1513 - Gier nach Templerblut
windschlüpfriger Kleidung auf ihren Rennrädern hockten.
Wie in zahlreichen anderen Orten auf der Welt war auch hier die Kirche schon von Weitem zu sehen. Ihr Turm ragte über die Dächer der Häuser hinweg. Er war nur nicht spitz, sondern erinnerte mehr an einen viereckigen Schornstein.
Dort wollte der Templer hin. Er kannte zwar nicht jedes Haus in Arques, aber wie er auf dem schnellsten Weg zur Kirche kam, das wusste er schon.
Und so lenkte er seinen Wagen erst gar nicht nach Arques hinein, sondern fuhr am Ortseingang über einen Feldweg, der auf den kleinen Platz vor der Kirche führte.
Neben einem alten Brunnen, der kein Wasser mehr gab, hielt er seinen Wagen an und stieg aus. Schon beim ersten Schritt ins Freie hörte er den Gesang aus der Kirche. Der Pfarrer hielt die Abendmesse, und in diesem Fall war es die Maiandacht.
Der Templer hatte nicht vorgehabt, den Gottesdienst zu stören. Ob sich Fernand Bullet während der Andacht in der Kirche aufhielt, war zudem fraglich, aber er würde einen Blick hineinwerfen müssen, um sicher zu sein.
Die grauen Schatten lagen bereits auf dem Boden. In den Bäumen zwitscherten die Vögel. Ansonsten war es still. Auf dem Kirchplatz parkten zwei Autos. Wahrscheinlich waren die Gläubigen damit gekommen.
Eine friedliche Stimmung, die keinen Verdacht auf etwas Böses aufkommen ließ. Aber Godwin kannte auch die andere Seite. Oft war dieser Friede nur trügerisch. Dahinter lauerte des Öfteren das Grauen und wartete nur darauf, zuschlagen zu können.
Godwin wusste nicht, wie lange die Andacht noch dauern würde. Er wollte nicht vor der Kirche warten und schritt auf die Tür zu, die halb offen stand.
Er schob sich in die kleine Kirche hinein. Auf zwei Bankreihen verteilten sich die Gläubigen. Schon beim ersten Blick erkannte er, dass es mehr Männer als Frauen waren.
Er stahl sich in die letzte Reihe, ließ sich dort auf der Sitzbank nieder und wartete darauf, dass sich die Andacht dem Ende näherte. Das war bald der Fall, denn der Pfarrer war bereits dabei, seinen Segen zu geben. Danach sollte noch ein Lied gesungen werden, und dann konnten-die Gläubigen das Gotteshaus verlassen.
Durch die in der Nähe des Altars stehenden Kerzen war es hell genug, um auch den Pfarrer erkennen zu können. Godwin kannte ihn zwar vom Ansehen, hatte aber vergessen, wie er wirklich aussah.
Der ältere Mann am Altar hatte graue Haare, die einen dichten Pelz auf dem Kopf bildeten. Jetzt erinnerte sich der Templer wieder daran, dass er ihn schon getroffen hatte. Um was es dabei gegangen war, wusste er nicht mehr.
Die Menschen sangen das Lied. Nicht alle sechs Strophen, sondern nur zwei. Danach waren sie entlassen.
Godwin blieb noch in der Bank sitzen. Er war ein Fremder, und so wurde er auch betrachtet, als die Dorfbewohner an ihm vorbeigingen. Es gab auch welche, die ihm zunickten, und ein Mädchen streckte ihm sogar die Zunge heraus.
Bevor die letzten Kirchgänger durch die Tür nach draußen verschwunden waren, erhob er sich von seinem Sitz. Er sah dem Pfarrer zu, der ohne Messdiener gearbeitet hatte. Der Mann stand noch immer am Altar und schaute den Menschen nach, die die Kirche verlassen hatten.
Der Templer löste sich aus der Bank und schritt durch den Mittelgang auf den Altar zu, wo er bereits erwartet wurde.
Der Geistliche stand dort hoch aufgerichtet in seinem hellgrünen Gewand. Im Gesicht des Geistlichen regte sich nichts, als Godwin seinen Weg weiter vorging und erst stoppte, als er die beiden Stufen überwunden hatte, die zum Altar hoch führten, dessen Seiten von einem Blumenschmuck umgeben waren.
»Pierre Laroche?«, fragte Godwin.
»Ja, das bin ich.«
»Das ist gut.«
»Wieso?«, fragte Laroche schmallippig. »Kennen wir uns?«
Godwin wiegte den Kopf. »Kennen ist vielleicht zu viel gesagt. Wir haben uns schon mehrmals gesehen. Mein Name ist Godwin de Salier. Ich komme aus Alet-les-Bains zu Ihnen.«
»Ah ja, jetzt erinnere ich mich. Sie haben doch dort dieses Templer-Kloster.«
»Genau. Und ich bin so etwas wie der Abt.«
»Stimmt, ich erinnere mich wieder. Darf ich Sie fragen, ob Sie zufällig vorbeigekommen sind oder ob Sie einen Grund haben, mich zu besuchen?«
»Es gibt einen Grund.«
»Gut, womit kann ich Ihnen helfen?«
Godwin behielt seine Freundlichkeit und sein Lächeln bei, was man von Laroche nicht behaupten konnte.
Der Pater schaute seinen Besucher recht starr an. Weder in seinem Gesicht noch in den Augen erkannte der Templer eine Regung. Auch
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