beobachten.«
»Na, wenn schon!« sagte Mortimer Kull aufgeregt. »Wenn Gupp in die Hölle einfällt, wird ihn Asmodis nicht daran hindern können.«
»Du Narr!« stieß Yora zornig hervor. »Glaubst du, Asmodis läßt Gupp so groß werden? Er wird rechtzeitig etwas gegen ihn unternehmen. Gupp ist heute schon ein Todgeweihter. Wenn Asmodis zu Ohren kommt, daß du dich mit diesem Rebellen zusammengetan hast, bist du ebenfalls erledigt, und es wird ihm nicht verborgen bleiben, darauf kannst du dich verlassen.«
»Weil du es ihm hinterbringen wirst!« sagte Corona.
»Das wird nicht nötig sein. Der Herrscher der Hölle wird es auch ohne mich erfahren.« Yora wandte sich an den Professor.
»Mortimer, ich beschwöre dich, geh nicht zu Gupp.«
Mortimer Kull preßte die Kiefer fest zusammen und quetschte zwischen den Zähnen hervor: »Ich muß, Yora. Das ist eine einmalige Chance. Ich muß sie wahrnehmen!«
***
Wir erreichten Thermac und wurden von bewaffneten Männern empfangen. Man glaubte uns, daß wir in friedlicher Absicht kamen, und nahm uns nicht einmal die Waffen ab. Sie brachten uns beinahe zu viel Vertrauen entgegen, als würden sie uns kennen, als wären wir ihre besten Freunde.
Waren sie so sicher, daß wir ihnen innerhalb der Grenzen
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