1513 - Gier nach Templerblut
einer Zuflucht der Blutsauger werden konnte.
Es war das perfekte Versteck. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sich gerade unter einer Kirche ein Vampirnest befand. Das war einfach unmöglich.
Bullet drehte den Kopf und hob ihn auch leicht an, weil er den Abbé anschauen wollte. Für einen Moment hatte Laroche den Eindruck, dass er Opfer dieser Bestie werden sollte, aber Bullet grinste nur und sagte: »Er wird bald wieder mein Bruder sein.«
»Ja, wenn du das so siehst.«
»So sehe ich das. Und ich sage dir, dass de Salier erst der Anfang ist. Andere werden folgen, das ist unser Gesetz. Wenn er erwacht, wird er den Hunger nach dem Blut der Menschen spüren. Aber er wird sich noch gedulden müssen und die Dämmerung des nächsten Tages abwarten, bis er sich auf den Weg zum Kloster machen kann. Verstehst du jetzt, was ich damit meine?«
Laroche hob die Schultern. »Er ist das erste Glied in der langen Blutkette«, fuhr Bullet fort. »Er wird immer und immer wieder seinen Hunger befriedigen müssen, und da wird er im Kloster genügend Nahrung finden.« Er fing an zu kichern. »Es wird nicht lange dauern, dann ist das Kloster von Vampiren besetzt, die sich dann über Alet-les-Bains hermachen, sodass von hier aus eine große Vampirflut das Land überschwemmen kann.«
Der Abbé hatte jedes Wort verstanden. Und sein Herz klopfte immer stärker, denn ihm war in den Sinn gekommen, dass er zu einem Komplizen dieses Plans geworden war.
Etwas in ihm bäumte sich auf. Das Gewissen sagte ihm, dass er so etwas nicht zulassen konnte. Aber das hatte er schon bei dieser Verka getan, da war er ebenfalls zu schwach gewesen.
Er musste die Folgen tragen und nickte vor sich hin, während der Schweiß sein Gesicht nässte.
»Du stehst doch auf unserer Seite - oder?«
Wieder konnte der Pfarrer nur nicken.
»Das ist gut. Und bleib es auch weiter, wenn du dein Blut behalten willst.« Er schwieg.
Bullet drehte seinen Kopf wieder in die Richtung, die er brauchte. Er visierte die linke Halsseite des Templerführers an und riss bereits den Mund in wilder Vorfreude auf.
Genau da erklang die Flurklingel! Beide hatten dieses schrille Geräusch gehört, und beide bewegten sich nicht von der Stelle.
Dafür tauschten sie Blicke, wobei die des Pfarrers flackerten und ihnen anzusehen war, dass er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. »Wer ist das?«
Der Abbé hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber manchmal kommen am Abend Menschen zu mir, weil sie meinen Rat brauchen und glauben, am Ende zu sein.«
Es schellte wieder.
»Was soll ich tun?«, flüsterte Laroche.
»Wimmle den Besucher ab.«
»Und wenn er sich dagegen stemmt?«
Jetzt grinste der Vampir noch breiter. »Wenn er das tut und du keine Chance mehr siehst, ihn abzuwimmeln, dann schaffe ihn zu mir. Ich bin immer noch hungrig und kann auch das Blut von zwei Menschen vertragen.«
Laroche nickte. Er sagte kein Wort mehr. Dafür drehte er sich um und ging zur Tür…
Inspektor Salinger hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und wollte wieder umkehren, um sich die Telefonnummer des Abbé zu besorgen, damit er es mit einem Anruf versuchen konnte, als die Tür doch noch geöffnet wurde.
Und es war auch im Flur das Licht eingeschaltet worden, sodass der Besucher den Pfarrer sehen konnte.
Ein älterer Mann mit weißen Haaren stand vor ihm. Seine Augen waren weit geöffnet, und auf seinem Gesicht war der ölige Schweiß nicht zu übersehen.
Aber Salinger sah auch, dass sich der Abbé irritiert zeigte. Er schüttelte den Kopf und sagte mit leiser Stimme, in der noch ein Krächzen mitklang: »Wer sind Sie? Und was wollen Sie zu dieser späten Stunde noch von mir? Aus Arques sind Sie nicht.«
»Das ist wahr. Mein Name ist Salinger. Ich bin Inspektor und damit beauftragt, den Mord an Corinna Bullet zu untersuchen, von dem Sie bestimmt schon gehört haben.«
»Ja, das hat wohl jeder hier im Ort.«
»Gut, dass Sie zustimmen.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Dass Sie nicht der Täter sind, steht fest«, sagte Salinger, »aber auf der Suche nach ihm muss ich jede Möglichkeit in Betracht ziehen, wenn Sie verstehen.«
»Nein.«
»Es geht um…« Salinger winkte ab und sagte dann: »Bitte, ich möchte das nicht zwischen Tür und Angel mit Ihnen besprechen. Kann ich nicht hineinkommen? Es dauert wirklich nicht lange.«
Der Abbé focht einen innerlichen Kämpf mit sich aus.
Salinger gehörte zu den Menschenkennern. Er sah, dass noch mehr Schweiß aus den Poren
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