1513 - Gier nach Templerblut
was ihm Fernand zu sagen hatte.
Godwin ging davon aus, dass es die Wahrheit war, und dann würde Salinger seine Ermittlungen in eine andere Richtung lenken müssen. Es konnte sogar sein, dass Bullet den Täter erkannt hatte. Das wäre natürlich der Idealfall gewesen. Da hätte man eine Großfahndung einleiten können.
Noch war alles Theorie. Die Praxis würde ihm die richtigen Antworten geben.
Er hörte das Geräusch von Schritten und drehte den Kopf nach links.
Der Pfarrer erschien aus dem recht dunklen Schatten einer Seitenwand, an der Bilder des Kreuzwegs hingen.
»Kommen Sie?«
»Nehmen wir den normalen Weg?«
»Ja, ich muss die Kirche noch abschließen. Das mache ich immer, seit etwas gestohlen wurde. Manche Menschen schrecken wirklich vor nichts zurück.«
»Sie sagen es.«
Beide trafen vor der Tür wieder zusammen, und Laroche holte einen Schlüssel aus der Tasche. Er schloss die Tür von außen ab.
Mittlerweile war die Dunkelheit hereingebrochen. Am Himmel schimmerten die ersten Sterne wie Diamantsplitter. Der laue Wind hatte etwas zugelegt, ohne allerdings als unangenehm empfunden zu werden.
In den Bäumen raschelte leise das Laub, und ein Blick in Richtung Arques zeigte dem Templer, dass dort schon die ersten Lichter in den Wohnungen brannten.
Das Haus des Pfarrers hatte der Templer nicht gesehen und erkundigte sich, wo es stand.
»Hinter der Kirche. Sie werden es gleich sehen.«
»Sehr schön.«
An der Kirche gingen sie vorbei und schritten über einen weichen Grasboden, bis sie einen schmalen gepflasterten Weg erreichten, der auf das kleine Haus zuführte, an dessen Außenwänden sich wilder Wein in die Höhe rankte.
»Nett haben Sie es.«
»Es ist etwas klein.«
»Auch für eine einzelne Person?«
»Ja, auch das.«
Der Templer wollte nicht widersprechen. Er wartete, bis der Pfarrer die Tür aufgeschlossen hatte. Danach schob er sie nach innen und ging vor.
Godwin sah, dass die Tür nicht besonders hoch war, und musste sich beim Eintreten ins Haus ducken.
Er nahm sofort die kühle Luft und den ungewöhnlichen Geruch wahr und dachte dabei an verdunstendes Weihwasser. Da es im Haus recht still war, fiel das Summen einer Fliege überdeutlich auf.
Laroche machte Licht. »Kommen Sie mit«, sagte er und zupfte dabei an seiner schwarzen Jacke.
»Ja, gern.«
Der Flur war schmal. Aber noch so groß, um die Haken in der Wand aufzunehmen, an denen zwei Mäntel hingen. Von Bullet war nichts zu hören und auch nichts zu sehen, aber auch in einem kleinen Haus wie diesem konnte es Verstecke geben, die nicht so leicht zu finden waren.
Sie betraten einen kleinen Wohnraum, der mehr einem Arbeitszimmer glich. Es gab nur zwei Sessel, dafür einen alten Schreibtisch und an den Wänden mit Büchern voll gestellte Regale. Der Blick durch die Scheiben der beiden Fenster wurde von den außen wachsenden Weinpflanzen gestört.
»Nehmen Sie Platz.«
»Danke.« Der Templer setzte sich in einen der beiden Sessel, zwischen denen ein Tisch stand.
»Ein Glas Rotwein?«
Godwin wollte nicht unhöflich sein, obwohl ihm lieber gewesen wäre, wenn man ihn gleich zu Fernand Bullet geführt hätte.
»Ja, ein Glas kann ich mir gönnen.«
»Ich habe es mir gedacht.«
Auf dem Schreibtisch stand eine Flasche, die bereits angebrochen war.
Zwei Gläser waren ebenfalls vorhanden, und die füllte der Pfarrer bis zur Hälfte.
Er kam mit beiden Gläsern auf Godwin zu und ließ sich dabei in den zweiten Sessel sinken. Godwin nahm es mit einem leichten Anheben der Augenbrauen zur Kenntnis, denn dass es hier eine gemütliche Runde werden würde, damit hatte er nicht gerechnet, und es passte ihm auch nicht in den Kram, wenn er ehrlich sein wollte.
»Auf das Leben, wie immer es auch aussehen mag«, sagte der Pfarrer und hob sein Glas an.
Godwin wunderte sich über den Spruch. Er klang seltsam aus dem Mund eines Geistlichen, aber er spielte mit. Zudem war der Wein wirklich gut.
Sehr vollmundig und rund.
»Ausgezeichnet, der Tropfen.«
Laroche lachte. »Ein Cousin von mir besitzt einen Weinberg, und da fallen für mich immer einige Flaschen ab. Ansonsten verkauft er seine Weine nur an die Spitzenrestaurants und an wirklich seriöse Händler, die die entsprechenden Kunden haben.«
Das war alles gut und schön, aber es interessierte den Templer nicht.
Man konnte schon beinahe glauben, dass der Pfarrer die Zeit bewusst in die Länge zog.
De Salier stellte das Glas auf den kleinen Tisch. »Da wir ja nicht hier
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