151 - Der Fluch von Arizona
Was Feuer und Rauch nicht zerstört hatten, war durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen worden.
„Schon was herausgefunden, Niko?"
Kopfschüttelnd wandte der Feuerwehrmann sich um. Er hatte die rauhe Stimme sofort erkannt.
„Erst müssen wir das Feuer löschen, Sheriff', erwiderte er.
„Soweit ich sehe, ist das schon geschehen. Oder sollte ich mich irren?" Sheriff Cris Nieblum lehnte lässig unter der Tür, hatte seinen Stetson weit in die Stirn gezogen und beide Daumen hinter den Gürtel gehakt. „Helen und Steve Moreno und außerdem die beiden Kinder…", murmelte er und spuckte seinen Kaugummi in die Asche. „Ich habe keinen von ihnen draußen gesehen."
„Vielleicht sind sie ausgeflogen."
„Hm", machte der Sheriff ungläubig und trat näher, stocherte mit den Stiefelspitzen in der Asche herum. „Ich denke, ich sehe mich zunächst oben um", sagte er dann.
Er war gerade im Begriff, die Treppe zu betreten, als ein Aufschrei ihn herumfahren ließ.
„Cris, sehen Sie sich das an!"
Der Feuerwehrmann hatte das verkohlte Sofa zur Seite gerückt. Er wirkte entsetzt.
Gleich darauf stand auch Sheriff Nieblum vor der Leiche. Sein „Verdammt!" drückte alles aus, was zu sagen war.
Der oder die Tote - mit bloßem Augenschein ließ sich das nicht mehr erkennen - hatte im Zentrum des Feuers gelegen.
Ein Eisblock wäre in dieser Nacht vermutlich ein besserer Liebhaber als Jason Wilcox gewesen. Jedenfalls empfand Cathy es so. Jasons Hände, sonst gefühlvoll und zärtlich, waren heute wie Fesseln, und wenn seine Lippen sie küßten, taten sie dies ohne Gefühl.
Wie eine Maschine, durchzuckte es die Frau. Wie ein Roboter…
Sie schüttelte den Kopf. „Es hat keinen Sinn, Jason. Schlaf dich aus, oder werde erst wieder normal. "
Seine Augen jagten ihr Angst ein. Wenn sie es recht bedachte, erschienen ihr diese Augen wie die eines Fremden.
„Es ist das Gold, nicht wahr?"
Cathy erhielt keine Antwort. Minutenlang lagen sie schweigend nebeneinander. Sie fröstelte. Dabei war das Fenster weit geöffnet, und die stickige Schwüle des Tages aus dem Zimmer zu lassen.
Selbst jetzt fiel die Quecksilbersäule des Thermometers nicht unter 25 Grad Celsius.
Jasons Atem ging schwer und rasselnd. Die Frau verbiß sich einen Aufschrei, als ihr Blick auf seinen Rücken fiel. Im ersten Erschrecken glaubte sie noch an einen Sonnenbrand und daran, daß die Haut sich abschälte, dann erkannte sie, daß die graue Färbung eine andere Ursache haben mußte und die daumengroßen Schuppen vom Nacken bis an die Lenden hinab reichten.
Sie wußte nicht, was geschehen war, aber daß eine entsetzliche Verwandlung mit Jason vor sich ging, wurde ihr klar. Das Indianerblut in ihren Adern ließ sie keine Sekunde mehr zögern. Mit einem einzigen Satz richtete sie sich auf und schwang sich aus dem Bett.
„Bleib da!" röhrte Jason.
Cathy fühlte nur noch Angst. Bevor der Mann sie zurückhalten konnte, hetzte sie aus dem Schlafzimmer. Jason hatte ihr einen eigenen kleinen Raum zur Verfügung gestellt, in dem sie ihren Koffer und einige Habseligkeiten untergebracht hatte. Jetzt war sie froh darüber. Keuchend warf sie die Tür hinter sich zu und ließ den Riegel einschnappen. Augenblicke später wurde von draußen an der Tür gerüttelt.
„Mach auf, Cathy, oder ich hole dich." Die Stimme war zu einem dumpfen Grollen geworden.
Die Frau wich zurück, blickte sich gehetzt nach irgendeinem Gegenstand um, den sie zu ihrer Verteidigung benutzen konnte. Jason würde nicht aufgeben - nicht in dem Zustand, in dem er sich inzwischen befand. Cathy verspürte nur noch Abscheu.
Auf der Kommode stand die Miniatur des Totempfahls. Sekundenlang zögerte die Frau, doch dann griff sie zu und nahm die pfundschwere Schnitzerei an sich. Sanft strichen ihre Finger über den Schädel des Donnervogels, der über allen anderen Bildnissen thronte.
Wuchtige Faustschläge ließen die Tür erzittern. Im nächsten Moment splitterte die Füllung, zuckte eine krallenbewehrte, schuppige Pranke Cathy entgegen. Sie schlug mit dein Totempfahl zu. Jason (wenn es noch Jason war, der sie angriff) heulte schrill auf. Vorübergehend verschwand die Pranke, um dann mit neuer Wucht die Tür zu durchbrechen.
Cathy blieb nur noch die Flucht aus dem Fenster. Das Zimmer lag im ersten Stock, allerdings stand unten eine buschförmige Azalee, die ihren Sturz lindern würde. Cathy blieb kaum Zeit, das Fenster zu öffnen, bevor hinter ihr die Tür aus den Angeln gerissen
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