1513 - Gier nach Templerblut
überhören.
Fernand Bullet öffnete die Lippen.
Godwin de Salier konnte nicht daran vorbeisehen.
Es war kein Witz, es war kein Spaß, denn aus dem Oberkiefer ragten zwei spitze Zähne.
Fernand Bullet war zu einem Vampir geworden!
***
Das war nicht möglich. Das war ein Albtraum. Hier im Bett lag kein normaler Mensch, hier lag ein Blutsauger, und mit ihm hatte Godwin auch gesprochen, und das völlig normal.
Nur hatte er dabei noch nicht gedacht, dass er in eine Falle gelockt worden war. Und genau die hatte jetzt zugeschnappt. Er steckte darin, und ihm war klar, dass der Pfarrer ebenfalls auf der Seite des Bösen stand.
Godwin de Salier gehörte nicht unbedingt zu den Menschen, die eine lange Reaktionszeit besaßen. In diesem Fall jedoch war er einfach zu überrascht. Da hatte er den Eindruck, neben sich zu stehen und von innen her zu erkalten, weil er nicht in der Lage war, etwas zu unternehmen. Die Sekunden dehnten sich in die Länge.
Bis er das leise Fauchen hörte, das sich mit dem Knurren in der Kehle vermischte. Zugleich bewegten sich die Hände des Blutsaugers zuckend in die Höhe. Er musste sie so anheben, damit sie herumschnellen und den Hals des Templers packen konnten, was Godwin auf jeden Fall vermeiden wollte.
Er hatte bereits mit Vampiren seine Erfahrungen gesammelt. Er wollte sich zurückwerfen, was er auch schaffte, aber nicht weit genug, denn da stand plötzlich der Pfarrer hinter ihm.
Und er tat, was der Blutsauger, wollte. Godwin hatte in den vergangenen Sekunden nicht auf ihn geachtet, und so hatte er sich die verkorkte Weinflasche vom Schreibtisch holen können.
Der Templerführer fiel gegen die Beine des Pfarrers, und damit wurde seine Rückwärtsbewegung gestoppt.
Ideal für einen Schlag.
Godwin de Salier sah die Flasche nicht kommen. Aber er hörte über sich das verräterische Geräusch und bekam noch etwas von diesem verdammten Luftzug mit.
Der warnte ihn!
De Salier riss den Kopf zur Seite. Leider nicht weit genug, denn die Flasche befand sich bereits auf dem Weg. Sie traf seinen Schädel nicht voll, erwischte mehr die linke Seite, schrammte am Ohr entlang und landete auf der Schulter.
Es war das Aus für den Templerführer. Er kippte nach links und blieb auch auf dieser Seite liegen…
Pierre Laroche trat zurück. Den rechten Arm mit der Flasche hatte er sinken lassen. Seine Augen waren weit geöffnet, und mit diesem Blick schaute er auch nach unten.
Godwin de Salier lag vor seinen Füßen, was der Pfarrer wohl begriff, aber gleichzeitig eine Reaktion erlebte, die er nicht hatte vorausahnen können. Er fing plötzlich an zu lachen, ohne dass er es wollte. Und er lachte so lange, bis er merkte, dass ihn der Blutsauger ebenfalls mit seinem gierigen Blick anschaute.
Noch lag Fernand auf dem Bett, aber man konnte davon ausgehen, dass es nicht mehr lange so bleiben würde. Er winkelte bereits die Arme an und drückte sich langsam in die Höhe.
Alles passierte bei ihm langsam. Er blieb noch sitzen. Erst nach einer Weile drehte er sich um. Seine Beine schwangen über den Bettrand hinweg und er stellte die Füße auf den Boden.
Die Schuhe trug er noch. Auch seinen dunkelroten Pullover und die schwarze Hose. In seinem Kopf schien sich etwas abzuspielen.
Jedenfalls sah er aus wie ein nachdenklicher Mensch, der er natürlich nicht mehr war. Dann hob er den Kopf an, und sein Blick erwischte den Pfarrer, der in den letzten Sekunden bis zur Tür zurückgewichen war.
»Gut«, flüsterte Laroche. »Ich habe dir den Gefallen getan. Da liegt er. Du kannst sein Blut trinken. Und wenn du satt bist, dann geh bitte und komm nie wieder. Sag das auch deiner Verka. Ich will euch beide nicht mehr hier sehen.«
Fernand nickte nur. Danach schüttelte er sich, und als er den Kopf wieder anhob, da lag ein Grinsen auf seinen Lippen, das dem Pfarrer Angst einjagte. Auf Befehl der Blutsaugerin hin hatte er die Kreuze aus seinem Haus entfernt, jetzt aber schlug er ein Kreuzzeichen, was mehr einem Reflex glich, den Vampir aber störte, denn er fauchte den Geistlichen wütend an »Schon gut, schon gut. Ich lasse es ja sein.«
Bullet kümmerte sich nicht darum. Er stand auf und schaute auf den Bewusstlosen. De Salier würde sich nicht mehr wehren können, und Fernand Bullet hatte alle Zeit der Welt für den ersten Bluttrunk in seiner neuen Existenz…
***
Fünf Frauen hatten sich zusammengeschlossen, um etwas in der kleinen Stadt zu bewegen, in der es auch Sozialfälle gab.
Und sie hatten etwas
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