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1511 - Die neun Leben des Caligula

Titel: 1511 - Die neun Leben des Caligula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gedankengänge verfolgte, denn sie kosteten ihn sehr viel geistige Substanz und trieben ihn in einen Teufelskreis totaler Verwirrung und Desorientierung und trübten eher seinen Blick für die Zusammenhänge, als daß sie ihn schärften. Aber irgendwie fühlte er, daß er mit seiner Vermutung über weitverzweigte Zusammenhänge und eines großen, aus vielen Teilen bestehenden Geheimnisses auf der richtigen Fährte war.
    Und in einem Punkt ging Alaska Saedelaere mit den anderen ehemaligen Zellaktivatorträgern konform: Sie waren überzeugt, daß ES ihnen mit der Gewährung der Zelldusche die Chance geben wollte, sein Geheimnis zu ergründen und ihm zu helfen. Dies war als Auftrag zu sehen.
    Und vielleicht fand Alaska im Staub der kopierten Zeittafeln von Amringhar einen ersten Hinweis für die Erledigung dieses Auftrags.
     
    *
     
    Der Ethnologe und Legendensammler erzählte: Es war einmal ein kleiner Wurm, blind, taub und stumm und ohne die Fähigkeit, die Gerüche dieses Universums wahrzunehmen. Er hatte nur seine Tastsinne, mit denen er seine dunkle, enge Welt ausloten konnte. Und weil er ohne Wort und ohne Formen und Farben war, war er auch ein dummes Würmchen, ohne die Möglichkeit, sich Wissen anzueignen und die Leere seines Gehirns zu füllen.
    Eines Tages aber, vor 7150 Jahren nach einer Zeitrechnung, die damals weder dem nackten Wurm noch irgendeinem seiner Artgenossen bekannt war, vor 750 Standardjahren also, schlug so etwas wie ein Funke in das Dummchen ein und erhellte es: Es glomm für das Würmchen ein kleines Licht auf, das von da an nie mehr erlöschen sollte.
    Das Licht wurde sogar heller und größer und so weitreichend, daß es eine ganze Welt ausleuchten konnte, ein ganzes Universum aus Licht. Auf einmal konnte der Wurm, der nicht mehr länger ein armes Würmchen war, sehen, und bald erhielt er auch die Gabe des Hörens.
    Er nahm die Wunder des Klanges, der Formen und der Farben wahr, und er lernte, selbst Töne von sich zu geben und diesen einen besonderen Klang zu verleihen, Sinn in jeden Laut zu legen und sich so mit anderen Würmern seiner Art zu verständigen. Das war Sprechen.
    Und er erfand für einen Wurm einen besonderen Klang und gab einem anderen Wurm einen Klang, der zu ihm paßte. Und seine Artgenossen bedachten ihn mit einer Lautfolge, und die lautete so: Udivar.
    Udivar und die anderen Frischlinge wurden klüger und klüger, und dann erfuhren sie, daß die Welt, in die sie sahen, eine andere war als jene, in der sie lebten. Das war so: Ihre Körper waren an ein vierdimensionales Universum gebunden, ihre Sinne aber zeigten ihnen die 5. Dimension, den Hyperraum.
    Und mit dieser Erkenntnis wurde Udivar auf einmal wieder zu einem blinden, tauben und stummen Wurm in der Welt, in der er lebte. „Das ist die Geschichte von meiner Geburt und dem Erwachen meiner Sinne", fügte Udivar an die Erzählung an. Er sprach nicht akustisch, sondern signalisierte den Inhalt auf Hyperfrequenz. Und seine Zuhörer antworteten auf derselben Wellenlänge: „Das ist aber eine traurige Geschichte."
    „Nein, ganz und gar nicht, sie hat nämlich ein Happy-End", erwiderte Udivar. Und er erzählte weiter: Die Welt, auf der Udivar geboren war, hieß Nansar. Er schlüpfte in einer hochmodernen Klinik, seine Geburtshelfer waren Roboter wie ihr. Das Licht, das ihm die Augen für die 5. Dimension geöffnet hatte, war der Mond Anansar - ein Miniatur-Black Hole von lediglich Stecknadelgröße, aber mit jenem Schöpferfunken, den das dümmliche Würmchen gebraucht hatte, um zu einem denkenden, sehenden und sprechenden Nakken zu werden.
    Ja, die Natur ist voller Wunder, auch grausam, aber andererseits auch wieder so erfinderisch, daß sie für die schlimmste Qual auch wieder eine Linderung findet. Und wenn es nicht anders geht, dann erschafft die Natur Wesen in der 4. Dimension, die den auf höherer Ebene Lebenden Krücken bauten.
    Zu diesen Krückenbauern für die 4-Dblinden Nakken gehörten die Kartanin vom Nachbarplaneten Vinau.
    Diese brachten den Nakken ihre Zivilisation mit den Gebärkliniken, die die Sterblichkeitsrate tinter den Würmern senken half, und sie konstruierten technische Hilfen, die es den Blinden ermöglichte, in ihrem Lebensraum zu sehen und zu hören und mit Stimme zu sprechen wie alle anderen Wesen dieses Universums.
    Und die Kartanin und andere technisch begabte Wesen bauten Roboter als Betreuer für die Nakken.
    Es waren diese Roboter, die den stummen Nakkenjungen das Sprechen, in der 5.

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